Cameron Menzies gilt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten auf dem PDC Circuit. Doch hinter dem typischen Lächeln und seinem unverkennbaren schottischen Humor steckt längst ein Spieler, der konsequent an seiner Professionalität arbeitet. Bei der Unicorn-Produktvorstellung 2026 in Birmingham sprach der 35-Jährige offen mit Online Darts über Formschwankungen, den Druck durch soziale Medien und seinen Reifeprozess als Mensch und Spieler.
„Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich bei so einer Veranstaltung im Rampenlicht stehe“, lacht Menzies, während er sich umblickt. „Früher wurde ich oft übersehen, aber jetzt sehe ich meinen Kopf endlich auf der großen Leinwand – und diesmal im positiven Sinne!“
Unicorn präsentierte in Birmingham seine neue Produktlinie, darunter die schwarzen Wraith Darts, die Menzies sofort ins Auge fielen. „Ich habe sie schon eine Weile getestet – eigentlich das Set von Colin Vinson“, erzählt er schmunzelnd. „Ich muss das Setup noch leicht anpassen, aber sie liegen gut. Sie haben mehr Grip und sehen großartig aus – schwarze Darts haben einfach Stil.“
Obwohl Menzies selten seine Ausrüstung wechselt, zeigt er sich offen für Neues. „Jeder weiß, dass ich bei Darts nicht ständig etwas ändere. Aber diesen will ich wirklich eine Chance geben. Ein bisschen Training – und dann sehen wir, was passiert.“
„An einem Tag brillant, am nächsten katastrophal“
Der Schotte weiß, dass seine Form zuletzt schwankte. „Sie haben es schon gesagt: An einem Tag läuft’s überragend, sechs Stunden später gar nicht mehr“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Das war nicht ideal, aber ich habe meine Lehren gezogen.“
Die Ergebnisse auf der Pro Tour waren gemischt, doch Menzies bleibt gelassen. „Das Wochenende war nicht gut, aber auch nicht schlecht. Ein paar kleine Fehler, ein paar Nachlässigkeiten. Gegen Dobey war’s eigentlich stark – nur am Ende habe ich es hergeschenkt.“
Sein voller Reiseplan macht die Sache nicht leichter. „Ich war 13 Tage am Stück unterwegs. Erst Birmingham, dann die Schweiz – ich war ewig nicht zu Hause. Das zerrt an einem.“
Zwischen Lob und Hass im Netz
Menzies trägt seine Emotionen offen zur Schau – auch nach Niederlagen. „Es ist kein schöner Ort, wenn man schlecht gespielt hat“, sagt er ehrlich. „Dann lösche ich erstmal alle Apps. Zwei Tage kein Twitter, kein Instagram – man weiß ja, was kommt.“
Vor Kurzem sah sich Menzies sogar absurden Anschuldigungen ausgesetzt. „Manche behaupteten, ich hätte absichtlich verloren. Das ist schrecklich. Nur weil jemand schlecht spielt, heißt das nicht, dass er betrügt. Dann schreiben mir Leute: ‚Du hast meine Wette ruiniert!‘“, erzählt er kopfschüttelnd. „Aber wenn ich gewinne, verdiene ich selbst mehr als diese Person mit ihrer Wette. Warum sollte ich riskieren, wofür ich jahrelang gearbeitet habe? Es war einfach ein schlechtes Spiel, nichts weiter.“
„Manchmal denke ich: Soll sich doch jemand anderes um meine sozialen Medien kümmern“, meint er halb im Scherz. „Aber ich bin ohnehin mein härtester Kritiker. Wenn ich schlecht spiele, weiß ich das zuerst. Dann heißt es: Kopf runter, Training, weitermachen.“
Vom Publikumsliebling zum echten Profi
In den letzten Jahren hat sich Menzies vom Kultspieler zum stabilen Profi entwickelt. „Auf der Pro Tour bin ich konstanter geworden“, sagt er stolz. „Die Leute wissen, was sie erwarten können. Auf der Bühne ist es schwieriger – da will ich zu viel. Ich will unbedingt performen und verkrampfe dadurch. Meistens spiele ich dann ausgerechnet dort meine schlechtesten Matches.“
Trotzdem erkennt er Fortschritte. „Ich bin ruhiger geworden, professioneller. In Ungarn habe ich mich viel besser benommen – weniger verrückte Gesten, keine überzogenen Reaktionen. Ich mache das nicht, um Gegner zu provozieren. Wenn ich alte Aufnahmen sehe, denke ich nur: Oh Gott! Aber es wird besser.“
Auch sein Lebensstil hat sich verändert. „Die PDC ist heute eine andere Welt. Früher gab’s nach Spielen ein Bier, heute gehen manche um fünf Uhr morgens joggen. Ich bin kein Fitnessfanatiker, aber ich achte mehr auf mich. Diese langen Turniertage fordern ihren Tribut.“
Ehrgeizig, aber mit Bodenhaftung
In der Weltrangliste ist Menzies inzwischen fest in den Top 32 etabliert. Seine Ziele bleiben bodenständig. „Früher wollte ich nur meine Tourkarte behalten. Jetzt will ich konstant unter den besten 32 bleiben – vielleicht mal die Top 16 angreifen. Es kommen viele junge Spieler nach, wie Springer oder Nijman. Man muss dranbleiben. Ich will einfach so lange wie möglich Profi bleiben.“
Seine Eingewöhnung bei der PDC ist abgeschlossen. „Am Anfang war ich etwas ehrfürchtig“, gibt er zu. „Jetzt kenne ich das Leben auf der Tour. Es ist strukturierter, professioneller. Ich gehöre da jetzt wirklich hin.“
Menzies hat klare Pläne für den Herbst. „Ich will bei den großen Momenten dabei sein – bei den guten, nicht nur den lustigen“, lacht er. „Ich werde auf der Bühne besser, aber ich muss meinen Puls im Griff behalten. Wenn ich zu aufgeregt bin, geht’s schief. Daran arbeite ich mit meinem Life-Coach. Es geht voran, aber der Weg ist noch lang.“
Mit dem
World Grand Prix, der European Darts Championship, der Players Championship Finals, dem Grand Slam und der Weltmeisterschaft im Ally Pally vor der Tür bleibt der Schotte fokussiert. „Ich denke noch nicht an die WM“, sagt er bestimmt. „Erst kommt der Grand Prix, dann hoffentlich die EDC. Wenn der WM-Zeitplan steht, weiß man: Es ist Weihnachten – es ist Showtime.“