„Der Traum war immer da“ – Bellmont krönt sich zum ersten Schweizer Tour Card Holder der PDC

PDC
Dienstag, 18 November 2025 um 6:00
Stefan Bellmont
Nachdem Stefan Bellmont bereits 2024 ein Turnier auf der Challenge Tour gewinnen konnte, setzte er im Folgejahr noch einen drauf. Hier gewann er die Turniere 5, 14 und 23 des Circuits. Aufgrund dieser Leistung schloss der Schweizer die Challenge Tour Order of Merit als Bester ab und schrieb Dartsgeschichte: Er sicherte sich als erster Schweizer in der Historie der PDC die Tour Card für die kommenden zwei Jahre. Zudem nahm er als erster Schweizer beim Grand Slam of Darts teil und gewann ein Ticket für die Darts WM-Teilnahme in diesem Jahr, nachdem er bereits bei der Darts Weltmeisterschaft 2025 als erster Schweizer überhaupt dort hat antreten dürfen.
„Mich freut es dass es so perfekt ausgegangen ist. Ich bin mit der Einstellung an die letzte Challenge Tour gegangen, einfach den zweiten Platz zu sichern“, äußerte sich Bellmont vor dem Grand Slam of Darts gegenüber Dartsnews.de. „Der Traum von der Tour Card war sicher da“, fuhr er fort. „Das Ticket für die WM war schon eher sicherer. Da hätte viel schief laufen müssen, dass ich nicht zur WM komme. Das hat mir schon ein bisschen Sicherheit gegeben. Die Einstellung war, so viel wie geht einzuspielen.“
Bellmonts perfekter Saisonstart legt den Grundstein für den historischen Triumph
Erst nach der vorletzten Challenge Tour der Saison stand fest, dass „Belli“ die Tour Card erspielt hat. Trotz der Spannung behielt die Schweizer Nummer Eins die Nerven: „Klar, der Druck liegt bei mir, aber ich habe auch gewusst, der Druck ist bei den anderen Spielern auch da. Die müssen auch gute Resultate einfahren. Ich glaube, für jeden Spieler, der dort oben in den Top 5 oder Top 6 war, war die Ausgangslage fast gleich. Jeder hatte den Druck, irgendwie gute Darts und Resultate zu liefern. Dass ich es aber jetzt so sensationell gepackt habe, dass ich am Sonntag das erste Turnier gewinnen konnte, das war wirklich hervorragend.“
„Ich habe schon gewusst, wie es so etwa aussieht. Klar, ich habe bei der Challenge Tour die Spiele der anderen auch ein bisschen verfolgt: Was macht der? Was spielt der? Aber ich habe dann irgendwann gesagt: ‚Jeder hat da den Druck, ich muss mich auf mein Spiel fokussieren‘ und dann habe ich das gut nutzen können. Ich habe einen guten Fokus gehabt. Ich habe vor dem zweitletzten Turnier gewusst, wenn ich gewinne, dann bin ich durch. Das hat man im Hinterkopf, das hätte jeder Spieler gewusst. Ich habe versucht, mich dann noch einmal richtig zu konzentrieren und es zur Tatsache zu machen, dass ich den Sieg reinholen konnte“, fuhr er fort.
Mit Siegen Schritt für Schritt Richtung Tour Card
Obwohl für Bellmont bereits nach der Challenge Tour 23 feststand, dass er mit seinem Sieg sein Ziel erreicht hatte, gab er beim letzten Turnier, das am gleichen Tag stattfand, noch einmal Gas und schaffte es hier bis ins Achtelfinale, bevor er ausschied. „Nach dem Sieg ging die Batterie schon ein bisschen nach unten“, kommentierte Bellmont. „Mein Manager war auch vor Ort und wir haben gesagt, jetzt brauche ich eben kurz 10 Minuten Pause. Das nächste Turnier lief ja schon. Da musste ich nach den 10 Minuten gleich weiterspielen. Es war wie eine leere Batterie, aber ich habe mir trotzdem gesagt: ‚Komm, spiel dein Bestes, das, was du kannst.‘ Dass ich so weit komme, hat mich erfreut. Das war für mich wie eine Bestätigung, aber ich war schon ziemlich müde, auch körperlich.“
Da Bellmont bereits bei der Challenge Tour 1 des Jahres im Finale stand – hier unterlag er Beau Greaves nur knapp mit 4:5 – und kurz darauf die Challenge Tour 5 gewann, stand er von Anfang an innerhalb der obersten Plätze der Rangliste. Hierdurch kam er von Beginn an in den Genuss, bei den Players Championship-Turnieren als Ersatzspieler für die Tour Card Holder, die ihre Teilnahme abgesagt hatten, dabei zu sein. Tatsächlich hat das Schweizer Ass in 2025 an jedem Turnier des Players Championship-Circuits teilgenommen.
Als Nachrücker im Pro Tour-Alltag: Erfahrung ja, Vorteil nein
Man könnte meinen, diese enorme Erfahrung sei ein klarer Pluspunkt für den Schweizer, wenn er im kommenden Jahr offiziell zur Pro Tour zurückkehrt. Immerhin kennt er bereits die Stimmung bei diesen Turnieren und auch die Spieler sind ihm nun nicht mehr gänzlich unbekannt. Doch der 35-Jährige widerspricht dieser Annahme entschieden: „Ich habe keine Angst davor, dass ich gegen den oder den spiele. Es hilft mir dennoch nicht, dass ich das ganze Jahr mitspielen konnte. Für dieses Jahr war es für mich einfach eine Zugabe, dass ich immer dabei sein durfte. Der Druck war eher bei den Tour Card Holdern. Wenn ich mal ein Spiel verliere, ist es für mich nicht so schlimm. Ich finde, das ändert sich jetzt für mich schon im nächsten Jahr. Ich bin ein Tour Card Holder und da möchte ich eigentlich schon versuchen, gute und konstante Perfomance zu liefern und weitere Siege einzufahren. Das brauche ich jetzt ja, dass ich in der Order of Merit weiter nach oben komme.“
Auch in Sachen Time-Management wird sich nun einiges ändern, wie Bellmont weiß. „Was sich mit der Tour Card ändert, ist, das sich jetzt alle European Tour-Qualis spielen kann. Letztes Jahr durfte ich ja nur die Swiss Darts Trophy spielen. Mit den ganzen Pro Tours ist man vielleicht einen oder zwei Tage länger unterwegs (im Vergleich zu 2025, wo Bellmont nur für die Players Championship-Turniere unterwegs war; Anm. d. Red.). Wenn man sich für die European Tour qualifiziert, dann kann es schonmal sein, dass man Dienstag, Mittwoch irgendwo in England die Players Championship spielt und direkt danach nach Budapest oder irgendwohin muss.“
Stefan Bellmont<br>
Stefan Bellmont
Die „Step by Step“-Philosophie als Erfolgsrezept
Dennoch arbeitet „Belli“ daran, den Druck so gering wie möglich zu halten. Sein hauptsächliches Augenmerk liegt seiner Aussage nach darauf, alles Stück für Stück anzugehen und ein Auge auf realistische Ziele zu haben. „Ich habe immer gesagt: Step by Step. Klar, das große Ziel war vor vier Jahren schon die Tour Card, das ist immer das Ziel. Bei den Q-Schools, die ich besucht habe, war die Tour Card schon immer das Ziel, sonst müsste ich nicht hingehen. Das war bei mir immer auf dem Schirm. Aber ich habe mir dann immer irgendwie schön kleine Ziele gesetzt, immer Step by Step. Zum Beispiel konstant spielen oder so. Die erste Teilnahme an der European Tour, die Players Championship-Teilnahmen, die Siege auf der Challenge Tour, das zeigt dieses Step by Step recht gut. Immer ein bisschen mehr. Jetzt bin ich bei der Tour Card angekommen“, vermittelte Bellmont seine Vorgehensweise.
Auch sein Ziel für die nächsten zwei Jahre steht bereits fest. „Ich bin ab Anfang nächsten Jahres Tour Card Holder für zwei Jahre und ich möchte einfach mein Bestes geben. So viel Geld einspielen, wie es geht“, betonte er. „Dann schauen wir mal in zwei Jahren, wo ich stehe. Was ist passiert, was habe ich erreicht und was nicht? Aber ich möchte mir auch da keinen großen Druck machen.“
Der Schweizer Dart-Boom: Bellmont als Wegbereiter einer neuen Generation
Auch außerhalb der Turnierszenen bleibt Bellmont ein wichtiger Faktor. Sein Engagement in der Schweizer Dartszene, sein Trainingshaus und sein professionelles Auftreten tragen dazu bei, dass der Sport im Land wächst. So hofft er darauf, dass weitere Schweizer Dartspieler zeitnah in seine Fußstapfen treten werden. „Ich hoffe es, das wäre schön. Wirklich! Ich weiß, dass ich das ‚Aushängeschild‘ der Schweizer bin, dass ich es war mit den meisten Erfolgen im Ausland. Das weiß jeder Schweizer Dartspieler. Es gibt in der Schweiz 10 oder 20 Topspieler, die auch auf diesem Niveau spielen können. Von diesen spielen – wie ich gehört habe – ein paar die Q-School. Ich glaube, im Gegensatz zu den letzten Jahren könnten da doch noch einige positive Resultate folgen“, lobte er seine Landsleute.
„Ob es direkt für die Tour Card reicht für einen weiteren Spieler aus der Schweiz, das ist die Frage, aber ich hoffe es natürlich. Ich würde mich riesig freuen, wenn zwei weitere Schweizer die Tour Card gewinnen würden. Das ganze wäre wie ein nächster Boom. Auch wenn ich nicht an der Q-School bin, die Schweizer, die dort sind, die machen nur die beste Werbung für die ganze Szene aus der Schweiz.“
Auf die Nachfrage, an wen er da zum Beispiel denke, antwortete er: „Alex Fehlmann, Marcel Hirzel, Marcel ‚Cello‘ Walpen. Von den jungen Spielern Ansh Sood, der gegen Raymond van Barneveld bei der Swiss Darts Trophy eine super Performance abgeliefert hat. Und dann gibt es noch ein paar andere Namen. Das sind die positiven Seiten für die Schweizer Dartszene.“
Vor der WM: Ruhe, Fokus und mentale Stärke
Das nächste große Turnier, vor dem Bellmont nun steht, ist die Darts WM. Im Gegensatz zum Vorjahr bleibt bei „Belli“ seiner Aussage nach „vom Training her alles gleich“. Der ruhige Darter aus der Schweiz möchte auch hier ruhig bleiben: „Ich will nicht überpacen oder so“, erklärte er. „Ich habe da ein paar Trainingskollegen, die da helfen. Ich kann auch gut alleine trainieren hier in meinem Dartlokal. Das wird so bleiben. Ich muss meine Schiene fahren und ich habe auch einen sehr guten Austausch mit meinem Mentaltrainer. Es wird für eine intensive Zeit etwas erarbeitet und ich denke, ich bin auf einem guten Weg.“
Zuletzt betonte Bellmont, dass er viel Unterstützung von den Menschen um sich herum bekäme. „Das ganze Team um mich herum ist wie eine Familie: Lebensgefährtin, Management, Sponsoren und alles geben mir immer die Unterstützung im Rücken“, erzählte er begeistert.
„Ich glaube, jeder freut sich extrem für mich, dass ich das (die Tour Card; Anm. d. Red.) geschafft habe. Ich bin am Freitag (nach der Challenge Tour und den Players Championship-Turnieren) am Flughafen von locker 25 Leuten empfangen worden. Da kann ich nur ein Dankeschön an das ganze Team ausrichten, dass wir das gemeinsam geschafft haben“, erklärte er abschließend.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Aktuelle Kommentare

Loading