„Ich dachte einfach: Ich bin der bessere Spieler, also werde ich gewinnen“ – Kevin Doets zieht bei der Darts WM 2026 in die zweite Runde ein

PDC
durch Nic Gayer
Samstag, 20 Dezember 2025 um 9:00
Kevin Doets (2)
Kevin Doets hat erneut unter Beweis gestellt, warum er sich in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe der Darts-Welt entwickelt hat. Nach seinem 3:1-Erfolg in der ersten Runde der PDC Darts WM 2026 gegen Matthew Dennant sprach der Niederländer mit bemerkenswerter Ruhe, großem Selbstvertrauen und viel Realismus über sein Match, seine Entwicklung und seine Ziele bei diesem Turnier. Die Art und Weise, wie Doets analysiert, einordnet und nach vorne blickt, zeigt einen Spieler, der genau weiß, wo er steht.
Dabei verlief der Auftakt alles andere als perfekt. „Ich war im ersten Satz ein bisschen schlampig“, sagte Doets offen gegenüber Medien wie Dartsnews (YouTube). „Ich habe ein paar Doppel verpasst und dadurch hat er den Satz geholt.“ Nervös wurde er dennoch nicht. „In den vergangenen zwei Jahren lag ich öfter in Matches zurück. Das macht mich nicht nervös. Ich gerate nicht in Stress.“

Mentale Stärke statt Zweifel

Beim Stand von 1:1 blieb Doets vollkommen überzeugt von seinem Können. „Ich dachte einfach: Ich bin der bessere Spieler, also werde ich das gewinnen. Und so ist es auch gekommen.“ Diese Aussage unterstreicht sein mentales Wachstum. Wo früher möglicherweise Zweifel aufgekommen wären, zieht Doets heute gerade aus schwierigen Momenten zusätzliche Stärke.
Kevin Doets trifft in der zweiten Runde auf den Kenianer David Munyua
Kevin Doets trifft in der zweiten Runde auf den Kenianer David Munyua
Dieses Selbstvertrauen hat klare Gründe. Doets verfügt inzwischen über eine starke WM-Bilanz und erreichte im vergangenen Jahr das Achtelfinale. Auf die Frage, warum ihm ausgerechnet dieses Turnier so liegt, musste er kurz überlegen. „Ich weiß nicht genau, was es ist“, erklärte er. „Aber das ist das Turnier, auf das du das ganze Jahr hinarbeitest. Sobald du hier bist, fühlt es sich anders an als jedes andere Turnier.“
Für Doets ist der Fokus bei der Weltmeisterschaft einzigartig. „Hier willst du performen. Hier wirst du performen. Den Fokus, den ich hier habe, habe ich nirgends sonst.“ Genau das erklärt, warum er bei der WM immer wieder Leistungen zeigt, die über sein normales Niveau hinausgehen.

Erfahrung als entscheidender Faktor

Am Ende gab in seinem Erstrundenmatch die Erfahrung den Ausschlag. Während sein Gegner in der entscheidenden Phase wichtige Chancen liegen ließ, nutzte Doets seine Möglichkeiten. „Ich denke, es war reine Erfahrung“, analysierte er. „Er hat noch nie auf dieser Bühne gespielt. Er kennt den Druck der WM nicht, den Druck des Preisgeldes, alles, was dazugehört. Das kenne ich schon.“
Gerade in den Schlüsselmomenten wusste Doets genau, was zu tun ist. „Er verpasste die Chancen zum Ausgleich, ich traf sie. Das ist Erfahrung.“ Dieses Motiv zieht sich durch seine gesamte Analyse: zu wissen, was gefragt ist, wenn der Druck am größten ist.
In der nächsten Runde trifft Doets auf David Munyua, der mit seinem Sieg gegen Mike De Decker für eine der bisherigen Sensationen sorgte. Doets verfolgte das Match live und rechnete ursprünglich mit einem Duell gegen De Decker. „Als Munyua gewann, habe ich sogar etwas zusätzlichen Druck gespürt“, gab er zu. „Nicht, weil David kein guter Spieler ist, sondern weil Mike schlicht der bessere Spieler ist.“
Trotzdem bezeichnet Doets das Duell als „Traumlos“. „In meinem Kopf bin ich der bessere Spieler. Das ist die Auslosung, die du in der zweiten Runde willst. Das ist ein Match, das du bekommen möchtest, um im Turnier weiterzukommen.“

Überraschungen wahrnehmen, aber wach bleiben

Die bisherige WM brachte bereits einige Überraschungen, unter anderem durch Siege von Joe Comito, Nitin Kumar und Munyua selbst. Auch Doets beschäftigte das. „Gestern und heute Morgen habe ich schon daran gedacht, weil es in der ersten Runde so oft passiert ist.“ Gleichzeitig sieht er einen klaren Unterschied zwischen den Turnierphasen. „Ich bin jetzt durch die erste Runde. Die zweite Runde wird anders. Ich glaube nicht, dass es noch so viele Überraschungen geben wird.“
Doets erkennt eine große Chance auf den Einzug in die dritte Runde, sofern er sein Niveau hält. „Ich habe heute okay gespielt. Nicht mein bestes Match, aber sicher nicht schlecht. Und ich denke, ab jetzt wird es nur noch besser.“
Interessant war auch sein Blick auf die Rolle des Favoriten. De Decker hatte sich zuvor über Pfiffe aus dem Publikum geäußert – etwas, das Doets vollkommen gelassen sieht. „Das gehört zum Spiel“, sagte er nüchtern. „Das Publikum pfiff, weil Mike 2:0 vorne lag und David zurückkommen ließ. Das Publikum liebt den Underdog.“
Für Doets liegt die Lösung auf der Hand. „Mein Ziel ist es einfach, meinem Gegner keine Chance zu geben. Dann hat das Publikum auch keinen Grund, sich einzumischen.“ Ob er sich als Favorit wohlfühlt, spielt für ihn kaum eine Rolle. „Es passiert nicht oft, dass ich hier der Favorit bin, aber es ist mir eigentlich egal. Ich bin hier, um mein Spiel zu spielen.“ Er betont zudem, wie wichtig der Auftakt ist. „Das erste Match ist immer das schwierigste. Dann fällt der Druck von dir ab. Danach kannst du freier spielen. Ich denke, dass ich im nächsten Match besser spielen werde als heute.“

Ein Schritt nach vorn – auch abseits der Bühne

Doets richtet seinen Blick nicht nur auf diese Weltmeisterschaft. Auf die Frage, was es braucht, um regelmäßig bei großen Turnieren wie dem World Matchplay oder dem World Grand Prix dabei zu sein, antwortete er klar: „Ich denke, dass ich diesen Schritt bereits gemacht habe.“
Ein entscheidender Faktor liegt für ihn abseits der Bühne. Seit September kann Doets deutlich mehr trainieren. „Mein Sohn geht zur Schule und die Situation zu Hause ist ruhiger geworden. Dadurch kann ich mehr trainieren.“ Diese Veränderung zeigt Wirkung. „In heiklen Situationen kann ich mich jetzt rausziehen, rein aus dem Vertrauen, das ich aus meinen Trainings schöpfe. Das hatte ich früher nicht.“
Sein Fazit fällt entsprechend deutlich aus: „Ich trainiere viel, ich spiele viel und mein Selbstvertrauen ist im Moment sehr hoch.“
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