„Ein Teil von mir hoffte auf ein Sudden Death Leg“ – Connor Scutt übersteht WM-Thriller gegen Simon Whitlock

PDC
Dienstag, 16 Dezember 2025 um 15:30
Connor Scutt (2)
Connor Scutt hat seine Auftakthürde bei der Darts WM in einem echten Nervenkrimi genommen. Der Engländer setzte sich nach fünf umkämpften Sätzen mit 3:2 gegen Simon Whitlock durch. Nach einer schnellen 2:0-Führung musste Scutt zusehen, wie der Australier zurück ins Spiel fand. Am Ende bewies der Engländer bei seiner zweiten WM jedoch den längeren Atem und brachte den Sieg im Entscheidungsset ins Ziel.
Wer nach dieser Abnutzungsschlacht nur Erleichterung erwartete, wurde überrascht. Scutt reagierte mit einem Lächeln und einer ungewöhnlichen Offenheit. „Ein kleiner Teil von mir hoffte, dass es bis zum Sudden Death geht“, erklärte er. Zwei ausgeglichene Legs, zwei ausgeglichene Sätze – das sei etwas, das er selbst als Zuschauer liebe. „Ich bin am Ende auch einfach ein Darts-Fan. Also macht es mir nichts aus, da zu stehen und für alle zu spielen.“
Leicht fiel ihm der Sieg dennoch nicht. Die Härte des Spiels, der Druck der Darts WM und ein Publikum, das klar hinter „The Wizard“ stand, hätten einen einen Spieler lähmen können. Scutt blieb jedoch erstaunlich ruhig. „Die Chancen von Simon haben mich nicht berührt“, sagte er. „Ich war in meiner eigenen Blase.“

Überraschend schnell komfortabel in Führung

Vor dem Match hatte Scutt ein anderes Spiel erwartet. Whitlock hinterließ schon beim Einwerfen Eindruck. Besonders im Bull-off zeigte sich der Routinier treffsicher. „Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass ich 2:0 vorne lag“, gestand Scutt. „Simon sah komplett bereit aus. Beim Bullen traf er gefühlt acht von neun. Da weißt du: Er ist ready.“
Der starke Start brachte die Führung, doch das Match kippte. Whitlock steigerte sich, Scutt verlor zeitweise den Rhythmus. Ein Interviewer brachte es drastisch auf den Punkt und sagte, Scutt habe „irgendwann nicht einmal die Seite eines Renault Espace getroffen“. Der Engländer lachte, widersprach aber nicht. „Ich war nicht überragend, aber am Ende sehr steady.“

Matchdarts vergeben? „Mir war das nicht bewusst“

Besonders auffällig war Scutts Reaktion auf die Frage nach den vergebenen Matchdarts. „Wenn ich ehrlich bin: Mir war nicht bewusst, dass ich so viele ausgelassen habe“, erklärte er. Für ihn sei das Teil der Dynamik gegen einen Publikumsliebling wie Whitlock gewesen.
Connor Scutt blickt ins Publikum
Trifft in der zweiten Runde auf die nächste Darts Legende: Connor Scutt
„Wenn das Publikum größtenteils gegen dich ist, zonst du manchmal einfach aus“, sagte Scutt. Man habe dann zwei Optionen: sich von der Atmosphäre erdrücken lassen oder sich abzuschotten. „Ich habe mich abgeschottet. Ich wusste nicht, dass es so viele Matchdarts waren.“ Diese Tunnelvision half ihm auch in der entscheidenden Phase.
Selbst im Chaos verlor er nicht den Mut. „Ich hätte im letzten Leg sehr gern einen Neundarter geworfen“, gab er zu. Der Traum blieb unerfüllt, doch der Sieg stand.

Respekt vor Anderson, aber keine Ehrfurcht

In der zweiten Runde wartet mit Gary Anderson eine Ikone des Sports. Für Scutt ist klar, dass sich an seiner Herangehensweise nichts ändert. „Ich behandle jeden Gegner gleich“, sagte er. Ob Nummer 128 oder mehrfacher Weltmeister – entscheidend sei nur, dass alle eine Tourcard besitzen. „In diesem System ist jeder dazu fähig, ganz oben zu stehen.“

Eine Saison besser als gedacht

Auch seine Saison ordnete Scutt neu ein. Lange hatte er sie als enttäuschend empfunden. Mit der WM-Qualifikation, dem Auftritt beim Grand Slam of Darts und nun diesem Sieg habe sich das Bild verändert. „Nach dem Grand Slam habe ich viel nachgedacht. So schlecht war das Jahr nicht.“
Besonders das Verpassen der Players Championship Finals schmerzte. Dennoch verwies er auf seine Konstanz. „Ich habe dieses Jahr fast 93 bis 94 im Average geworfen. Das ist ein sehr hohes Niveau.“ Für ihn ist klar: Das Spiel ist da, nun müssen die Ergebnisse folgen.
Scutt gilt als extremer Arbeiter. „Ich bin mein größter Kritiker“, sagte er. Sieben bis acht Stunden Training am Tag seien keine Seltenheit. Vor der Darts WM reduzierte er bewusst das Pensum, um frisch zu bleiben. Gleichzeitig versucht er, weniger hart mit sich selbst zu sein.
Zum Abschluss wurde es persönlich. Anderson habe ihn schon mehrfach öffentlich gelobt. „Das ist wunderbar, denn Gary ist mein Held“, sagte Scutt. Er habe früher sogar mit Gary-Anderson-Darts gespielt. Der gegenseitige Respekt sei groß. „Ich hoffe, dass wir ein großartiges Match gegeneinander spielen. Das wäre schön.“
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