Dave Chisnall ist keiner, der Ausflüchte sucht. Doch 2025, das gibt selbst der sonst so gefasste Engländer zu, fühlte sich manchmal wie verhext an. Der fünffache Major-Finalist durchlebte eine Saison, die von knappen Niederlagen, schmerzhaften Fehlwürfen und einer Reihe verpasster Gelegenheiten geprägt war – ein Jahr, das selbst erfahrene Profis an sich zweifeln lässt.
In seiner aktuellen
Kwiff-Kolumne blickte Chisnall offen auf seine jüngsten Enttäuschungen zurück. Besonders die verpasste Qualifikation für den
Grand Slam of Darts schmerzte. Zuvor hatte er auf der European Tour und der Pro Tour ähnliche Rückschläge erlebt – Niederlagen, die nicht seine Leistung widerspiegelten, sondern die Grausamkeit des Spiels. „Ich habe mich gegen
Martin Schindler richtig wohl gefühlt. Er hat im Finale in Dortmund ein großartiges Leg gespielt“, schrieb Chisnall. „Mir ging es nicht so sehr um das Ergebnis, sondern darum, überhaupt dorthin zu kommen.“
Verpasste Doppel, verpasste Chancen
Diese Worte fassen seine Saison treffend zusammen. Er spielte stark, traf viele gute Entscheidungen – und doch reichte es oft nicht. „Ich habe am Mittwoch 6:4 gegen Jeffrey de Graaf verloren, aber ehrlich gesagt hätte ich 3:0 führen müssen. Es waren wieder die verpassten Doppel, die mich zurückwarfen“, gestand er offen.
Kann Dave Chisnall 2026 noch einmal ganz oben angreifen?
Selbst wenn Chisnall mit Powerscoring beeindruckte, endeten seine Matches häufig enttäuschend. Ein Paradebeispiel: die 1:6-Niederlage gegen Danny Noppert. Auf dem Papier eine klare Sache, doch die Statistiken erzählen eine andere Geschichte. Chisnall war im Scoring vorne, doch Noppert traf eiskalt, wenn es zählte. „Darts kann gnadenlos sein, wenn du nicht voll da bist“, sagte Chisnall. „Das Niveau ist so hoch wie nie. Du musst auf den Punkt bereit sein, sonst fliegst du raus.“
Diese Worte spiegeln das wider, was viele Profis derzeit erleben: Die Tiefe des Feldes ist enorm. Auf jeder Bühne, ob Pro Tour oder Major, warten Gegner, die jederzeit 100-plus-Durchschnitte spielen können. Besonders schmerzhaft war Chisnalls Qualifikationsmatch gegen Wessel Nijman – ein aufstrebendes Talent, das ihn mit einem Mix aus Mut und Präzision überraschte. „Das Spiel gegen Nijman fasst meine Saison wahrscheinlich perfekt zusammen“, schrieb Chisnall. „Ich hatte in der Mitte des Matches einen 125er-Average und gewann trotzdem nur ein Leg. Ich hätte längst führen müssen, aber er war am Ende einfach stark.“
Solche Spiele sind typisch für die neue Dartsgeneration. Die einstige Lücke zwischen Routiniers und Nachwuchs hat sich geschlossen. Wer die Doppel liegen lässt, verliert – egal, wie beeindruckend die Scores zuvor waren. Chisnall, bekannt für seine explosive Treffsicherheit auf die Triple, bekommt das 2025 schmerzhaft zu spüren. Früher hätte ein kurzer Hänger vielleicht keine Folgen gehabt. Heute genügt ein verfehltes Doppel, um ein komplettes Match kippen zu lassen.
Blick Richtung Ally Pally
Trotz aller Frustration klingt in Chisnalls Worten keine Resignation mit. Vielmehr spürt man eine Mischung aus Müdigkeit und unbeugsamer Entschlossenheit. „Ich freue mich darauf, die Saison abzuschließen und im neuen Jahr neu zu starten“, erklärte er. „In ein paar Wochen stehen die
Players Championship Finals an, dann geht’s im Dezember zur
Darts WM in den Ally Pally. Ich hoffe, dass ich dort den Schalter umlegen kann. Vorwärts und aufwärts!“
Für einen Spieler seines Formats ist die Weltmeisterschaft im legendären Alexandra Palace mehr als nur ein Turnier – sie ist der Prüfstein. Dort kann Chisnall die Schatten seines schwierigen Jahres hinter sich lassen und zeigen, dass mit ihm noch zu rechnen ist. Die Konstanz mag ihm 2025 gefehlt haben, aber seine Qualität bleibt unbestritten. Wenn er die Doppel wieder trifft, gehört er sofort zu den gefährlichsten Teilnehmern im Feld.
Chisnall weiß, dass der Dartssport keine Gnade kennt. Jeder Legverlust, jedes verpasste Checkout wird bestraft. Doch genau diese Brutalität macht den Reiz aus – und treibt ihn an. Seine Kolumne liest sich wie das Tagebuch eines Mannes, der mit sich ringt, aber nicht aufgibt. Hinter jeder Zeile steckt der Wille, zurückzuschlagen.