In dieser Kolumne blicken wir regelmäßig mit einem besonderen Dartspieler zurück in die Vergangenheit. Anlässlich der bevorstehenden PDC
World Series-Rückkehr nach Down Under und Kyle Andersons Titel beim Auckland Darts Masters 2017, steht die australische Darts-Legende heute im Fokus dieser Rubrik.
Kyle Anderson wurde am 14. September 1987 in Subiaco geboren. Er war ein Aborigine und war besonders stolz darauf. Er begann seine Karriere bei der
BDO, wo er schnell sein Talent unter Beweis stellte und 2010 die Japan Open gewann. Im selben Jahr spielte er auch sein einziges Major mit der BDO, bei den Winmau World Masters, wo er allerdings in den letzten 72 strandete.
Debüt bei der Weltmeisterschaft
Im Jahr 2012 gewann Anderson die Oceanic Masters, was ihm sein Debüt bei der PDC
Darts WM 2013 ermöglichte. In der ersten Runde hatte er Chancen, die ersten beiden Sätze zu gewinnen, verlor aber schließlich mit 0-3 gegen Steve Beaton. Dennoch hatte Anderson gezeigt, wozu er fähig war und kehrte voller Selbstvertrauen nach Australien zurück.
Ein 9-Darter für die Ewigkeit Im Jahr 2013 dominierte er den australischen Circuit mit nicht weniger als sieben Turniersiegen. Infolgedessen belegte Anderson den ersten Platz der australischen Rangliste, was ihm die erneute Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2014 ermöglichte. Dort sorgte er in der ersten Runde für Aufsehen, als er bei einem 1-2-Satzrückstand gegen Ian White einen 9-Darter warf. Zu diesem Zeitpunkt war es erst der siebte 9-Darter in der Geschichte der
Darts Weltmeisterschaft. Es war übrigens ein historischer Abend im Alexandra Palace, denn kaum eine Stunde zuvor hatte Terry Jenkins ebenfalls ein perfektes Leg geworfen, so dass sich beide Spieler den Scheck über £30.000 teilen mussten.
Es war jedoch das letzte Leg, das Anderson bei dieser Weltmeisterschaft gewann. White zeigte nach dem 9-Darter keine Gnade und gewann das Spiel mit 3-1. Einen Monat später reiste er voller Ehrgeiz zur Q-School, in der Hoffnung, sich dort eine PDC Tour Card zu erspielen - und das gelang ihm auch. Er gewann am ersten Tag sechs Spiele in Folge, so dass im Finale Keegan Brown das letzte Hindernis auf dem Weg zur Tour Card war. Anderson gewann auch dieses Match und sicherte sich damit eine Tour Card. Allerdings gefiel dem Australier das ständige Hin- und Herfliegen zwischen England und Australien nicht, und dank eines Sponsors konnte er sich dauerhaft in England niederlassen, um die komplette
Pro Tour zu absolvieren.
Manche Spieler brauchen eine lange Eingewöhnungszeit bei der PDC, aber das war bei Anderson nicht der Fall. Tatsächlich schaffte er es nach nur wenigen Monaten auf der Pro Tour bis ins Halbfinale eines
Players Championship-Turniers, aber auch hier stand White einem größeren Erfolg im Weg. Anderson trat jedoch weiterhin regelmäßig auf und schaffte es, selbst regelmäßig gegen große Namen zu gewinnen. Bei den Sydney Darts Masters gelang ihm in diesem Jahr auch eine große Überraschung, als er Raymond van Barneveld in der ersten Runde schlug. Im Viertelfinale schlug er
Simon Whitlock in einem rein australischen Duell, doch im Halbfinale war Phil Taylor schließlich mit 10-4 zu stark.
Erstes gewonnenes World Cup-Spiel
Im Jahr 2015, bei seiner dritten Darts WM-Teilnahme, wurde er endlich belohnt und schaffte es nach einem Sieg gegen Beaton, die erste Runde zu überstehen. Eine Runde später war sein Abenteuer jedoch nach einer 2-4-Niederlage gegen Andy Hamilton beendet. In den folgenden Monaten zeigte er weiterhin sehr regelmäßig gute Leistungen und stieß bis in die Top-64 der Weltrangliste vor. Bei der World Darts Championship 2016 schlug er Brendan Dolan in der ersten Runde, scheiterte dann aber an Vincent van der Voort mit 4-2.
Einige Monate später erreichte er zum ersten Mal das Viertelfinale eines Major-Turniers. Bei den UK Open schlug er nacheinander Andy Hamilton, James Wilson und Benito van de Pas. Im Viertelfinale kam es dann allerdings zu einer herben Enttäuschung, als Anderson mit 0-10 gegen Jelle Klaasen unterlag. Im selben Jahr trat Anderson auch mit Simon Whitlock beim
World Cup of Darts an. Das australische Paar zeigte eine hervorragende Leistung, doch nach Siegen gegen Deutschland und Dänemark unterlagen sie im Viertelfinale den Niederlanden.
Erster PDC-Turniersieg
Visaprobleme hinderten Anderson daran, an den letzten Turnieren des Jahres 2016 teilzunehmen und zwangen ihn sogar, die Weltmeisterschaft 2017 zu verpassen. Seine Visaprobleme wurden Anfang 2017 gelöst und 2017 wurde das mit Abstand erfolgreichste Jahr seiner Karriere. Anderson krönte sich Mitte des Jahres nach seinem Turniersieg beim Players Championship 17 durch einen Finalsieg gegen Kevin Painter zum ersten Mal zum Ranglistensieger.
The Original erwies sich als sehr erfolgreich und gewann wenig später auch das Auckland Darts Masters, ein Turnier der World Series of Darts. Im Finale schlug er seinen Landsmann Corey Cadby. Später im Jahr erreichte Anderson auch das Halbfinale der
European Championship, wo er einen weiteren 9-Darter warf und schließlich erst im letzten und entscheidenden Leg gegen Michael van Gerwen verlor.
Rückkehr nach Australien
Anderson, dessen Bruder Beau bis 2017 ebenfalls in der PDC aktiv war, war auch 2018 und 2019 auf der Pro Tour aktiv, aber erneute große Siege blieben aus. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 beschloss Anderson, nach Australien zurückzukehren. Er gab seine Tour Card Anfang 2021 ab, um seine Familie bei der bevorstehenden Geburt seines zweiten Kindes zu unterstützen.
Ein viel zu früher Abschied
Am 24. August 2021 wurde die Dartwelt durch eine furchtbare Nachricht geschockt. Anderson, der schon seit einiger Zeit im Krankenhaus lag, war an Nierenversagen gestorben. Er wurde nur 33 Jahre alt und hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Nach ihrem Finalsieg beim World Cup of Darts 2022 widmeten Simon Whitlock und
Damon Heta ihren Titel Anderson. Außerdem wurde eine Crowdfunding-Kampagne von der Dartwelt ins Leben gerufen, um Andersons Familie finanziell zu unterstützen.
Der Australier war ein besonders beliebter Spieler auf dem Circuit, über den niemand ein schlechtes Wort sagen konnte. Deshalb wird er bis heute besonders schmerzlich vermisst.