Josh Rock hat die Entscheidung von Matchroom, die World Series of Darts in Saudi-Arabien auszutragen, als „großartig für den Sport“ bezeichnet – zugleich aber die laufende Debatte über diesen Schritt anerkannt. Die Diskussion dreht sich einerseits um den Austragungsort selbst, andererseits um Fragen des sogenannten Sportswashings und die Rolle wohlhabender, staatlich unterstützter Investoren im Weltsport.
In der Pressekonferenz nach seinem nervenaufreibenden 2:1-Sieg über Ryan Joyce beim World Grand Prix in Leicester sprach Rock mit Dartsnews.com (YouTube) über die geplante Expansion des Dartsports. Er betonte, dass es positiv sei, neue Märkte zu erschließen. „Ein Ort, an dem ich noch nie war – das ist großartig für den Dartsport“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass Darts schon einmal in Saudi-Arabien war, abgesehen von Dubai. Es wäre fantastisch. Boxen gibt es dort bereits, und es ist gut, dass Darts ebenfalls globaler wird.“
Sportliche Chancen und moralische Fragen
Diese Haltung trifft auf eine wachsende Debatte unter Fans, Experten und Außenstehenden. Das Unbehagen betrifft nicht nur den geografischen Wechsel, sondern auch die Tatsache, dass saudische Investitionen – und die mit ihnen verbundenen politischen Interessen – häufig als Instrument des Sportswashings wahrgenommen werden.
Kritiker verweisen auf den Einfluss von Turki Al-Sheikh und auf enge Verbindungen zwischen saudischen Geldgebern und Matchroom-Größen wie Barry und Eddie Hearn. Sie fordern, genauer zu prüfen, ob solche Partnerschaften der Imagepflege des saudischen Regimes dienen. Einige Beobachter warnen sogar, dass die Austragung der World Series nur der Anfang einer noch stärkeren saudischen Präsenz im globalen Darts-Kalender sein könnte.
Rock sieht die Sache pragmatischer. „Es ist gut für den Sport, um die Welt zu kommen“, sagte er und verwies auf die neuen Chancen, die mit der globalen Expansion einhergehen. Trotz Veränderungen im Turnierkalender – weniger World-Series-Events, dafür mehr European-Tour-Termine – sieht der 24-Jährige darin eine Bereicherung. „Viele Leute waren noch nie in Polen oder in der Slowakei. Ich selbst auch nicht. Also ja, nächstes Jahr hoffe ich, dass es ein hektisches Jahr für mich wird.“
Rock gräbt tief: Erster Sieg beim World Grand Prix
Während die Diskussionen um Saudi-Arabien im Hintergrund weiterliefen, stand für Rock auf der Bühne eine ganz andere Aufgabe an. Der Nordire sicherte sich seinen ersten Sieg überhaupt beim World Grand Prix. Nach einem Satzrückstand drehte er die Partie gegen Ryan Joyce und zog in die zweite Runde ein, wo er auf Gerwyn Price trifft.
„Ich bin einfach froh, dass ich noch hier bin“, sagte Rock nach dem Match. „Jeder weiß, dass ich ständig zwischen Doppel-16 und Tops gewechselt habe, aber heute haben sich beide gut angefühlt. Ich hatte hier noch nie einen Satz gewonnen – das war in meinem Kopf. Wahrscheinlich habe ich deshalb den ersten Satz verloren, obwohl ich ihn 3:0 hätte holen müssen, ohne Ryan gegenüber respektlos zu sein. Aber ich habe tief gegraben, hart gearbeitet und den Sieg geholt.“
Entscheidend war das Timing beim Checkout. „Ich musste es einfach machen. Wenn ich die 108 nicht getroffen hätte, hätte er das Leg wahrscheinlich geholt. Und wenn die Doppel-16 nicht gefallen wäre, hätte ich mich geschlagen gegeben.“
„Ich bin nicht hier, um zu verlieren“ – Rocks Ziele und Selbstverständnis
Mit dem Sieg über Joyce wartet auf Rock nun ein echtes Highlight: das Duell mit Gerwyn Price in der zweiten Runde – ein Aufeinandertreffen, das bereits im Vorfeld Spannung verspricht. Trotz seiner jungen Jahre bleibt Rock in seiner Einschätzung realistisch, aber ehrgeizig.
„Ich bin nicht hier, um zu verlieren. Ich bin hier, um den Titel zu gewinnen – genau wie jeder andere auch. Man braucht nur diesen ersten Sieg, und ich bin dankbar, dass ich ihn geholt habe“, erklärte er. Zum Thema Elitestatus fügte er hinzu: „Ich werde mich erst dann als Elite bezeichnen, wenn ich in der Premier League spiele. Es ist mir egal, ob ich zu den zehn Besten der Welt gehöre – das macht dich nicht automatisch zu einem Elite-Spieler. Wenn du in der Premier League stehst, bist du 17 Wochen lang im Rampenlicht. Dann gehörst du zur Elite.“
Rock erzählte auch von einem Tipp, den er von Phil Taylor erhielt. Der Rekordweltmeister hatte ihm geraten, „die ganze Zeit auf Tops zu spielen“. Rock schmunzelte: „Ich schwanke immer zwischen Taylors Rat und meinem eigenen Instinkt, lieber auf die 16er zu gehen.“
Zugleich wies er Gerüchte zurück, er wolle Luke Littlers Aufmerksamkeit für sich beanspruchen: „Luke und ich verstehen uns super. Er hat alles gewonnen – außer diesem Turnier hier und der Europameisterschaft. Vielleicht denkt er: ‚Lass mal jemand anderen ran.‘“