„Ich werde es immer bis zum Ende versuchen“ – Littler ließ sich bei World Matchplay-Comeback von Nathan Aspinall inspirieren

PDC
Donnerstag, 24 Juli 2025 um 9:00
Luke Littler
Luke Littler gelang beim World Matchplay 2025 eines der dramatischsten Comebacks des bisherigen Turniers. Nach einem 2:7-Rückstand gegen Jermaine Wattimena kämpfte sich der amtierende Weltmeister mit purer Willenskraft zurück, gewann in der Verlängerung und erinnerte die Fans in Blackpool eindrucksvoll an seine Klasse. Im Gespräch mit DartsNews sprach Littler offen über seine Emotionen, den entscheidenden Wendepunkt und seine Gedanken zur nächsten Runde.
„Ich bin froh, dass ich es über die Linie geschafft habe“, sagte Littler nach dem Duell. „Es war ein hartes Stück Arbeit, die Breaks lagen teils drei, vier Legs zurück. Aber das 7:3 zur zweiten Pause war entscheidend. Ich sagte mir einfach: Du musst mit Feuer rauskommen. Ich sage es immer wieder – du bist bis zum letzten Dart auf der Bühne.“
Ein klares Signal an Gegner und Zuschauer sendete Littler mit einer Geste in Richtung Publikum: „Ich bin noch da.“ Für ihn ein Wendepunkt. „Die Fans waren da, laut wie immer. Ich habe mir gesagt, gewinn zwei oder drei Legs nach der Pause – dann hast du eine Chance.“ Und genau das tat er.
Erstmals seit seinem WM-Triumph zeigte Littler bewusst auf den Stern seines Trikots – eine Botschaft an sich selbst und seine Fans. „Ich wollte mich daran erinnern, dass ich nicht umsonst Weltmeister bin. Ich finde solche Spiele immer irgendwo. Natürlich hätte ich es lieber glatt durchgezogen wie gegen Searle – aber ich habe es wieder rausgeholt.“
Ein mögliches Halbfinalduell mit Gerwyn Price kündigt sich an – für viele das vorweggenommene Finale. Doch Littler bleibt fokussiert: „Ja, das könnte es sein. Aber zuerst kommt Andrew Gilding. Ich kenne ihn, ich weiß, was mich erwartet. Ich muss meine Routine finden, mehr nicht.“
Rückblickend bezeichnete Littler die zweite Pause als mentalen Wendepunkt. „Ich habe mir gesagt: Du bist bis zum Ende dabei. Komm stark raus, gewinn zwei, drei Legs – dann hast du eine Chance. Ich habe fünf in Serie geholt und lag 8:7 vorne. Dann kam Jermaine nochmal zurück. Ich hatte ihn eigentlich – aber er hat sich stark aufgebäumt.“
Angesichts der Erwartungen, die bei jedem seiner Auftritte ins Unermessliche steigen, gab Littler Einblicke in seine Gefühlslage. „Klar war ich frustriert. Das erste Leg war mies, Jermaine hat losgelegt. Das Tops-Tops-Finish war ein Schlüsselmoment. Ich sagte mir: Du musst ihn treffen, dann bist du wieder drin.“
Mit Blick auf das anstehende Duell gegen Gilding weiß Littler, dass ihn ein ganz anderes Spieltempo erwartet. „Es ist wie bei meiner ersten WM. Man muss eine eigene Routine entwickeln – dann kommt man rein.“
Die Atmosphäre in den Winter Gardens trug zur Dramatik bei. „Wahrscheinlich das emotionalste Spiel seit dem Match gegen Ryan Joyce. Seitdem habe ich nicht mehr so viele Emotionen gezeigt. Aber es zeigt, dass ich immer einen Weg finde.“
Woran der schleppende Start lag, konnte Littler nicht erklären. „Keine Ahnung. Im Training lief alles super – auf der Bühne ging es dann plötzlich nicht. Irgendwann kam die Form, und ich habe einfach weitergemacht.“
Auch der Moment nach Spielende zeigte Größe: Littler sprach mit Wattimena. „Er sagte nur: 'Was für ein f****** Spiel.' Ich habe geantwortet: 'Gut gespielt.' Ich konnte nicht glauben, dass ich so wenig getroffen habe – und trotzdem gewonnen habe.“
Für Littler war Wattimena keine Überraschung. „Man kann niemanden abschreiben. Das ist Darts – alles ist möglich. Der, der an dem Tag performt, gewinnt.“
Bemerkenswert war auch, dass Littler früh von seinen geliebten Tops und Zehnern abwich. „Das ist Instinkt. Ich spiele seit Jahren so. Ich schaue im ersten Leg, wie die Doppel laufen. Wenn nicht – dann wechsel ich.“
Auch die spezielle Atmosphäre der Winter Gardens saugte Littler auf. „Ich habe schon in vielen Arenen gespielt. Die WM ist das Größte – aber das hier kommt direkt dahinter. Die Fans haben heute richtig was geboten bekommen.“
Gab es einen Moment, in dem er dachte, alles sei vorbei? „Beim 2:7. Ich sagte mir: Hol dieses Leg – sonst wird’s brutal. Ich hab’s geholt. Dann fünf Legs in Serie, erste Führung – das war ein tolles Gefühl.“
Sein Mindset? Inspiriert von einem Landsmann. „Ich glaube, Nathan Aspinall hat die beste Mentalität im Darts. Er findet immer einen Weg zurück. Vielleicht habe ich mir da was abgeschaut. Ich kenne Nathan gut – er gibt nie auf. Das habe ich mir heute gesagt: Wenn du etwas finden musst – zieh’s bis zum Ende durch.“
Der verpatzte Start mit der vergebenen 127 war für Littler kein Drama. „Ich habe mich gut gefühlt, aber Doppel verpasst – und Jermaine hat durchgezogen. Klar, das erste Leg hätte geholfen, aber ich hab einen Weg gefunden.“
Ob dieser Sieg ein Fingerzeig für den Titel ist? Littler bleibt realistisch. „Ich schaue nur auf das, was vor mir liegt. Gezzy ist auf der anderen Seite. Ich weiß gar nicht, wer sonst noch in meiner Hälfte ist. Ich konzentriere mich einfach auf mein Spiel – und will wieder zurück auf die Bühne.“
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