Zwei belgische Spieler stehen beim WDF-WM-Turnier im legendären Lakeside unter den letzten 16. Doch statt Feierlaune herrscht blankes Entsetzen: François Schweyen und Sybren Gijbels wurden nach ihren Siegen aus dem Turnierhotel geworfen – mit Verweis auf „Überbuchung“.
Streit um Hotelplätze überschattet sportlichen Erfolg: „Sorry, volbookt“ – und raus
Die
World Darts Federation gilt als zweitgrößte Organisation hinter der PDC. Das Niveau entspricht einer Art „zweiten Liga“, doch der Aufwand der Spieler ist enorm: monatelanges Reisen durch Europa, um Punkte für das WM-Ranking zu sammeln. Am Ende qualifizierten sich 48 Spieler für Frimley Green – dort, wo Andy Baetens vor zwei Jahren Weltmeister wurde.
Schweyen startete als Nummer zehn gesetzt direkt in Runde zwei und gewann einen packenden 3:2-Thriller gegen Jeffrey Sparidaans. Gijbels war ursprünglich nur Ersatzmann, schlug aber nacheinander Kevin Luke und Marcus Maier. Belgien stellte damit zwei Achtelfinalisten. Eigentlich ein Grund zum Jubeln.
Kurz nach ihren Siegen kam jedoch die Nachricht, die den Belgiern den Abend verdarb. Kaum hatten sie den Spielbereich betreten, wurde ihnen laut RTL-Kommentator Tanguy Borra ein Blatt Papier unter die Nase gehalten: vier Hotels zur Auswahl – und die klare Ansage, das Lakeside-Hotel zu verlassen.
Der Hintergrund: Laut WDF-Vertrag wird der Aufenthalt nach einem Sieg normalerweise automatisch verlängert. Doch ein Zusatz im Kleingedruckten lautet: „Bei Verfügbarkeit.“ Und genau diese sei plötzlich nicht mehr gegeben.
Lakeside: Kultort mit zu wenig Platz
98 Zimmer bietet das traditionsreiche Lakeside Leisure Complex – viel zu wenig, sagt Borra. Der ikonische Austragungsort, eng verbunden mit Namen wie Raymond van Barneveld oder Phil Taylor, hat seinen Glanz längst verloren. Für die Spieler bedeutet die Situation Stress statt WM-Routine.
Schweyen und Gijbels, ohnehin finanziell weniger gut ausgestattet als die Profis, buchen ihre Zimmer normalerweise nur für den jeweiligen Spieltag. Weiteres Übernachten übernimmt dann die Organisation. Diesmal jedoch mussten sie selbst zahlen – und umziehen.
Borra ist fassungslos: „Wir sind hier bei einer Weltmeisterschaft. Und dann behandelt man Spieler so? François wollte einfach nach Hause fahren, so angewidert war er. Sybren genauso.“
Andere Nationen traf es ebenfalls: deutsche Spieler, Topgesetzte wie Lorraine Hyde aus Schottland, die Tschechin Jitka Císařová – sogar zweimal – und auch die Niederländerin
Priscilla Steenbergen mussten kurzfristig umziehen.
Die Japanerin
Mikuru Suzuki traf abends mit ihren Koffern im Spielerbereich ein, obwohl sie noch am selben Abend spielen musste. Auch ihr wurde kein Zimmer gewährt.
Unterbringung statt Vorbereitung
Borra selbst sitzt nun als Betreuer von Schweyen in einem Hotel fünf Kilometer entfernt – eines, das nicht einmal auf der WDF-Liste stand. „Wir schauen auf die Landebahn. Es geht nicht um die Strecke, sondern darum, dass die komplette Routine zerstört wird. Frühstück, Training, Ruhe – alles weg.“
Er vermutet, dass Hotelzimmer mit TV-Teams belegt wurden. „Dass man in dieser Phase die Begleiter ausquartiert – okay. Aber doch keine Spieler! Das ist einfach respektlos.“