Kein Handschlag zwischen Gary Anderson und Raymond van Barneveld: „Kauf dir einfach eine Rute zu Weihnachten“

PDC
Dienstag, 07 Oktober 2025 um 11:30
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Gary Anderson betonte nach seinem angespannten und zeitweise frostigen Match gegen Raymond van Barneveld beim World Grand Prix 2025, dass er keinerlei Groll hegt. Auch wenn sich die beiden nach dem entscheidenden Leg in Leicester zunächst den Rücken zukehrten, machte der Schotte in der anschließenden Pressekonferenz deutlich: Für ihn ist die Sache erledigt.
Der zweifache Weltmeister setzte sich in einem intensiven Duell mit 2:1 durch und zog in die zweite Runde ein. Doch die Begegnung war alles andere als harmonisch. Als Anderson mit der Doppel-4 den Sieg perfekt machte, blieb der obligatorische Handschlag aus. Anderson drehte ab, während Van Barneveld schweigend seine Darts einsammelte. Später näherte sich der Niederländer zwar noch, doch in diesem Moment stand „The Flying Scotsman“ bereits mit dem Rücken zu ihm.
Auf die offensichtliche Spannung angesprochen, reagierte Anderson gelassen – ganz in seiner typischen, trockenen Art. „Nein, ich rege mich nicht leicht auf“, sagte er mit einem Achselzucken. „Vielleicht ein- oder zweimal in neun Monaten, aber nicht heute Abend. Als ich gewonnen habe? Ja, ich war überglücklich. Kaufen Sie sich einfach eine Angelrute zu Weihnachten“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu – eine charmante Spitze gegen sensationshungrige Reporter.

Zahlen, die überzeugen

Andersons Auftritt untermauerte, dass er sportlich noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Mit einem Average von 90,06 Punkten, zwei 180ern, einem 115er-Finish und einer Checkout-Quote von 53,8 Prozent war er der konstantere Spieler. Van Barneveld kam auf 86,22 Punkte im Schnitt, traf seine Doppel zu 54,5 Prozent – allerdings bei weniger Versuchen.
Das Match verlief über weite Strecken ausgeglichen. Anderson sicherte sich den ersten Satz mit 3:1, profitierte dabei von Barneys verpassten Chancen und krönte den Durchgang mit einem 115er-Checkout. Der Niederländer konterte stark, gewann den zweiten Satz ebenfalls mit 3:1 und zeigte seinerseits ein glänzendes 109er-Finish. Im entscheidenden Satz hielten beide zunächst ihre Legs, ehe Anderson die Doppel-4 traf und das Spiel beendete.

„Ich kann kaum ein Match auf die Doppel beenden, geschweige denn eines beginnen“

Trotz des Sieges machte Anderson erneut deutlich, dass das Double-in-Double-out-Format des Grand Prix nie sein Favorit war. „Ich kann kaum ein Match auf die Doppel beenden, geschweige denn eines beginnen“, scherzte er. „In 31 Jahren Dartsport ist das das einzige Turnier, bei dem ich das muss. Selbst in Somerset, wo mein Sohn Tai spielt, habe ich es noch nie gemacht – und wenn, habe ich es gehasst.“
Doch Selbstironie hin oder her: Anderson bewies, dass er dieses Format durchaus beherrschen kann. Sein präzises Timing auf die Doppelfelder und seine Erfahrung machten den Unterschied. In Runde zwei trifft er nun auf Joe Cullen, der ebenfalls einen überzeugenden Auftritt hinlegte. „Joe hat heute Abend gut gespielt“, lobte Anderson. „Er hatte eine schwierige Phase, aber jetzt kommt er wieder in Schwung.“

„An manchen Tagen spiele ich wie 20, an anderen wie 90“

Abseits des Wettkampfs zeigte sich Anderson einmal mehr als einer der authentischsten Charaktere in der Dartswelt. „Ich liebe Darts einfach“, sagte der 54-Jährige. „Es liegt mir im Blut. An manchen Tagen spiele ich, als wäre ich 20, an anderen Tagen, als wäre ich 90. So ist das nun mal. Aber ich genieße es immer noch.“
Auch zum wachsenden Preisgeld und der Popularität des Sports äußerte sich Anderson positiv. „Eine Million Pfund für den Weltmeister – das ist riesig!“, so der Schotte. „Es wird Spieler geben, die denken: ‚Wenn ich das gewinne, bin ich fertig mit dem Leben‘. Aber es ist fantastisch für den Sport. Überall sehe ich Kinder, die Darts spielen. In zehn Jahren werdet ihr Journalisten kaum noch vorhersagen können, wer gewinnt.“
Ein gelöster Gary Anderson also – mit einem Lächeln, einem Seitenhieb und dem ungebrochenen Willen, auf der Bühne weiter Geschichte zu schreiben.
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