Niels Zonneveld rang nach Worten, als er die Bühne nach seiner Zweitrundenpartie verließ. Der Niederländer hatte soeben Ex-Weltmeister
Michael Smith aus der
Darts WM 2026 geworfen – auf der größten Bühne des Jahres, vor einem Publikum, das klar auf der Seite des Favoriten stand.
„Es bedeutet mir wirklich sehr viel“,
sagte Zonneveld direkt nach dem Match. „Ich kann kaum beschreiben, wie glücklich ich jetzt bin. Das ist ohne Zweifel der größte Sieg meines Lebens, meiner bisherigen Karriere. Ich glaube, ich habe das gebraucht – und heute hat es funktioniert."
Performen unter maximalem Druck
Dass dieser Erfolg ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft gelang, verleiht ihm zusätzliches Gewicht. Auf der Pro Tour hatte Zonneveld bereits mehrfach angedeutet, welches Niveau in ihm steckt. Hohe Averages, stabile Leistungen, Siege gegen etablierte Namen – all das war 2026 keine Seltenheit. Doch auf der großen TV-Bühne fehlte bislang der endgültige Durchbruch.
Niels Zonneveld trifft in der dritten Runde der Darts WM 2026 auf Jonny Clayton
Gegen Michael Smith gelang dieser Schritt nun eindrucksvoll. „Vielleicht war es nicht mein bestes Match überhaupt“, ordnete Zonneveld selbstkritisch ein. „Aber es war beim größten Turnier. Und das macht es besonders. Vor allem, weil das Publikum natürlich komplett hinter Michael stand – was ich absolut nachvollziehen kann.“
Gerade unter diesen Umständen beeindruckte die Ruhe des Niederländers. Wo viele Spieler hektisch werden oder sichtbar mit sich kämpfen, blieb Zonneveld konstant bei sich. Er wirkte fokussiert, klar im Kopf und präsent in den entscheidenden Momenten. „Ich nehme das Publikum hauptsächlich als Geräusch wahr“, erklärte er. „Ob zehn Leute schreien oder dreitausend, es bleibt Lärm. Ich habe mir Zeit genommen, gewartet, bis es sich richtig angefühlt hat, und dann meine Pfeile geworfen.“
Zonneveld spielte kontrolliert, nutzte seine Chancen und ließ sich auch von Rückschlägen nicht aus der Spur bringen. Es war eine Leistung, die nicht nur spielerisch, sondern vor allem mental überzeugte.
Ein Meilenstein: erstmals dritte Runde bei der WM
Mit dem Sieg über Smith steht Zonneveld zum ersten Mal in seiner Karriere in der dritten Runde der Weltmeisterschaft. Ein klarer Meilenstein – sportlich wie perspektivisch. Auch für die Weltrangliste kann dieser Erfolg eine wichtige Rolle spielen. „Das ist ein großer Schritt“, sagte er offen. „In Richtung Top 32 ist das enorm wichtig. Ich bin im Moment einfach überglücklich.“
Diese Top 32 hat Zonneveld klar im Blick. „Mein großes Ziel ist es, am Ende des nächsten Jahres unter den besten 32 der Welt zu stehen“, erklärte er. „Aber jetzt liegt mein voller Fokus auf der WM. Das ist das wichtigste Turnier des Jahres – und ich bin noch dabei. Das genieße ich.“
Der Weg dorthin war kein Zufallsprodukt. Zonneveld arbeitete in den vergangenen Monaten intensiv an seinem Spiel und an seiner Herangehensweise. Vor allem Erfahrung und Selbstvertrauen sieht er als Schlüssel. „Ich glaube nicht, dass ich jemals wirklich schlecht auf der Bühne gespielt habe“, sagte er. „Aber manchmal muss es einfach klicken. Heute war so ein Tag.“
Dieses „Klicken“ kam nicht von ungefähr. Hinter den Kulissen setzte Zonneveld verstärkt auf klare, ehrliche Rückmeldungen – unter anderem in der Zusammenarbeit mit
Vincent van der Voort und dessen Sohn. „Sie reden nicht um den heißen Brei“, beschrieb er den Austausch. „Sie sagen dir direkt, was besser werden muss. Genau das habe ich gebraucht. Ich konnte mein Gefühl schildern, sie haben ihre ehrliche Meinung gesagt. Das hat mir geholfen, mich weiterzuentwickeln.“
Respekt für einen großen Champion
Trotz aller Euphorie blieb nach dem Match auch Raum für Respekt gegenüber dem unterlegenen Gegner. Michael Smith, Weltmeister von 2023 und aktuell die Nummer 28 der Welt, musste das Turnier überraschend früh verlassen. „Michael ist ein großartiger Spieler und ein großartiger Mensch“, betonte Zonneveld. „Er hat nichts Falsches gesagt. Ich kann mir gut vorstellen, dass er enttäuscht ist. Eigentlich verdient er mehr – aber heute war ich sein Gegner, und ich wollte gewinnen.“
In der dritten Runde wartet mit Jonny Clayton die nächste große Aufgabe. Der Weltranglistenfünfte bringt enorme Erfahrung und Klasse mit. Doch Zonneveld möchte den Blick noch nicht zu weit nach vorne richten. „Jonny ist ein Weltklassespieler“, sagte er. „Ich muss an mein absolutes Maximum herankommen. Aber jetzt feiere ich erst einmal Weihnachten mit meiner Familie. Das ist etwas Besonderes, weil ich zum ersten Mal über Weihnachten noch im Turnier bin.“
Zonneveld reist dafür zurück in die Niederlande. „Bei uns gibt es auch den zweiten Weihnachtsfeiertag“, erzählte er lachend. „Das heißt: viel Familie, viel Essen und sehr viel Fußball im Fernsehen.“
Balance aus Training und Familie
Ganz ohne Training geht es dennoch nicht. „Ich mache im Grunde weiter wie immer“, erklärte er. „Natürlich übe ich, aber ich genieße auch die Zeit mit der Familie. Diese Balance funktioniert für mich gut.“
Auch das längere Matchformat der dritten Runde sieht Zonneveld positiv. Gespielt wird nun im Best-of-7-Sets-Modus. „Damit fühle ich mich sehr wohl“, sagte er. „Die ersten Sätze sind für mich oft die nervösesten. In längeren Partien hat man mehr Zeit, ins Spiel zu finden. Das liegt mir.“
Wie sehr sich Zonneveld mental stabilisiert hat, zeigte sich bereits vor dem Duell mit Smith. „Vor der ersten Runde war ich wirklich nervös“, gab er zu. „Vor diesem Match aber kaum. Erst ein paar Stunden vorher in der Halle kam kurz Spannung auf – und dann war sie wieder weg.“
Der Erfolg gegen Michael Smith fühlt sich für Zonneveld wie eine Bestätigung an. Für seine Arbeit, für seinen Weg und für sein Vertrauen in die eigene Stärke. „Ich habe nichts radikal verändert“, sagte er abschließend. „Ich trainiere gezielter, mit mehr Fokus auf die Dinge, die besser werden müssen. Und ich habe jetzt Vertrauen. Das habe ich heute gezeigt.“