Connor Scutt erlebt derzeit eine der spannendsten Phasen seiner Karriere. Der 28-jährige Engländer hat sich nicht nur für den
Grand Slam of Darts in Wolverhampton qualifiziert, sondern auch erneut ein Ticket für die Darts WM im Londoner Alexandra Palace gelöst. Im Gespräch mit Tungsten Tales blickte Scutt offen auf ein Jahr voller Höhen, Tiefen und wichtiger Lernprozesse zurück.
„Es war eine gute Woche für mich“, beginnt Scutt mit einem Lächeln. „Ich habe mich über den Pro Tour Order of Merit für die WM qualifiziert und jetzt auch für den Grand Slam. Dabei hatte ich den höchsten Average in der gesamten Qualifikation – fast 101 Punkte im Schnitt. Das fühlt sich gut an.“
Trotz dieser starken Zahlen sieht Scutt noch Luft nach oben. „Ich kann nicht sagen, dass ich eine schlechte Saison hatte“, erklärt er. „Aber ich hatte viel Pech. Meine Gegner haben oft herausragend gegen mich gespielt. Ich habe Matches mit einem 99er oder 100er Average verloren, während sie 104 oder 106 geworfen haben. Das ist frustrierend, aber Teil des Spiels.“
Seine Statistiken zeigen jedoch, dass Scutt weiter zur erweiterten Spitze gehört. „Ich bin immer noch unter den 64 besten Averages der Pro Tour“, sagt er. „Mein Spiel ist da – ich muss nur konstanter werden.“
Beim Qualifier in Wigan überzeugte Scutt mit Siegen über Peter Wright und Mike De Decker. Eine der besten Leistungen seines Jahres. „Ich habe mein Set-up etwas verändert“, erzählt er. „Ich benutze jetzt Condor-Produkte – die fühlen sich großartig an. Ich war richtig sicher am Oche.“
Auch das Training läuft blendend. „In der Woche vor dem Qualifier habe ich zwei Neun-Darter geworfen – einen daheim und einen in Wigan gegen Joe Hunt. Da wusste ich: Meine Form kommt zurück.“
In Wolverhampton trifft Scutt auf Karel Sedláček, Daryl Gurney und Luke Littler – eine knifflige Gruppe. Doch er bleibt gelassen: „Das Los ist, was es ist. Ich habe gegen alle außer Luke gespielt. Ich liebe es, im Fernsehen zu spielen – das Publikum gibt mir Energie.“
Mit der Erwartungshaltung der Fans kann er umgehen. „Egal, wie sie reagieren, es ist nie persönlich. Wir spielen das ganze Jahr, um solche Momente zu erleben – um zu zeigen, was wir können.“
Besonderen Respekt zollt er seinen Gegnern, ohne sich einschüchtern zu lassen. „Daryl, Karel, Luke – sie alle können einen 110er Average werfen. Ich konzentriere mich auf mein Spiel. Mehr kann ich nicht tun.“
Der Weg zur WM-Teilnahme war eng. „Ich musste beim letzten Turnier zittern“, gibt Scutt zu. „Ich verlor knapp gegen Van den Bergh und musste hoffen. Am Ende lief alles perfekt – drittes Mal Ally Pally, das ist großartig.“
Neben dem Sport veränderte sich auch privat vieles. „Ich habe den Hersteller gewechselt, bin umgezogen – viel los im Leben. Da ist man nicht immer voll bei der Sache. Aber jetzt ist alles im Lot, ich werfe wieder Neun-Darter und fühle mich so gut wie lange nicht.“
Scutt weiß, wie hart der Einstieg ins Profigeschäft ist. „Als ich meine erste Tour Card bekam, ging alles zu schnell. Ich hatte gute Ergebnisse, aber dachte, das reicht. Heute weiß ich: Man muss ständig an sich arbeiten. Trainieren, planen, mental bereit sein – das ist ein Vollzeitjob.“
Inzwischen fühlt er sich auf der Tour angekommen. „Wenn ich ein Major verpasse, ist das kein Drama. Dann spiele ich lokale Turniere, um im Rhythmus zu bleiben.“
Auch über Beau Greaves spricht Scutt voller Bewunderung. „Beau ist unglaublich. Ich habe mit ihr bei den Denmark Open trainiert – sie ist eine der besten Spielerinnen, die ich je gesehen habe. Wenn sie sich eingewöhnt hat, wird sie keiner mehr stoppen.“
Für die kommenden Wochen hat Scutt ein klares Ziel: Locker bleiben. „Letztes Jahr habe ich zu viel auf Rechenbeispiele und Tabellen geschaut. Dieses Mal will ich einfach werfen, genießen und sehen, was passiert.“
Seine Philosophie ist einfach – und effektiv. „Ich weiß, dass ich gut spiele. Manchmal fallen die Doubles, manchmal nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass etwas Gutes kommt. Es muss nur noch raus.“