In der jüngsten Folge des Darts Draait Door Podcasts nahmen Damian Vlottes und
Vincent van der Voort Raymond van Barnevelds Auftritt bei der Hungarian Darts Trophy unter die Lupe. Besonders im Duell mit Dave Chisnall überzeugte der Niederländer. Anschließend sprachen die beiden über den packenden Kampf um den letzten Platz beim World Grand Prix, für den Van Barneveld weiterhin im Rennen ist. Zum Abschluss rückte die Dopingsperre von Rusty-Jake Rodriguez in den Fokus.
„Beginnen wir mit dem Positiven“, eröffnete Vlottes. „Er hat am Freitag gewonnen. Und dann am Samstag noch einmal.“ Gegen Chisnall spielte Van Barneveld in starker Verfassung. „Einfach 6:1 runter, 108er Average – das ist das Raymond-Bild, das die Fans sehen wollen“, erklärte er. Auch sein Tempo sei auffällig gewesen. „Er muss schneller, positiver, mit mehr Adrenalin spielen“, ergänzte Van der Voort. „Das hat er diesmal gut umgesetzt.“
Der Sonntag verlief weniger erfolgreich. „Da fällt er etwas zurück. Ich habe am Morgen mit ihm gesprochen, es lag sicher auch an der Energie. Er ist ja 58“, ordnete Van der Voort ein. Entscheidend sei für Van Barneveld weniger das Trainingsvolumen, sondern die Erholung. „Eine Stunde pro Tag reicht aktuell. Ausruhen ist wichtiger. Sie sind auf dem richtigen Weg, aber es liegt noch ein Stück Arbeit vor ihnen.“
Die Diskussion drehte sich anschließend um den „dreifachen Barney-Angriff“: Niederlage gegen Gerwyn Price, dessen Rückzug, plus ein Turniersieg von Niko Springer. Damit wäre ein Grand-Prix-Platz weniger verfügbar. „Damit hat keiner gerechnet“, sagte Van der Voort.
Der Grand Prix-Rechner: Spannung bis zum Schluss
Der Fokus richtet sich nun auf die Grand Prix-Qualifikation. Neben Van Barneveld stehen Krzysztof Ratajski, William O’Connor und Niels Zonneveld im Blickpunkt. Andrew Gilding ist mit 75.000 Pfund auf Platz 15 wohl sicher. Dahinter folgt Ratajski (72.000 £), während William O’Connor, Raymond van Barneveld und Niels Zonneveld knapp dahinter liegen.
„Wenn O’Connor und Van Barneveld je ein Spiel gewinnen und Ratajski früh verliert, sind alle drei gleichauf. Dann profitiert O’Connor durch die bessere Bilanz“, erklärte Vlottes. Bei gleichem Preisgeld entscheiden tiefere Turnierläufe. Van der Voort fasste zusammen: „Es kommt darauf an, dass O’Connor sein erstes Match verliert. Wenn er und Ratajski in Runde eins rausgehen, reicht Raymond ein Sieg.“
Doch Theorie und Praxis liegen auseinander. „Man kann nicht nur sein eigenes Turnier spielen. Man sitzt im Hotelzimmer und will trotzdem wissen, was der Konkurrent macht“, so Van der Voort. Zudem könnten sich die Wege überschneiden: „O’Connor könnte auf Van Veen, Nijman, Aspinall oder sogar Raymond selbst treffen. Dann hätte er es immerhin direkt in der Hand.“
Für Niels Zonneveld sieht Van der Voort nur geringe Chancen: „Ein Viertelfinale reicht nicht. Er muss ins Halbfinale.“ Verpasste Gelegenheiten wie das verlorene Pro-Tour-Finale gegen Sebastian Bialecki würden nun besonders schmerzen.
Doping im Darts: Rodriguez und die Grauzone
Ein anderes Thema bestimmte die zweite Hälfte des Podcasts: die Sperre von Rusty-Jake Rodriguez. Genaue Fakten sind noch rar, und Spekulationen wollten die beiden vermeiden. Der Vergleich zu Dom Taylor, der „ein paar Monate“ gesperrt wurde, zeigte, wie gravierend die Folgen sein können. „Auch bei Medikamenten muss man vorsichtig sein. Immer den Arzt informieren“, mahnte Vlottes.
Van der Voort schilderte eigene Erfahrungen. Für seine Blutdruckmedikamente musste er über den TUE-Weg eine Genehmigung einholen. „Das muss regelmäßig erneuert werden. Ich habe erst letzte Woche wieder eine Anfrage bekommen“, erzählte er. Unwissenheit könne keine Ausrede sein. „Man muss wissen: Steht das Mittel auf der Liste oder nicht?“
Die Frage nach dem Nutzen von Doping im Darts beantwortete er halb ernst, halb scherzhaft: „Konzentration, Ausdauer, Stress – das kann man beeinflussen. Wenn Raymond da ein paar Pillen nehmen würde...“ Schnell stellte er aber klar: „Wir verdächtigen ihn nicht.“
Ein weiteres Problem sind die Zeitpunkte der Kontrollen. Van der Voort erinnerte an ein Halbfinale der UK Open gegen James Wade, das er nach einer Kontrolle verlor: „Man darf nicht essen, bereitet sich mental vor – danach ist man einfach platt.“ Das Prozedere im Test selbst beschrieb er humorvoll: „Ich mag es nicht, wenn ein Mann neben mir steht. Irgendwann drehte ich ihm immer mehr den Rücken zu.“
Bei Sperren achten die Verbände laut Van der Voort auch auf den Zeitpunkt. So könnten Spieler nicht bequem Turniere auslassen. Im Fall Rodriguez könnte die Sperre mitten in der WM-Qualifikation greifen – mit Folgen bis ins nächste Jahr. „Dann sehen wir ihn wohl erst 2026 wieder. Frohe Weihnachten“, kommentierte Van der Voort trocken.
Ein Beispiel dafür war auch Wessel Nijman, der wegen seiner Strafe die Q-School verpasste. Van der Voort betonte jedoch: „Am Ende ist es vergessen. Er ist ein guter Junge. Hat nur einen Fehler gemacht. Punkt.“