Adam Sevada hat bei seinem ersten Auftritt bei der
Darts WM im Alexandra Palace sofort ein starkes Zeichen gesetzt. Der US-Amerikaner gewann sein Auftaktmatch und zeigte dabei genau jene Mischung aus Ruhe, Widerstandskraft und Überzeugung, die auf der größten Bühne des Sports gefragt ist.
Für ihn selbst fühlte sich dieser Moment wie eine späte Bestätigung an. Nach Jahren mit starken Ergebnissen abseits der TV-Kameras und wiederkehrenden Enttäuschungen auf großen Bühnen gelang ihm nun der Durchbruch dort, wo jeder Dartspieler bestehen will. „Es fühlt sich großartig an. Wirklich großartig“,
sagte Sevada kurz nach dem Match. „Darauf habe ich lange hingearbeitet.“
Endlich das eigene Spiel auf die große Bühne gebracht
Schon beim Walk-on spürte Sevada, dass dieser Abend anders verlaufen würde. Die Atmosphäre im Ally Pally, die Lichter und die Nähe zum Publikum gaben ihm Energie statt Nervosität. „Es wurde meinen Erwartungen absolut gerecht. Ich fühlte mich gut, als ich die Bühne betrat“, erklärte er. Dieses Gefühl trug ihn durch ein Match, in dem er von Beginn an präsent war und sich auch von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Adam Sevada besiegte Matt Campbell mit 3:1 in der Auftaktrunde der Darts WM 2026
In den vergangenen Jahren hatte genau das gefehlt. Auf der nordamerikanischen CDC Pro Tour dominierte Sevada weite Strecken der Saison, gewann fünf Titel und zählte zu den konstantesten Spielern des Jahres. Doch die große Frage blieb stets dieselbe: Warum ließ sich dieses Niveau nicht auf die TV-Bühne übertragen? „Ich weiß, wie gut ich auf dem Floor spielen kann“, sagte Sevada offen. „Wenn ich das auf die Bühne mitnehmen kann, weiß ich, dass ich mit den meisten mithalten kann.“
Gegen
Matt Campbell gelang genau das. Sevada spielte fokussiert, nutzte seine Chancen und blieb auch dann stabil, als die Partie enger wurde. „Ich bin vor allem froh, dass ich heute mein Floor-Spiel auf die Bühne bringen konnte“, betonte er. Die Erleichterung war spürbar – auch deshalb, weil die Erinnerungen an frühere Auftritte noch präsent waren.
Vor allem die Matches im Madison Square Garden hatten Spuren hinterlassen. „Die letzten zwei Jahre dort waren einfach nicht gut genug“, sagte Sevada rückblickend. „Deshalb fühlt sich das jetzt umso besser an.“ Der Sieg im Ally Pally wirkte wie ein persönlicher Befreiungsschlag.
Dritter Satz als Wendepunkt
Den entscheidenden Ausschlag gab der dritte Satz. In einer Phase, in der beide Spieler um die Kontrolle rangen, behielt Sevada die Nerven und checkte 117, 66 und 70 – allesamt in Momenten, in denen der Druck besonders hoch war. „Das war wohl der Schlüsselmoment“, räumte er ein. „Diese Finishes haben den Unterschied gemacht.“
Während Sevada seine Chancen konsequent nutzte, ließ Campbell genau in dieser Phase Möglichkeiten liegen. Der mentale Vorteil wechselte sichtbar die Seiten. „Man konnte es an seiner Körpersprache sehen“, analysierte Sevada. „Im vierten Satz wirkte er mental durch.“
Trotz dieser klaren Wahrnehmung blieb Sevada sachlich. Natürlich sei es ein gutes Gefühl, einen solchen Moment zu erkennen, doch am Ende gehe es immer um dasselbe. „Ob hier, bei einem großen Match, oder in einer Liga in der Kneipe: Jeder will gewinnen. Dieses Gefühl ist überall gleich.“
Zwischen Freiheit und Erwartung
Auffällig war die unterschiedliche Ausgangslage beider Spieler. Während für Campbell auch die Tour Card eine Rolle spielte, trat Sevada als WM-Debütant scheinbar ohne äußeren Druck an. Er selbst widersprach dieser Sichtweise jedoch. „Das ist, was ihr denkt“, sagte er mit einem Lächeln. „Jeder erlebt Druck auf seine eigene Weise. Wir gehen alle mit dem gleichen Ziel auf die Bühne: gewinnen.“
Bemerkenswert: Nervosität verspürte er kaum. „Ich war eigentlich überhaupt nicht nervös“, erklärte Sevada. „Auch im Madison Square Garden war ich nicht nervös.“ Mit einem Scherz ergänzte er: „Es gibt Worte, die ich dafür verwenden würde, aber die sage ich hier lieber nicht.“
Diese Gelassenheit sieht er als große Chance. „Wenn du nicht von Nerven beeinflusst wirst, steckt noch viel mehr drin“, sagte Sevada selbstbewusst. „Ich kann wirklich besser spielen, als ich heute gezeigt habe.“
Der größte Sieg – und neue Perspektiven
Ob dieser Erfolg der wichtigste seiner Karriere war, ließ für ihn keinen Zweifel offen. „Ja, ohne Frage“, sagte Sevada. „Mein erstes Mal hier, bei der WM, auf dieser Bühne – größer geht es nicht.“ Gerade deshalb ordnet er auch frühere Niederlagen heute anders ein. „Diese Erfahrungen haben mich geprägt. Ich wusste, was nötig ist und was ich ändern musste.“
In der nächsten Runde wartet mit
Charlie Manby erneut ein Debütant. Eine große Analyse vermeidet Sevada. „Ich habe ein paar seiner Matches gesehen, aber am Ende ist es Darts“, sagte er nüchtern. „Wir werden sehen, wie es läuft.“ Klar ist jedoch: Der Sieg gibt ihm einen spürbaren mentalen Schub. „Das gibt Vertrauen. Hoffentlich kann ich das mitnehmen oder sogar noch einen Schritt drauflegen.“
Menschliche Geschichten abseits des Boards
Typisch für Sevada blieb es nach dem Match nicht nur bei sportlichen Themen. Mit Humor erzählte er vom organisatorischen Durcheinander rund um seine Reise. „Ich hätte eigentlich schon morgen zurückfliegen müssen“, berichtete er lachend. „Aber mein Platz war ein Mittelsitz auf einem Zehn-Stunden-Flug. Das wollte ich wirklich nicht.“
Auch privat ist noch einiges zu regeln. „Ich muss meine Tochter zum Flughafen bringen und dann schauen, wo ich selbst unterkomme“, sagte er schmunzelnd.
Am Ende brachte Sevada seine Erfahrung auf einen einfachen, aber treffenden Punkt: „Wir alle haben eine Chance – unabhängig von der Situation.“ Nach diesem WM-Debüt wirkt diese Aussage glaubwürdiger denn je.