„Er war so gut. Dann willst du doch nicht so enden?“ – Sollte Raymond van Barneveld nach dem WM-Debakel seine Karriere beenden?

PDC
durch Nic Gayer
Donnerstag, 18 Dezember 2025 um 15:30
Raymond van Barneveld (2)
Raymond van Barneveld hat bei der Darts WM 2026 einen Abend zum Vergessen erlebt. Der 58-jährige Niederländer gewann in seinem Auftaktmatch lediglich zwei von elf Legs und verlor klar mit 0:3 gegen den Schweizer Stefan Bellmont. Eine Niederlage ohne echte Chance, die nicht nur Fans schockierte. In der neuesten Folge des Darts Draait Door-Podcasts blickten Damien Vlottes und Vincent van der Voort gemeinsam mit Gast Arjan Moen auf Barnevelds Auftritt zurück und wagten zudem eine Vorschau auf den Donnerstagabend, an dem unter anderem Michael van Gerwen ins Turnier einsteigt.
Die Analyse fällt schonungslos aus und wirft eine größere Frage auf: Wohin führt der Weg von „Barney“ – sportlich und vielleicht auch karrieretechnisch?

Schmerzhafter Abend für Barney

„Es war einfach wirklich nicht gut“, eröffnet Vincent van der Voort die Diskussion. „Man hofft, dass man zumindest jemanden sieht, der alles gibt, um zu gewinnen, das auch ausstrahlt und kämpfend untergeht. Und das hast du bei Raymond im Moment nicht. Dann wirkt das alles ziemlich traurig.“
Gerade bei einem Spieler seiner Klasse schmerzt dieser Eindruck besonders. „Und für so einen großen Champion ist das einfach schwer mitanzusehen“, stimmt Arjan Moen zu. Auch er blickt skeptisch auf die Situation des fünffachen Weltmeisters. „Ich glaube, das wird nichts mehr. Er hat noch ein Jahr. Ich weiß nicht, ob er das noch durchzieht.“
Van der Voort glaubt allerdings nicht, dass van Barneveld um seine Tour Card fürchten muss. „Das wird schon halb so wild, aber er muss irgendwo noch Spaß herausziehen.“ Gleichzeitig warnt er davor, Barnevelds außergewöhnliche Karriere zu vergessen. „Er ist so gut gewesen. So willst du doch nicht aufhören? In meinen Augen gehört er einfach zu den fünf besten Dartspielern aller Zeiten. Und wenn man ihn dann so sieht …“
Dabei lag die Niederlage laut van der Voort nicht an einem überragenden Gegner. „Es war auch nicht so, dass Bellmont sensationell gespielt hat“, stellt der Niederländer klar. „Das hielt sich auch in Grenzen. Es war einfach okay.“ Und genau das macht die Pleite aus seiner Sicht so bitter. „Ein normaler van Barneveld hätte ihn immer noch locker abgefiedelt. Wir reden hier schließlich über Raymond van Barneveld. Der sollte allein aufgrund seines Status und mit Willenskraft so ein Match auch mal dreckig gewinnen.“
Die Sorge geht jedoch noch weiter. „Man hat auch Angst, dass es immer schlimmer wird. Im Vorfeld dachten wir: Bellmont, das ist schon eine gewisse Untergrenze. Den verliert er nicht. Und auch das kommt jetzt noch dazu.“ Van der Voort bringt es nüchtern auf den Punkt: „So weit sind wir also, dass er gegen solche Namen auch verliert.“
Müssen sich die niederländischen Dartsfans nun ernsthaft mit dem Gedanken an ein mögliches Karriereende beschäftigen? Van der Voort glaubt nicht, dass Barneveld innerlich schon so weit ist. „Ich glaube, in seinem Kopf ist er noch nicht bereit aufzuhören“, sagt er. Gleichzeitig macht er klar: „Aber ja, es muss sich für nächstes Jahr etwas ändern, sonst bekommst du wieder so ein Jahr. Und das will eigentlich niemand sehen.“

Vorschau: Van Gerwen startet ins Turnier

Am Donnerstagabend, dem 18. Dezember, beginnt Michael van Gerwen seine Darts-Weltmeisterschaft. Der Niederländer geht als klarer Favorit in seine Auftaktpartie, sollte seinen Gegner Tatsunami jedoch keinesfalls unterschätzen. Das Urteil über den Japaner fällt differenziert aus: kein Überflieger, aber auch kein Selbstläufer. „Das ist wirklich kein schlechter Spieler. Sein erster Pfeil dauert etwas länger, aber danach zieht er ziemlich zügig durch.“
Van der Voort beschreibt van Gerwens mentale Ausgangslage vor dem Turnierstart. „Man merkt, dass er komplett auf die WM fokussiert ist. Alles hat sich dem unterzuordnen.“ Im Vergleich zum Vorjahr sieht er deutliche Fortschritte. Damals steckte van Gerwen seiner Meinung nach „wirklich in einer Formkrise“. Trotzdem warnt er vor falscher Sicherheit. „Die erste Runde ist für ihn auch einfach ein nervöses Match.“
Ein überzeugender Start ist daher entscheidend – nicht nur für das Weiterkommen, sondern auch für das Selbstvertrauen. „Mit 89 im Durchschnitt dieses Match 3:1 zu gewinnen, wird nicht viel Befriedigung bringen“, mahnt van der Voort. „Es muss eine Partie sein, zu der Van Gerwen selbst sagen kann: Okay, damit kann ich arbeiten.“
Arjan Moen geht sogar noch einen Schritt weiter. „Ich denke, dass es für Michael heute Abend sehr wichtig ist, dass er ein kleines Statement an den Rest des Feldes sendet.“ Auch die Einschätzung der Buchmacher spielt dabei eine Rolle. Van Gerwen müsse mindestens als zweiter oder dritter Favorit geführt werden, nicht niedriger. „Das hat ihn getriggert. Dann will er schon zeigen, dass das ungerechtfertigt ist“, so Moen abschließend.
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