Daryl Gurney hat nach einem 6:3-Erfolg über
Brendan Dolan souverän die nächste Runde der
Players Championship Finals erreicht – in einem Duell, das sportlich wichtig war, emotional aber noch viel schwerer wog.
Im Anschluss
sprach der Nordire ungewöhnlich offen über seinen jüngsten mentalen Tiefpunkt beim Grand Slam of Darts, wo er unter starkem Heimweh litt. Gurney verriet, er habe damals sogar erwogen, sein letztes Gruppenspiel abzusagen, sei aber angetreten, „um die PDC nicht zu enttäuschen“.
Ein Sieg als Befreiungsschlag
Der Erfolg gegen Dolan war für Gurney vor allem ein Schritt, um die bedrückenden Gefühle der Vorwoche abzuschütteln. „Brendan ist einer der nettesten Menschen, die ich kenne. Es ist schwer, gegen ihn in den Matchmodus zu gehen“, erklärte er. „Aber am Ende bin ich über die Linie gekommen. Ob 6:0 oder 6:5 – Hauptsache gewinnen.“
Auf der Bühne war von der langen gemeinsamen World Cup-Partnerschaft der beiden Nordiren nichts zu spüren. Gurney blieb ganz bei sich, blendete die Freundschaft aus und konzentrierte sich ausschließlich auf seine Performance. „Ich weiß nicht, wo Brendan war. Ich habe ihn nicht trainieren sehen. Ich war hinten an den Übungsboards und habe mich auf mein eigenes Spiel fokussiert.“
Der Grand Slam als mentale Belastungsprobe
Wie schwer ihm der Grand Slam fiel, beschreibt Gurney eindringlich: „Ich hatte großes Heimweh – das erste Mal, seit ich bei der PDC spiele. Ich wollte einfach nur nach Hause, meinen Sohn sehen und in meinem eigenen Bett schlafen.“ Schon vor Turnierbeginn sei er mental ausgelaugt gewesen. Die kurze Auszeit danach – sechs Tage zur Erholung – habe einen enormen Unterschied gemacht.
„Ich fühle mich jetzt wie ein komplett anderer Spieler“, sagte Gurney. Dass er in Wolverhampton deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb, wurmt ihn noch immer. „Es gab viele Spieler, die es mehr verdient hätten, dort zu sein. Aber die beste Antwort ist, hierherzukommen und Spiele zu gewinnen. Das habe ich heute getan.“
Zwischen Pflichtgefühl und Familie
Auf die Frage, ob er wirklich über einen Rückzug aus seinem letzten Gruppenspiel nachgedacht habe, antwortete Gurney ohne Umschweife: „Ja – aber das war nur zwischen mir und meiner Partnerin Josie.“ Die PDC habe er dennoch nicht enttäuschen wollen. „Sie verdienen es, dass ich spiele, egal wie schlecht ich vorher war.“ Zudem dankte er PDC-Pressesprecher Dave Allen ausdrücklich für dessen Unterstützung während der schwierigen Tage.
Einen zentralen Grund für sein plötzlich starkes Heimweh sieht Gurney in seiner privaten Situation. „Mein Sohn ist jetzt sieben. Er versteht, was passiert, und er vermisst mich, wenn ich weg bin.“ Früher sei das einfacher gewesen – heute spüre sein Kind jede Abreise.
„Ich komme Montag nach Hause, dann habe ich Shows in Schottland. Ich sehe ihn vielleicht zwei Tage, und dann geht es schon Richtung WM. Er vermisst seinen Vater – und ich vermisse ihn auch.“