„Ich bin noch nicht fertig - ich werde dreifacher Weltmeister" - Peter Wright strotzt noch immer vor Ehrgeiz

PDC
Samstag, 22 November 2025 um 10:00
Peter Wright (1)
Peter Wright hat in seiner Karriere häufiger Gegenwind erlebt, als er selbst gern zugibt. Doch wer glaubte, der zweifache Weltmeister bewege sich bereits in Richtung Ruhestand, wurde bei den Players Championship Finals in Minehead eines Besseren belehrt. Hinter dem schillernden „Snakebite“-Image – Perücken, Glitzer, auffällige Outfits – steht ein Spieler, der sich keineswegs aufgegeben hat und seinen dritten WM-Titel weiterhin fest ins Visier nimmt.

„Ich bin noch nicht fertig – nicht innerlich“

Wright eröffnete sein Interview mit ungewohnt klaren Worten. „Viele Leute sagten, ich solle nicht aufgeben. Vielleicht haben sie recht. Denn hier drinnen“, sagt er und tippt sich auf die Brust, „bin ich noch nicht fertig.“
Seine Motivation formuliert er gewohnt selbstbewusst: „Auf den Weltmeister wartet eine Million Pfund. Ich werde dreimal Weltmeister – ob ich dieses oder nächstes Jahr diese Million hole. Aber ich werde sie holen. Ganz sicher.“ Es ist ein Satz, der Wrights Mischung aus Ehrgeiz, Humor und Trotz perfekt einfängt.

Ein merkwürdiges Match – und ein dringend benötigter Erfolg

Der Auftaktsieg gegen Joe Cullen fühlte sich seltsam an, selbst für Wright. „Ich habe nichts verstanden“, lacht er. „Die Lichter waren so hell, dass ich völlig verloren war. Mit meinen Kontaktlinsen sah es so aus, als würde ich Scores verpassen. Ich gewann ein Leg und dachte, sie hätten meinen Punktestand nicht geändert. Mein Gehirn war völlig weg.“
Dass es für beide ein schwieriges Jahr war, räumt Wright unumwunden ein. „Joe hatte noch etwas Magie übrig, ich hatte gar nichts mehr. Deshalb fühlt sich dieser Sieg so gut an.“

Zwischen Trainingsweltklasse und Bühnenzweifel

Besonders frustrierend sei für Wright der Kontrast zwischen seinem Trainingsniveau und seinen Bühnenauftritten. „Am Trainingsboard bin ich fantastisch“, sagt er überzeugt. „Ich habe im Vorfeld dieses Turniers wirklich viel trainiert. Und dann denke ich: Wenn ich das auf die Bühne bringe, gewinne ich das Turnier locker.“
Doch sobald er die Bühne betritt, schleichen sich Unsicherheit und Nervosität ein. „Wenn man lange nicht mehr viele Matches gewonnen hat, wird man angespannter. Ich habe manchmal richtig gezittert.“
Auf die Frage, ob ein Mann mit seinen Erfolgen überhaupt noch nervös werde, antwortet er ohne Zögern: „Ja, absolut. Ich weiß nicht, warum. Vor dem Match fühlte ich mich großartig. Ich habe heute mehr trainiert als sonst. Aber auf der Bühne fühlt es sich einfach anders an.“
Peter Wright trifft in der nächsten Runde auf James Wade
Peter Wright trifft in der nächsten Runde auf James Wade

Die Frustration einer verschwundenen Topform

Peter Wright sprach in Minehead ungewöhnlich offen über die Frustration, dass er sein einst überragendes Niveau nicht mehr erreicht. „Ich habe mit Michael van Gerwen darüber gesprochen“, erzählt er. „Wir haben in Erinnerungen geschwelgt: Averages von 118, 120, 133 … Matches, in denen wir uns gegenseitig zerlegt haben. Wo ist das geblieben? Warum kann ich das jetzt nicht mehr?“
Die Frage nagt an ihm, motiviert ihn aber zugleich. Wright nennt gleich mehrere Spieler, die ihn antreiben: „Luke Littler, Gian van Veen, James Wade – sie inspirieren mich. Wade ist hart zurückgekommen, nachdem er in der Rangliste gefallen war. Er begann wieder zu trainieren und kam zurück. Wenn er das kann, kann ich das auch. Ja, ich bin älter. Aber ich kann es schaffen.“
Der Absturz aus den Top 16 und das Abrutschen in die Top 32 traf ihn – allerdings anders, als viele vermutet hätten. „Es fühlte sich wie eine Erleichterung an“, sagt Wright. „Ein Neustart. In den nächsten zwei Jahren habe ich fast nichts zu verteidigen. Und im Training spiele ich wie ein Top-10-Spieler. Wenn ich das auf die Bühne bringe, bin ich im Handumdrehen wieder oben.“ Mit einem selbstbewussten Lächeln fügt er hinzu: „Niemand will mich ziehen. Da bin ich sicher.“

Kein Abschied – eine zweite Jugend

Auch wenn immer wieder über seinen möglichen Rückzug spekuliert wird, denkt Wright selbst ganz anders. „Ich beweise den Leuten gern das Gegenteil“, sagt er entschlossen. „Sagt jemand, dass ich fertig bin? Nein. Ich bin noch lange nicht fertig. Ich werde wieder steigen, ich werde den Leuten wehtun – und ich werde meinen dritten Weltmeistertitel gewinnen.“
Er wirkt überzeugt wie selten zuvor: „Es dauert nur drei Wochen. Drei Wochen gutes Werfen über Weihnachten – und die Million Pfund kommt zu mir, nicht zu ihnen.“
Auffällig war in Minehead auch sein neuer Walk-on-Song: „Chihuahua“. Eine überraschende Wahl – mit klarer Aussage. „Die Leute machen mich ständig runter“, erklärt er. „Also ja, es war eine Botschaft.“ Er lacht, aber man spürt, dass hinter dem Humor ein Kern Ernst liegt. Snakebite wirkt angeschlagen – und genau deshalb besonders gefährlich.

Snakebite oder Peter Wright?

Zum ersten Mal wurde Wright gefragt, ob die ikonische Snakebite-Persona überhaupt noch zu ihm passe. Seine Haare waren nicht frisiert, das Outfit schlicht – der schrille Showman wirkte gedämpfter. „Wären Sie in dieser Phase Ihrer Karriere nicht lieber einfach Peter Wright?“, lautete die Frage. „Ja“, antwortet er überraschend offen. „Das würde ich gerne. Aber dann enttäusche ich die Fans. Und vor allem die Kinder. Vielleicht etwas mehr Verständnis … und dann sehen wir, wohin es führt.“
Zum Abschluss richtet Wright den Blick auf sein nächstes Duell – gegen James Wade, der selbst ein starkes Comeback erlebt. „Ich habe unser Head-to-Head gesehen: 5:5 in den letzten zehn Matches. Es wird immer spannend. Aber ich hatte schon vor dem ersten Match das Gefühl, dass ich gewinnen werde. Also mal sehen.“
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