Nachdem
Stefan Bellmont bereits 2024 ein Turnier auf der
Challenge Tour gewinnen konnte, setzte er im Folgejahr noch einen drauf. Hier
gewann er die Turniere 5, 14 und 23 des Circuits. Aufgrund dieser Leistung
schloss der Schweizer die Challenge Tour Order of Merit als Bester ab und
schrieb Dartsgeschichte: Er sicherte sich als erster Schweizer in der Historie
der PDC die Tour Card für die kommenden zwei Jahre. Zudem nahm er als erster
Schweizer beim
Grand Slam of Darts teil und gewann ein Ticket für die Darts
WM-Teilnahme in diesem Jahr, nachdem er bereits bei der Darts Weltmeisterschaft
2025 als erster Schweizer überhaupt dort hat antreten dürfen.
„Mich freut es dass es so perfekt ausgegangen ist. Ich bin
mit der Einstellung an die letzte Challenge Tour gegangen, einfach den zweiten
Platz zu sichern“, äußerte sich Bellmont vor dem Grand Slam of Darts gegenüber
Dartsnews.de. „Der Traum von der Tour Card war sicher da“, fuhr er fort. „Das
Ticket für die WM war schon eher sicherer. Da hätte viel schief laufen müssen,
dass ich nicht zur WM komme. Das hat mir schon ein bisschen Sicherheit gegeben.
Die Einstellung war, so viel wie geht einzuspielen.“
Bellmonts perfekter
Saisonstart legt den Grundstein für den historischen Triumph
Erst nach der vorletzten Challenge Tour der Saison stand fest,
dass „Belli“ die Tour Card erspielt hat. Trotz der Spannung behielt die
Schweizer Nummer Eins die Nerven: „Klar, der Druck liegt bei mir, aber ich habe
auch gewusst, der Druck ist bei den anderen Spielern auch da. Die müssen auch
gute Resultate einfahren. Ich glaube, für jeden Spieler, der dort oben in den
Top 5 oder Top 6 war, war die Ausgangslage fast gleich. Jeder hatte den Druck,
irgendwie gute Darts und Resultate zu liefern. Dass ich es aber jetzt so
sensationell gepackt habe, dass ich am Sonntag das erste Turnier gewinnen
konnte, das war wirklich hervorragend.“
„Ich habe schon gewusst, wie es so etwa aussieht. Klar, ich
habe bei der Challenge Tour die Spiele der anderen auch ein bisschen verfolgt:
Was macht der? Was spielt der? Aber ich habe dann irgendwann gesagt: ‚Jeder hat
da den Druck, ich muss mich auf mein Spiel fokussieren‘ und dann habe ich das
gut nutzen können. Ich habe einen guten Fokus gehabt. Ich habe vor dem
zweitletzten Turnier gewusst, wenn ich gewinne, dann bin ich durch. Das hat man
im Hinterkopf, das hätte jeder Spieler gewusst. Ich habe versucht, mich dann
noch einmal richtig zu konzentrieren und es zur Tatsache zu machen, dass ich
den Sieg reinholen konnte“, fuhr er fort.
Mit Siegen Schritt
für Schritt Richtung Tour Card
Obwohl für Bellmont bereits nach der Challenge Tour 23
feststand, dass er mit seinem Sieg sein Ziel erreicht hatte, gab er beim
letzten Turnier, das am gleichen Tag stattfand, noch einmal Gas und schaffte es
hier bis ins Achtelfinale, bevor er ausschied. „Nach dem Sieg ging die Batterie
schon ein bisschen nach unten“, kommentierte Bellmont. „Mein Manager war auch
vor Ort und wir haben gesagt, jetzt brauche ich eben kurz 10 Minuten Pause. Das
nächste Turnier lief ja schon. Da musste ich nach den 10 Minuten gleich weiterspielen.
Es war wie eine leere Batterie, aber ich habe mir trotzdem gesagt: ‚Komm, spiel
dein Bestes, das, was du kannst.‘ Dass ich so weit komme, hat mich erfreut. Das
war für mich wie eine Bestätigung, aber ich war schon ziemlich müde, auch
körperlich.“
Da Bellmont bereits bei der Challenge Tour 1 des Jahres im
Finale stand – hier unterlag er Beau Greaves nur knapp mit 4:5 – und kurz
darauf die Challenge Tour 5 gewann, stand er von Anfang an innerhalb der obersten Plätze der Rangliste. Hierdurch kam er von Beginn an in den Genuss, bei den Players
Championship-Turnieren als Ersatzspieler für die Tour Card Holder, die ihre
Teilnahme abgesagt hatten, dabei zu sein. Tatsächlich hat das Schweizer Ass in
2025 an jedem Turnier des Players Championship-Circuits teilgenommen.
Als Nachrücker im Pro
Tour-Alltag: Erfahrung ja, Vorteil nein
Man könnte meinen, diese enorme Erfahrung sei ein klarer
Pluspunkt für den Schweizer, wenn er im kommenden Jahr offiziell zur Pro Tour zurückkehrt. Immerhin
kennt er bereits die Stimmung bei diesen Turnieren und auch die Spieler sind
ihm nun nicht mehr gänzlich unbekannt. Doch der 35-Jährige widerspricht dieser
Annahme entschieden: „Ich habe keine Angst davor, dass ich gegen den oder den
spiele. Es hilft mir dennoch nicht, dass ich das ganze Jahr mitspielen konnte.
Für dieses Jahr war es für mich einfach eine Zugabe, dass ich immer dabei sein
durfte. Der Druck war eher bei den Tour Card Holdern. Wenn ich mal ein Spiel
verliere, ist es für mich nicht so schlimm. Ich finde, das ändert sich jetzt für
mich schon im nächsten Jahr. Ich bin ein Tour Card Holder und da möchte ich
eigentlich schon versuchen, gute und konstante Perfomance zu liefern und
weitere Siege einzufahren. Das brauche ich jetzt ja, dass ich in der Order of
Merit weiter nach oben komme.“
Auch in Sachen Time-Management wird sich nun einiges ändern,
wie Bellmont weiß. „Was sich mit der Tour Card ändert, ist, das sich jetzt alle
European Tour-Qualis spielen kann. Letztes Jahr durfte ich ja nur die Swiss
Darts Trophy spielen. Mit den ganzen Pro Tours ist man vielleicht einen oder
zwei Tage länger unterwegs (im Vergleich zu 2025, wo Bellmont nur für die
Players Championship-Turniere unterwegs war; Anm. d. Red.). Wenn man sich für
die European Tour qualifiziert, dann kann es schonmal sein, dass man Dienstag,
Mittwoch irgendwo in England die Players Championship spielt und direkt danach
nach Budapest oder irgendwohin muss.“
Die „Step by
Step“-Philosophie als Erfolgsrezept
Dennoch arbeitet „Belli“ daran, den Druck so gering wie
möglich zu halten. Sein hauptsächliches Augenmerk liegt seiner Aussage nach
darauf, alles Stück für Stück anzugehen und ein Auge auf realistische Ziele zu
haben. „Ich habe immer gesagt: Step by Step. Klar, das große Ziel war vor vier
Jahren schon die Tour Card, das ist immer das Ziel. Bei den Q-Schools, die ich
besucht habe, war die Tour Card schon immer das Ziel, sonst müsste ich nicht
hingehen. Das war bei mir immer auf dem Schirm. Aber ich habe mir dann immer
irgendwie schön kleine Ziele gesetzt, immer Step by Step. Zum Beispiel konstant
spielen oder so. Die erste Teilnahme an der European Tour, die Players
Championship-Teilnahmen, die Siege auf der Challenge Tour, das zeigt dieses
Step by Step recht gut. Immer ein bisschen mehr. Jetzt bin ich bei der Tour
Card angekommen“, vermittelte Bellmont seine Vorgehensweise.
Auch sein Ziel für die nächsten zwei Jahre steht bereits
fest. „Ich bin ab Anfang nächsten Jahres Tour Card Holder für zwei Jahre und
ich möchte einfach mein Bestes geben. So viel Geld einspielen, wie es geht“,
betonte er. „Dann schauen wir mal in zwei Jahren, wo ich stehe. Was ist
passiert, was habe ich erreicht und was nicht? Aber ich möchte mir auch da
keinen großen Druck machen.“
Der Schweizer
Dart-Boom: Bellmont als Wegbereiter einer neuen Generation
Auch außerhalb der Turnierszenen bleibt Bellmont ein
wichtiger Faktor. Sein Engagement in der Schweizer Dartszene, sein
Trainingshaus und sein professionelles Auftreten tragen dazu bei, dass der
Sport im Land wächst. So hofft er darauf, dass weitere Schweizer Dartspieler
zeitnah in seine Fußstapfen treten werden. „Ich hoffe es, das wäre schön.
Wirklich! Ich weiß, dass ich das ‚Aushängeschild‘ der Schweizer bin, dass ich
es war mit den meisten Erfolgen im Ausland. Das weiß jeder Schweizer
Dartspieler. Es gibt in der Schweiz 10 oder 20 Topspieler, die auch auf diesem
Niveau spielen können. Von diesen spielen – wie ich gehört habe – ein paar die
Q-School. Ich glaube, im Gegensatz zu den letzten Jahren könnten da doch noch
einige positive Resultate folgen“, lobte er seine Landsleute.
„Ob es direkt für die Tour Card reicht für einen weiteren
Spieler aus der Schweiz, das ist die Frage, aber ich hoffe es natürlich. Ich
würde mich riesig freuen, wenn zwei weitere Schweizer die Tour Card gewinnen
würden. Das ganze wäre wie ein nächster Boom. Auch wenn ich nicht an der
Q-School bin, die Schweizer, die dort sind, die machen nur die beste Werbung
für die ganze Szene aus der Schweiz.“
Auf die Nachfrage, an wen er da zum Beispiel denke,
antwortete er: „Alex Fehlmann, Marcel Hirzel, Marcel ‚Cello‘ Walpen. Von den
jungen Spielern Ansh Sood, der gegen Raymond van Barneveld bei der Swiss Darts
Trophy eine super Performance abgeliefert hat. Und dann gibt es noch ein paar
andere Namen. Das sind die positiven Seiten für die Schweizer Dartszene.“
Vor der WM: Ruhe,
Fokus und mentale Stärke
Das nächste große Turnier, vor dem Bellmont nun steht, ist
die
Darts WM. Im Gegensatz zum Vorjahr bleibt bei „Belli“ seiner Aussage nach
„vom Training her alles gleich“. Der ruhige Darter aus der Schweiz möchte auch
hier ruhig bleiben: „Ich will nicht überpacen oder so“, erklärte er. „Ich habe
da ein paar Trainingskollegen, die da helfen. Ich kann auch gut alleine
trainieren hier in meinem Dartlokal. Das wird so bleiben. Ich muss meine
Schiene fahren und ich habe auch einen sehr guten Austausch mit meinem
Mentaltrainer. Es wird für eine intensive Zeit etwas erarbeitet und ich denke,
ich bin auf einem guten Weg.“
Zuletzt betonte
Bellmont, dass er viel Unterstützung von den Menschen um sich herum bekäme.
„Das ganze Team um mich herum ist wie eine Familie: Lebensgefährtin, Management,
Sponsoren und alles geben mir immer die Unterstützung im Rücken“, erzählte er
begeistert.
„Ich glaube, jeder freut sich extrem für mich, dass ich das
(die Tour Card; Anm. d. Red.) geschafft habe. Ich bin am Freitag (nach der
Challenge Tour und den Players Championship-Turnieren) am Flughafen von locker
25 Leuten empfangen worden. Da kann ich nur ein Dankeschön an das ganze Team ausrichten,
dass wir das gemeinsam geschafft haben“, erklärte er abschließend.