Gerwyn Price zeigte beim World Matchplay 2025 eine seiner beeindruckendsten Leistungen der letzten Zeit. Mit einem dominanten Sieg über Chris Dobey katapultierte sich der Waliser zurück in den Kreis der Titelanwärter – und das mit einem Auftritt, der kaum Wünsche offenließ. Im Gespräch mit DartsNews sprach Price offen über sein Spielgefühl, seine Form und die Bedeutung dieses Erfolgs.
Der Start verlief furios. Price erzielte über weite Strecken einen Average auf Rekordniveau und hatte das Match von Anfang an unter Kontrolle. „Ich fühle mich gut nach diesem Spiel“, sagte er. „Besonders in der Mitte lief es richtig rund. Ich glaube, wir sind beide gut gestartet. Das 146er-Finish zum 3:0 hat Chris unter Druck gesetzt, danach bin ich einfach drangeblieben und habe meine Chancen genutzt.“
Trotz des klaren Ergebnisses von 11:3 zollte Price seinem Gegner Respekt. Dobey habe keineswegs schwach gespielt, sondern sei schlichtweg einem „überragenden Gegner“ gegenübergestanden. Die Form des Walisers war in diesem Moment schlicht zu gut.
Gefragt, ob er sich während des Spiels unschlagbar gefühlt habe, reagierte Price vorsichtig. „Ja und nein. Man weiß nie, wann sich das Momentum dreht. Aber bei 8:2 wusste ich: Jetzt lasse ich mir das nicht mehr nehmen.“ In diesen Phasen zeigte sich nicht nur sein spielerisches Niveau, sondern auch die neue Ruhe und Stabilität in seinem Auftreten.
Tatsächlich war seine Körpersprache während des Matches auffällig konzentriert. Trotz Highlights wie dem 146er-Finish oder mehreren 180ern hielt er sich mit emotionalen Ausbrüchen zurück. „Ich habe gejubelt, als es passte – so bin ich eben. Aber insgesamt war ich sehr fokussiert. Ich bin einfach über die Ziellinie gegangen – und genau deshalb bin ich hier.“
Mit Blick auf das längere Format der kommenden Runden strotzt der 39-Jährige vor Selbstvertrauen. „Je länger das Match, desto sicherer fühle ich mich. Klar, es gibt viele gute Spieler – aber ich glaube an mein Spiel.“ Die Konkurrenz sei stark, doch genau solche Herausforderungen reizen Price.
Auch wenn er seine Statistiken während des Spiels nicht ständig kontrollierte, war ihm der eigene Level durchaus bewusst. „Ich habe beim Stand von 3:0 mal aufs Scoreboard geschaut – 140er Average bei mir, 107 bei Chris. Da wusste ich, dass es läuft.“
In Diskussionen um den aktuell besten Spieler der Welt mischt sich Price nicht ein. „Das müssen andere entscheiden. Ich weiß nur: Mein Spiel funktioniert, ich bin wieder da – das reicht mir.“
Auf das mögliche Aufeinandertreffen mit Michael van Gerwen oder Josh Rock angesprochen, machte Price keinen Hehl aus seiner Einschätzung: „Josh spielt fantastisch. Michael wirkt nicht ganz auf der Höhe. Wenn Josh seine Leistung bringt, ist er der Favorit – aber alles ist möglich.“
Seinen Formanstieg führt Price auf das Ende der Premier-League-Saison zurück. „In der Premier League war ich solide, aber danach – mit den Pro Tours und den Euro Touren – kam die Form. Die letzten anderthalb Monate liefen wirklich gut.“
Auch die Weltrangliste hat der ehemalige Nummer-eins-Spieler wieder im Blick. „Wenn ich das Turnier gewinne, bin ich wieder auf Platz vier. Und das nach dem Jahr 2024, als ich fast aus den Top 16 gefallen wäre – das ist verrückt.“
Ob er wieder der Beste der Welt sei? „Ich komme meiner Bestform näher. Mir geht es nicht darum, der Beste zu sein – ich will einfach wieder konstant gut spielen, Punkte sammeln und in die Top vier – oder sogar auf Platz eins – zurückkehren.“
Sein Auftritt gegen Dobey gehört für ihn zu den besten überhaupt. „Der Mittelteil des Spiels war nicht zu toppen. 180-180 – besser geht’s nicht. Anfang und Ende waren auch gut, auch wenn ich am Schluss ein bisschen nachgelassen habe. Aber insgesamt war das wahrscheinlich mein bestes Match.“
Die Unterstützung des Publikums trug ihren Teil zum Auftritt bei. „Ich habe ein paar Buhrufe erwartet, aber es war viel besser als gedacht. Das tut gut – ich freue mich auf jedes Match, wenn die Zuschauer hinter mir stehen.“
Die Frage, ob er mit diesem Niveau den Titel holen kann, beantwortete Price offen: „Wenn ich weiter so spiele, sehe ich keinen Grund, warum nicht. Es wird hart – viele können das auch – aber ich bin bereit.“
Ob er nun zu den zehn besten Spielern aller Zeiten gehört, interessiert ihn nicht. „Das müssen andere beurteilen. Wenn sie mich da einordnen, schön. Wenn nicht – auch gut. Ich weiß, was ich kann.“
Sein persönlicher Vergleich? „Ganz oben. Vielleicht nicht ganz wie mein Grand-Slam-Finale gegen Peter Wright mit einem 114er Average. Aber das hier kommt nah ran – mein zweit- oder drittbestes Match überhaupt. Und: Ich hab noch was im Tank.“