„Das Publikum stand hinter mir, und das gibt dir einen enormen Schub“ – Emotionaler Stephen Bunting vom Publikum im „Ally Pally“ beeindruckt

PDC
Sonntag, 21 Dezember 2025 um 13:30
Stephen Bunting (2)
Stephen Bunting hat die dritte Runde der Darts WM 2026 ohne Umwege erreicht. Der Weltranglisten-Vierte setzte sich im Alexandra Palace klar mit 3:0 gegen Nitin Kumar durch und bestätigte einmal mehr seine Rolle als Teil der Weltspitze. Sportlich ließ der Engländer kaum Fragen offen, emotional blieb er dennoch auffallend kontrolliert. Keine großen Gesten, keine markigen Kampfansagen – stattdessen ein Auftritt, der von Klarheit, Erfahrung und innerer Ruhe geprägt war.
Nach dem Match sprach Bunting offen, aber nüchtern über seinen Erfolg. „Jeder Sieg auf dieser Bühne fühlt sich besonders an. Die WM bleibt die WM“, sagte er. Entscheidend sei für ihn gewesen, die Partie ohne unnötige Komplikationen zu Ende zu bringen. „Ich bin froh, dass ich es relativ stressfrei spielen konnte. Meine Finishes waren gut, das hat mir geholfen, früh die Kontrolle zu behalten.“ Genau diese Mischung aus Effizienz und Gelassenheit machte den Unterschied.

Lehren aus der ersten Runde

Dass Bunting diesmal nichts anbrennen ließ, hatte einen klaren Hintergrund. Die erste Runde steckte ihm noch in den Knochen. Gegen Sebastian Bialecki hatte er eine 2:0-Führung abgegeben und dem Gegner unnötig Raum gegeben, ehe er sich doch noch durchsetzte. Eine Erfahrung, die er nicht wiederholen wollte.
Stephen Bunting in Aktion auf der WM-Bühne
Stephen Bunting trifft in der dritten Runde der Darts WM 2026 auf James Hurrell
„Man hat gesehen, was passieren kann“, erklärte Bunting rückblickend. „Ich war 2:0 vorne und habe kurz den Fuß vom Gas genommen. Es fühlt sich an, als wäre man für einen Moment eingenickt.“ Er habe sich zwar rechtzeitig gefangen, doch die Warnung sei deutlich gewesen. „Es gab einen wichtigen Moment mit einem starken Finish, während mein Gegner Chancen liegen ließ. Genau da musst du da sein.“
Der klare Sieg gegen Kumar war deshalb auch ein mentaler Schritt nach vorn. Bunting zeigte sich stabil, konsequent und präsent. „Ich habe hart gearbeitet, um genau solche Spiele sauber durchzubringen“, sagte er. Der Lohn: ein beruhigendes Gefühl vor der Weihnachtspause. „Jetzt kann ich den Kopf freimachen, Zeit mit der Familie verbringen und neue Energie sammeln.“

„Ally Pally“ als Kraftquelle

Mit einer Checkout-Quote von 53 Prozent lieferte Bunting erneut starke Werte auf der größten Bühne des Jahres. Doch Zahlen allein erklären nicht, warum er im Alexandra Palace regelmäßig sein bestes Darts zeigt. Es ist die Atmosphäre, die ihn trägt.
„Wenn du dich hier nicht aufladen kannst, dann musst du dich fragen, warum du überhaupt Darts spielst“, sagte er mit Überzeugung. Für Bunting ist der Ally Pally mehr als nur ein Spielort. „Das ist die schönste Bühne, die es gibt. Vom Walk-on über die Pausen bis zum Mitsingen von ‚Angels‘ – hier passt einfach alles.“
Die Unterstützung der Fans spürte er während des gesamten Matches. „Das Publikum stand hinter mir, und das gibt dir einen enormen Schub“, erklärte er. Gerade bei einer WM, in der jeder Dart zählt, kann diese Rückendeckung entscheidend sein. Bunting nutzte sie, um das Match konsequent zu kontrollieren.
In der dritten Runde trifft er nun auf James Hurrell, der zuvor mit seinem Sieg gegen Dirk van Duijvenbode für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Doch Bunting weigert sich, den Blick zu weit nach vorn zu richten. „Ich beschäftige mich damit gerade gar nicht“, sagte er. „Jetzt ist Weihnachten. Ich will Geschenke auspacken, Zeit mit den Kindern verbringen und einfach genießen.“
Diese Haltung ist kein Zufall, sondern Teil seiner Philosophie. „Viele machen sich viel zu viel Druck. Es wird schon über Titel gesprochen, dabei sind wir erst bei den letzten 32. Es ist noch ein weiter Weg.“ Bunting denkt in kleinen Einheiten. „Leg für Leg, Set für Set, Dart für Dart – alles andere bringt nichts.“

Selbstkritisch trotz Sieg

Auffällig bleibt, wie kritisch Bunting mit sich selbst umgeht. Trotz zweier Siege bewertet er seine Leistung nicht übermäßig hoch. „Wenn ich mir eine Note geben müsste, wäre es eine Sieben“, sagte er offen. „Besser als durchschnittlich, aber noch nicht mein Maximum. Die Finishes waren da, die Scores kamen phasenweise.“
Diese Ehrlichkeit verschafft ihm Vertrauen statt Zweifel. Bunting weiß, was er leisten kann – vor allem abseits der Bühne. „Im Training spiele ich seit Wochen sehr konstant“, berichtete er. Mehrfach habe er im Schnitt über 100 Punkte erreicht, zuletzt sogar mit einem besonderen Highlight. „Ich habe kürzlich Bobs 27 gespielt. Das zeigt mir, wo mein Niveau liegt.“
Dass er dieses Level im Match noch nicht vollständig abruft, ist für ihn kein Nachteil. „Ich will nicht alles schon in den ersten Runden zeigen“, erklärte er. Als Nummer vier der Welt spürt er den Anspruch, sich weiterzuentwickeln. „Ich will zeigen, warum ich dort stehe – und ich will noch weiter nach oben.“

Krankheit überwunden, Familie als Anker

Was viele Zuschauer nicht bemerkten: Bunting ging angeschlagen in sein erstes WM-Match. Eine Grippe hatte ihn kurz zuvor ausgebremst. „Man hört es noch an meiner Stimme“, sagte er mit einem leichten Lächeln. „Ich hatte starken Husten, aber ich habe einen Weg gefunden, damit umzugehen.“
Umso wichtiger ist für ihn nun die Pause über Weihnachten. „Ich hoffe, danach wieder komplett fit zu sein“, erklärte er. Zeit mit der Familie spielt dabei eine zentrale Rolle. „In diesem Sport bin ich einer der wenigen mit einem einjährigen Sohn. Diese Zeit bekommst du nicht zurück.“

Gelassen im Umgang mit Kritik und sozialen Medien

In den vergangenen Tagen tauchte Buntings Name auch abseits der Bühne in Diskussionen auf. Aussagen wurden online unterschiedlich interpretiert, Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Der Engländer bleibt davon unbeeindruckt. „Menschen im Internet können sehr wechselhaft sein“, sagte er ruhig. „Negative Reaktionen wird es immer geben.“
Wichtiger ist für ihn der direkte Kontakt zu den Fans. „Schaut euch das Publikum hier an – das sind echte Dartfans. Die wissen, wer ich bin.“ Seine Nähe zur Community pflegt Bunting bewusst, auch über soziale Medien. „Wenn mich Fans auf der Straße ansprechen, nehme ich mir Zeit. Sie haben mich über Jahre unterstützt.“
Als er darüber sprach, wurde er spürbar emotional. „Auf der Bühne stehst du allein. Aber zu wissen, dass Menschen hinter dir stehen, macht einen riesigen Unterschied.“

Der Blick nach vorn bleibt klar

Auf die Frage nach Vergangenheit oder Zukunft zögerte Bunting keine Sekunde. „Ganz klar nach vorn. Ich bin 40, aber ich glaube fest daran, dass noch mehr möglich ist.“ Mit seiner Erfahrung, seiner Ruhe und seinem konstanten Niveau bleibt er ein ernstzunehmender Faktor bei dieser WM.
Für den Moment hält er sich an seinen Plan. Abstand gewinnen, Kraft sammeln, fokussiert bleiben. „Weihnachten feiern, genießen, auftanken“, sagte er abschließend. „Und dann komme ich zurück – bereit für den nächsten Schritt.“
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