Als
Corey Cadby 2016 auf der internationalen Dartszene auftauchte, galt er sofort als eines der größten Talente seiner Generation. Der heute 30-jährige Australier schien alles zu haben, um sich dauerhaft in der Weltelite zu etablieren. Doch wie sich später zeigte, verlief seine Karriere alles andere als geradlinig.
In der aktuellen Folge des Podcasts Darts Draait Door reflektieren die Gastgeber Damian Vlottes und
Vincent van der Voort über Cadbys turbulente Laufbahn. Der Australier wird dabei häufig als „Mario Balotelli des Darts“ bezeichnet. Vlottes bringt es auf den Punkt: „Er hatte alles, nur keinen Verstand. Und ich denke dasselbe über Cadby.“ Van der Voort ergänzt: „Ja, das ist wirklich schade. Er hatte das Potenzial, ein Weltklassespieler zu werden.“
Vom Ausnahmetalent zur Selbstsabotage
Van der Voort erinnert sich genau an Cadbys besondere Qualitäten: „Er hatte Charakter und keine Angst vor der großen Bühne. Es war immer etwas los – hier oder da ein Aufreger. Ich hielt ihn für einen hervorragenden Spieler. Es ist wirklich eine Schande, dass er sich selbst im Weg stand.“
Corey Cadby hat in seiner kurzen Zeit auf dem PDC Circuit einen bleibenden Eindruck hinterlassen
Schon früh suchte Cadby den Vergleich mit den Besten. Vlottes hebt seine besondere Verbindung zu
Phil Taylor hervor, obwohl Cadby damals noch keine Tour Card besaß. Die beiden trafen bei der
World Series of Darts viermal aufeinander, Cadby gewann zweimal. „Einmal spielte Taylor einen Durchschnitt von 111,66, und Cadby schlug ihn mit einem 104er Durchschnitt 6:2“, erinnert sich Vlottes.
Van der Voort beschreibt Cadbys rasanten Aufstieg in der PDC: „Er bekam seine Tour Card und stand nur zwei Monate später im Finale der
UK Open. Außerdem gewann er ein
Pro Tour Event an seinem ersten oder zweiten Wochenende. Außergewöhnlich – aber nicht immer vernünftig.“
Nach dem Durchbruch 2018 verschwand Cadby weitgehend von der Bildfläche. 2023 versuchte er ein Comeback über die Q School. Vlottes berichtet: „Nach drei Flights und einem Satz sicherte er sich seine Tour Card zurück. Doch er bekam kein Visum – ein wiederkehrendes Problem.“
Van der Voort ergänzt: „Er hatte mehrere rechtliche und persönliche Schwierigkeiten in Australien, die seine Einreise nach England verhinderten.“ Vlottes fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Er kann nicht einmal von der Tour abspringen, weil er an bestimmten Orten nicht reinkommt. Seine Platte musste einmal neu gedruckt werden – anscheinend funktioniert sie immer noch.“ Van der Voort schließt nüchtern: „Dann ist die Karriere vorbei. Einfach erledigt. Eine echte Schande.“
Hoffnungsträger Luke Littler
Die Diskussion richtet sich anschließend auf einen aufstrebenden Star, der bislang einen ruhigeren Kopf zu bewahren scheint:
Luke Littler. Der Teenager, mittlerweile 18 Jahre alt, gewann in diesem Jahr bereits die Weltmeisterschaft.
Van der Voort ist von Littlers Beständigkeit beeindruckt: „Er ist einfach erschreckend gut.“ Gleichzeitig bleibt die Frage, wie sich der junge Spieler in den kommenden Jahren entwickeln wird: „Wie er als Mensch wächst, wie er mit Öffentlichkeit und Mitspielern umgeht – das wird spannend zu beobachten.“
Vlottes weist Gerüchte zurück, Littler könnte vor dem 30. Lebensjahr aufhören: „Jeder will so viel Geld wie möglich verdienen. Van Gerwen wollte bis 35 spielen und hat länger durchgehalten.“
Van der Voort warnt jedoch: „Wird er in 12 Jahren immer noch der Beste sein? Wir wissen es nicht. Im Moment sieht es so aus, als könnten wir ihn bis 40 sehen. Aber das Leben kann sich schnell ändern – Entscheidungen, Umstände, alles.“
Auch die körperliche Verfassung spielt eine Rolle. „Er muss auf sein Gewicht achten“, betont Van der Voort. Vlottes lacht, Van der Voort bleibt ernst: „Mit achtzehn Jahren könnte das ein Problem werden. Es ist nicht garantiert, dass er dieses Niveau bis 30 oder 40 hält.“
Im Podcast ziehen die Gastgeber Parallelen zu
Michael van Gerwen, der als junger Spieler selbst Rückschläge erlebte. „Michael war mit 17, 18 phänomenal, doch dann kam ein massiver Einbruch. Im Training war er brillant, in Matches nicht. Als er das überwand, wuchs er – wurde widerstandsfähiger. Littler könnte denselben Weg gehen, wenn er einen Einbruch erlebt und gestärkt zurückkommt.“