Nach 22 Jahren Abwesenheit stand Matt Clark endlich wieder auf der legendären
Lakeside-Bühne. Der englische Veteran, einst fester Bestandteil der großen BDO-Turniere der frühen 2000er, feierte bei seiner Rückkehr direkt einen Sieg – und das, obwohl selbst er zugab, dass dieser Erfolg alles andere als selbstverständlich war. „Ich bin glücklich über den Sieg, aber ich hatte auch ein bisschen Glück“,
sagte Clark mit einem Lächeln. „Ich kam mit einem Schrecken her. Im ersten Satz habe ich mehrere Doppel verpasst und dachte: Das war’s. Mein Gegner traf alles. Als er dann doch einmal verfehlte, dachte ich nur: Danke! Komischerweise war ich im ersten Satz entspannter als im restlichen Match – vielleicht zu entspannt. Oder es waren die Schmerzmittel“, witzelte er.
Clark zeigte sich spürbar bewegt über seinen langen Weg zurück auf die Bühne, die seine Karriere einst prägte. „Ich wollte einfach nur ein Spiel gewinnen. Vor 30 Jahren habe ich hier angefangen, hatte acht fantastische Jahre – und war dann weg. Jetzt wollte ich zurückkommen und das mit einem Sieg krönen. Wie der zustande kommt, war mir egal.“
Eine Karriere schließt sich zum Kreis
Der 57-Jährige wechselte damals zur PDC – nicht, weil das Geld lockte, wie er betont: „Viele glauben, man wechselt wegen des großen Geldes. Aber damals war der Unterschied gering. Es gab einfach viele politische Probleme in der BDO, und mit denen wollte ich nichts zu tun haben. Erst später wurde die PDC wirklich lukrativ. Leider war ich da schon zu alt.“ Er lachte, dann fügte er hinzu: „Zum Glück hat die WDF neue Türen geöffnet. Ich habe immer noch das Gefühl, etwas beitragen zu können.“
Matt Clark erneut siegreich auf der Lakeside-Bühne
Der Kampf ums Leben
Clark erzählte offen, wie nah er im vergangenen Jahr nicht nur dem Karriereende, sondern auch dem Tod war. „Mitten in der Seniors Tour bekam ich ein lebensbedrohliches Blutgerinnsel – an einer Stelle, an der man es definitiv nicht haben will“, berichtete er. „Während der TV-Turniere, für die ich mich qualifiziert hatte, lag ich zeitweise im Krankenhaus. Ich habe es verschwiegen, ich wollte keine Ausrede benutzen. Man nannte es eine schlimme Beinverletzung.“
Anfang dieses Jahres durfte er nicht einmal reisen. „Ich stand unter ständiger Beobachtung im Krankenhaus. Der Arzt sagte zu mir: ‚Wenn sich das Gerinnsel bewegt, sind Sie tot. Buchstäblich.‘ Das war ein Moment, der mein ganzes Leben in ein anderes Licht rückte. Erst im Februar, als ich komplett entlassen wurde, durfte ich wieder spielen.“
Mittlerweile hat sich Clark weitgehend erholt, auch wenn die Nachwirkungen spürbar bleiben. „Es gibt immer noch Nebenwirkungen, die Zeit brauchen. Und dann habe ich mir auch noch den Rücken gebrochen – durch Holzbänke bei den World Masters, glauben Sie’s oder nicht. Aber meine Rückenbandage tut ihren Job. Ich kämpfe mich zurück“, grinste er kämpferisch.
In Topform – aber zur falschen Zeit
Trotz aller gesundheitlichen Rückschläge erlebte Clark im vergangenen Sommer seine wohl beste Phase auf der WDF Tour. „Fragt mich nicht wie, aber ich habe vielleicht die besten Darts meines Lebens gespielt. Wenn du mich damals gefragt hättest, hätte ich gesagt: Ich gewinne das ganze Turnier. Aber manchmal holt dich der Körper einfach ein.“
Seine Zuversicht blieb dennoch ungebrochen. „Wenn meine Form wiederkommt, kann ich hier jeden schlagen. Ich habe über drei Jahrzehnte Erfahrung im Profi-Darts, das hilft enorm. Es gibt nicht viele Spieler – selbst in der PDC nicht – die da mithalten können.“
Doch Clark weiß, dass die junge Generation den Sport verändert. „Die Jugend ist knallhart. Ich habe erst mit 19 angefangen, jetzt sind 14- oder 15-Jährige schon auf meinem damaligen Niveau. Das ist unglaublich.“ Besonders zwei Namen hebt er hervor: das PDC-Phänomen
Luke Littler und den 15-jährigen WDF-Favoriten
Mitchell Lawrie. „Solche Talente gab es früher nicht. Wer mit Anfang 20 gut war, galt als Ausnahmetalent – heute ist das normal. Diese Jungs bringen mich fast dazu, früher in Rente zu gehen“, lachte er.
Die Liebe zum Spiel bleibt
Trotz aller Widrigkeiten wirkt Clark mental stärker denn je. „Auf der Bühne, vor den Kameras, kommt meine Erfahrung wieder durch. Ob das reicht, um Matches zu gewinnen? Das entscheiden die Dart-Götter. Aber ich fühle mich gut.“
Lakeside hat Matt Clark zurück – und der Veteran genießt jeden Moment. „Ich bin zurück, ich lebe und ich spiele wieder Darts auf höchstem Niveau. Das allein ist für mich schon ein Sieg.“