Wolverhampton sah an diesem Abend ein Stück niederländischer Dartsgeschichte.
Wessel Nijman sicherte sich endlich seinen ersten Sieg auf der großen Bühne des
Grand Slam of Darts – ein emotionaler Triumph nach Monaten konstanter Arbeit. Der 24-Jährige aus den Niederlanden kämpfte sich nach einem Rückstand eindrucksvoll zurück und besiegte
Josh Rock mit 5:4.
„Es fühlt sich gut an, endlich auf dieser Etappe zu gewinnen“,
sagte Nijman sichtlich erleichtert. Der Weg bis hierher war lang – und von Rückschlägen geprägt. „Ich habe immer noch kein Spiel unter 100 Durchschnitt auf dieser Bühne gespielt, aber heute ging es um den Sieg – und der war drin.“
Starker Beginn von Rock, starker Wille bei Nijman
Josh Rock startete furios in die Partie, warf zeitweise wie entfesselt und spielte einen Durchschnitt von 109 Punkten. Doch Nijman ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich wusste eigentlich gar nicht, dass er so gut wirft“, erzählte der Niederländer mit einem Lachen. „Erst als mir jemand vom Fernsehen sagte, dass sein Average über 109 lag, dachte ich: typisch Rock.“
Nijman startet mit einem Sieg in den Grand Slam of Darts 2025
Trotz des frühen Drucks blieb Nijman ruhig, fand immer besser ins Match und drehte in den entscheidenden Legs auf. „Ich bin besonders zufrieden damit, wie ich die letzten Legs gespielt habe“, betonte er. „Da war wirklich Charakter drin.“ Was früher oft an fehlender Nervenstärke scheiterte, wandelte sich diesmal in mentale Kontrolle um.
Noch zu Beginn des Jahres hatte er in einem wichtigen Match gegen Michael van Gerwen eine große Chance vergeben. Diesmal aber hielt er durch. „Dieses Kapitel hatte ich bereits abgeschlossen“, erklärte Nijman. „Das erste Turnier danach habe ich bis ins Halbfinale geschafft, das nächste sogar gewonnen. Alle reden immer noch über die verpassten Doppel – ich nicht mehr.“
Vom Talent zum konstanten Performer
Diese Fortschritte sind kein Zufall. Nijman hat sich auf der Pro Tour mittlerweile in die Riege der konstantesten Akteure gespielt. In seinen letzten sechs Players Championship-Turnieren erreichte er jedes Mal mindestens das Viertelfinale und holte dabei zwei Titel.
„Es wäre seltsam, wenn ich mit meinem Spiel auf dem Parkett nicht zufrieden wäre“, meinte er mit einem zufriedenen Lächeln. „Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses Niveau auch auf der großen Bühne regelmäßig kommt.“
Und womöglich ist genau das der Wendepunkt. Der Grand Slam-Sieg könnte der Startschuss für Nisjmans endgültigen Durchbruch auf TV-Bühnen sein – der unaufgeregte, klare Fokus ist jedenfalls da.
„Ich bin für jeden gefährlich“
Auf die Frage, ob er sich nun rechtzeitig vor dem Jahresendspurt in Topform befindet, reagierte Nijman selbstbewusst: „Wenn ich mein eigenes Spiel spiele, weiß ich, dass ich jedem gefährlich werden kann.“ Gleichzeitig bleibt er realistisch. „Die Weltmeisterschaft wird dieses Jahr anders sein. Letztes Jahr hatte ich plötzlich den Status des siebten oder achten Favoriten – niemand weiß wirklich warum. Das wird sich diesmal ändern.“
Selbst kleine Seitenhiebe von Kollegen steckt er locker weg. Gian van Veen hatte jüngst angemerkt, es fehle Nijman noch „das gewisse Etwas“, um endgültig zur Weltspitze zu zählen. Der ließ sich davon nicht beirren. „Wenn ich auf der Bühne das gleiche Niveau erreiche wie auf dem Boden, ergibt sich das von selbst“, sagte er ruhig. „Ehrlich gesagt: Es ist mir egal, was andere über mich sagen. Ich konzentriere mich auf mein eigenes Spiel.“
Auch zu Joe Cullen, der sich im vergangenen Jahr über Nijmans vermeintlichen Favoritenstatus beschwert hatte, fand er klare Worte: „Ich verstehe, woher Joe kommt, aber zwischen uns gibt es kein Problem. Wir respektieren uns gegenseitig. Was außerhalb des Spielfelds gesagt wird, spielt keine Rolle.“
Blick nach vorn: Alexandra Palace ruft
Trotz aller Selbstkritik überwiegt bei Nijman die Vorfreude auf das, was kommt. Wenn im Dezember wieder der Alexandra Palace ruft, will er diesen Moment genießen. „Es wäre verrückt, wenn ich mich nicht freuen würde, wieder dort zu spielen“, sagte er mit einem Lächeln. „Ich verspüre keinen zusätzlichen Druck. Letztes Jahr haben wir nur darüber gelacht, dass ich als Favorit gehandelt wurde – das machte überhaupt keinen Sinn. Ich will einfach rausgehen, Darts spielen und Spaß haben.“