„Wenn ich mich mit ihm vergleiche, liege ich eine Woche weinend im Bett“ – Gian van Veen über Vergleiche mit Luke Littler

PDC
Donnerstag, 06 November 2025 um 14:00
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Kurz vor dem Start des Grand Slam of Darts lebt Gian van Veen noch immer in seinem persönlichen Traum. Der 23-jährige Niederländer gewann Ende Oktober bei der European Championship in Dortmund seinen ersten großen PDC-Titel – mit einem dramatischen 11:10-Finalsieg über den Weltranglistenersten Luke Humphries. „Ich habe es noch nicht zu 100 Prozent begriffen, dass ich jetzt ein Major-Sieger bin“, sagte Van Veen im Gespräch mit Online Darts. „Vielleicht dauert das noch ein paar Monate. Aber in den letzten anderthalb Wochen habe ich ein bisschen auf Wolke 7 gelebt.“
Diese Euphorie schwappte auch in die Heimat über. Zahlreiche niederländische Medien berichteten über den neuen Europameister. „Viele wollten etwas mit mir machen. Das war schön zu sehen. In den Niederlanden sind wir mit Raymond und Michael verwöhnt, und Danny hat die UK Open gewonnen. Danach war es eine Weile ruhig – umso schöner, dass sie das sofort aufgegriffen haben.“
Trotz des Titels bleibt Van Veen bescheiden. „Für mich ändert sich nicht viel“, betont er. „Ich mache einfach weiter wie bisher. Mein Niveau war das ganze Jahr über gut. Auf der European Tour hat es nicht geklappt, in Dortmund schon. Jetzt kommt der Grand Slam einfach als ein weiteres Turnier.“

Schwere Gruppe, schweres Los – und ein Déjà-vu

Seine Auslosung in Wolverhampton hat es allerdings in sich. In der Gruppenphase trifft Van Veen unter anderem auf Wessel Nijman, Josh Rock und Lisa Ashton. „Es ist fast eine Wiederholung des letzten Jahres“, lacht er. „Nur dass Lisa diesmal statt Stephen Bunting dabei ist. Wessel ist in Topform und hat gerade wieder ein Pro Tour-Turnier gewonnen. Das wird ein richtig schöner Kampf.“
Auch bei den kommenden Players Championship Finals in Minehead wartet direkt wieder Luke Humphries. „Das wird hart“, gibt Van Veen zu. „Vor allem, weil jetzt viel über die Premier League gesprochen wird. Ich habe immer gesagt: Drei gute TV-Turniere, dann hast du eine Chance. Aber das ist leichter gesagt als getan, wenn man solche Gruppen bekommt.“

Mehr Selbstvertrauen – dank Dortmund

Was ihn aktuell unterscheidet, ist seine mentale Stärke. „Ich habe dieses Jahr so oft 7:6 verloren, im Halbfinale oder so. Mir hat das letzte Doppel gefehlt. In Dortmund habe ich das geschafft – gegen Michael und Luke in entscheidenden Legs. Das gibt mir jetzt viel Vertrauen. Wenn es wieder 5:5 oder 9:9 steht, weiß ich, dass ich es im TV kann. Das ist ein riesiger Schub – für dieses und die nächsten Jahre.“

Blick auf die WM und die Premier League

In den vergangenen beiden Jahren blieb Van Veen bei der WM im Alexandra Palace sieglos. Jetzt will er das ändern. „Ich bin unter den Top 10 der Welt, ohne je ein WM-Spiel gewonnen zu haben. Das muss besser werden. Ich habe mehr Selbstvertrauen und sehe das ganz anders als zuvor.“
Das Thema Premier League bleibt trotzdem ein heißes. „Natürlich würde ich gerne dabei sein“, sagt er. „Aber wenn ich beim Grand Slam nicht durch die Gruppe komme, in Minehead früh ausscheide und bei der WM auch – dann gehöre ich einfach nicht dazu. So einfach ist das.“
Mike de Decker hat trotz Majortitel keine Einladung erhalten, erinnert er sich. „Er war damals 20. der Welt. Ich bin jetzt Siebter – das ist ein großer Unterschied. Ich verteidige auch nicht viel. Ich werde also nicht plötzlich aus den Top 10 fallen.“

„Vielleicht kann ich irgendwann der beste Niederländer sein“

Kann Van Veen also bald Michael van Gerwen überflügeln? „Es könnte möglich sein“, meint er vorsichtig. „Wenn ich mein Niveau halte, ja. Aber Michael ist einfach unglaublich. Selbst wenn er mal nicht in Topform ist, steht er bei der WM wieder im Finale. Wenn er das schafft, komme ich nächstes Jahr nicht an ihn heran.“
Trotzdem gefällt ihm, dass die niederländische Szene so stark ist. „Danny, Dirk, Wessel – es gibt viele gute Jungs. Wenn Michael mal nicht trifft, ist jemand anderes da. Vielleicht bin ich das, aber ich fühle keinen Druck, dass ich es sein muss.“

Vergleich mit Littler und Rock? Kein Problem

In England wird Van Veen oft mit Luke Littler und Josh Rock verglichen. „Es ist schön, im gleichen Satz wie Luke genannt zu werden“, sagt er lachend. „Aber wenn ich mich mit ihm vergleiche, liege ich eine Woche lang weinend im Bett. Er macht das jede Woche. Das ist der Grund, warum er bald Nummer 1 der Welt ist.“
Van Veen bleibt lieber bei seinem eigenen Weg. „Ich habe es ihm bisher immer schwer gemacht, wenn wir gespielt haben. Wenn ich das weiter tue, bin ich zufrieden. Ich muss nicht dieses oder nächstes Jahr auf seinem Niveau sein.“
Für den frischgebackenen Major-Champion ist die Zielsetzung klar: „Das ist die Zeit, in der man Geld verdienen kann“, sagt er über Grand Slam, Players Championship Finals und WM. „Wenn man in Form ist, ist das die beste Phase des Jahres. Und ich bin in Form. Die Auslosungen sind hart, aber ich freue mich auf alles, was kommt.“
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