Nathan Aspinall gibt offen zu: „Darts ist für mich nur noch ein Job“

PDC
durch Nic Gayer
Dienstag, 22 Juli 2025 um 12:30
Nathan Aspinall
Nathan Aspinall hat sich nach seinem Erstrundenaus beim World Matchplay überraschend offen über seine aktuelle Gefühlslage geäußert – und dabei ein ernüchterndes Fazit gezogen. Der Engländer gab zu, dass er die Leidenschaft für den Sport weitgehend verloren hat und ihn nur noch als Mittel zum Zweck sieht: „Ich mache das nur noch, um meiner Familie eine Zukunft zu sichern.“
Aspinall unterlag zum Auftakt in Blackpool dem jungen Niederländer Wessel Nijman und rutschte dadurch in der Weltrangliste von Platz sieben auf Rang 23 ab. Der Absturz war zwar absehbar, da er seinen Titel aus dem Jahr 2023 nicht verteidigen konnte – doch die Art und Weise, wie Aspinall anschließend über seine Motivation sprach, überraschte viele Beobachter.

"Ich habe mich zu Tode gelangweilt"

Er habe keinen Spaß mehr am Dartsport, erklärte der 34-Jährige. Wenn er selbst nicht aktiv sei, schaue er sich keine Turniere an. Sogar Großevents wie die Weltmeisterschaft gingen spurlos an ihm vorbei. Der ständige Reisealltag, die Hotelaufenthalte und das Fehlen des familiären Umfelds hätten ihn emotional ausgebrannt. „Ich war fünf Tage allein in New York und habe mich zu Tode gelangweilt“, erzählte Aspinall. Zuletzt habe er sogar die Hochzeit eines engen Freundes verpasst, weil er beim Turnier in Kiel antreten musste.
Aspinall betont, dass es für ihn längst nicht mehr um Titel oder Trophäen gehe, sondern einzig darum, für seine Familie zu sorgen. Seine Lebensrealität sei nicht mehr die eines jungen Herausforderers – sondern die eines Vaters und Ehemanns, der Verantwortung trägt. „Ich sehe Darts als meinen Job. Ich will so viel Geld verdienen, wie ich kann, um meiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Das ist mein einziger Antrieb.“

"Ich bin da nicht der Typ für"

Der Druck sei dadurch immens: Wer früh ausscheidet, verdient nichts – und das spüre er deutlich. Im Gegensatz zu früher sei das Spiel für ihn kein Hobby mehr, sondern ein wirtschaftlicher Überlebenskampf. „Wenn man nicht abliefert, kommt man auch nicht weiter – das ist hart.“
Auch mit dem wachsenden Prominentenstatus, den Dartsstars mittlerweile genießen, kommt Aspinall nur schwer zurecht. Es sei ein seltsames Gefühl gewesen, sein eigenes Gesicht auf einer Werbetafel am Times Square zu sehen. „Ich bin da nicht der Typ für“, sagte er. Zwar sei es schön, solche Bilder seiner Familie zu zeigen – etwa seinen Töchtern oder den Eltern – doch persönlich sei ihm diese Aufmerksamkeit unangenehm.
Dass er überhaupt Profi geworden sei, sei eher ein glücklicher Zufall gewesen, sagt Aspinall. Anders als in Sportarten wie Fußball oder Golf gebe es im Darts keine geregelten Karrieren oder Akademien. Der Aufstieg zum Weltklassespieler komme oft plötzlich – und darauf sei er nicht vorbereitet gewesen. Der Rummel abseits der Bühne falle ihm bis heute schwer.
Dennoch erkennt er den Wert dieser Entwicklung an. Denn trotz aller Zweifel, trotz der Einsamkeit und des Drucks überwiegt am Ende das Gefühl, für etwas zu kämpfen. Sobald er die Bühne betritt, blende er alles aus. „Dann geht es nur noch um das Spiel – und darum, meinen Job zu machen. Nur dort fühle ich mich wirklich wohl.“
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