James Wade zeigte bei der European Championship 2025 in Dortmund eine seiner stärksten Leistungen des Jahres. Mit einem eindrucksvollen Sieg über Shootingstar Luke Littler zog der Engländer ins Viertelfinale ein – und sorgte anschließend für eine bewegende Pressekonferenz.
„Ja, weißt du, es war schwierig“, sagte Wade. „Es war wahrscheinlich nicht ganz so, wie es hätte sein sollen. Ich denke, ich hätte deutlicher gewinnen können – aber es ist, wie es ist.“
Obwohl Littler zwischenzeitlich an einem Comeback feilte, behielt Wade die Nerven und brachte das Match souverän nach Hause.
„Ja, ich habe ihn ein paar Mal wieder reingelassen“, gab er zu. „Aber ich bin einfach froh, dass ich gewonnen habe. Das bedeutet mir viel – besonders für meinen Sohn, der es im Moment schwer hat. Also, Arthur – wir können es schaffen.“
Erster TV-Sieg über Littler – mit besonderer Bedeutung
Der Erfolg hatte für Wade gleich in mehrfacher Hinsicht Gewicht: Es war sein erster TV-Sieg über Littler.
„Ich meine, ich hätte ihn schon beim World Matchplay schlagen sollen. Da stand es 14:14, und ich habe drei Darts auf ein Doppel vergeben“, erinnerte er sich. „Ich merke mir solche Dinge. Vielleicht registriert ihr das nicht so – aber ich schon. Jetzt kann ich meinem Sohn, der sieben ist, zeigen, dass wir alle unsere Eigenheiten haben, aber trotzdem etwas erreichen können. Ich hab’s dir gesagt, Arthur – wir schaffen das. Du und ich, Kumpel. Wir nehmen es mit allen auf.“
Während viele neue Gesichter im Darts für Schlagzeilen sorgen, zeigte Wade, dass auch Routiniers noch Akzente setzen können. Auf die Frage, ob er den jüngeren Spielern etwas entgegensetzen wolle, antwortete er gelassen, aber selbstbewusst.
„Ich bin seit 25 Jahren dabei“, sagte er. „Und wenn ich heute darüber nachdenke, weiß ich, dass mein Sohn mit vielen Dingen zu kämpfen hat. Aber wie ich schon sagte: Arthur, Daddy macht das – und du kannst das auch. Es ist wirklich einfach. Wir machen einfach weiter, Schritt für Schritt, denn es gibt immer Wege, um zu gewinnen.“
„Mein siebenjähriger Sohn wird das sehen, und das ist magisch. Das bedeutet mir alles. Ich komme nicht aufgeregt hierher – ich bin ruhig, entspannt und cool. Mein Sohn wird Großes erreichen, das weiß ich. Ich hab’s dir gesagt, Arthur – wir können es schaffen.“
„Es geht nicht mehr ums Geld“
Nach mehr als zwei Jahrzehnten auf der Tour hat sich Wades Motivation verändert. Der 42-Jährige spielt längst nicht mehr für Preisgelder oder Ranglistenpunkte, sondern aus einem tieferen Antrieb heraus.
„Ich bin nicht wirklich stolz – ich mache einfach meinen Job“, erklärte er. „Wie gesagt, ich habe einen Sohn, der sehr zu kämpfen hat, aber uns geht es gut. Es geht nicht um Geld, nicht um Belohnungen. Ich habe das alles schon erlebt. Jetzt geht es darum, meinem Sohn zu zeigen, dass Menschen wie wir – ein bisschen anders, ein bisschen schrullig – trotzdem alles schaffen können.“
„Das klingt vielleicht albern, aber ich muss ihm beweisen, dass ich es kann. Er hat gesagt, er kann es besser – und ich glaube, er wird es tun. Hundert Millionen Prozent. Nicht im Darts, hoffentlich in etwas anderem. Aber er hat mich als Rückhalt, und das ist alles, was zählt.“
Luke Littler
VS
James Wade
97.75
Average (3 Darts)
97.75
17
100+ Thrown
28
9
140+ Thrown
14
8
180 Thrown
3
85
Highest Checkout
121
0
Checkout 100+
3
33.3
Checkout percentage
45.5
7 / 21
Checkout
10 / 22
„Ich möchte anderen helfen“
Wade sprach anschließend sehr offen über seine Rolle als Vater und darüber, wie die Diagnose seines Sohnes sein Leben verändert hat.
„Als Arthur geboren wurde, dachte ich, er würde meine Eigenheiten überspringen – aber leider hat er alles geerbt“, sagte er ehrlich. „Mein größter Antrieb ist jetzt, Menschen wie uns zu helfen – Eltern, die verstehen, dass ihre Kinder bestimmte Dinge von ihnen übernehmen. Das mag für manche Unsinn klingen, aber für mich ist das jetzt meine Mission. Ich werde nicht aufgeben, bis das anerkannt ist.“
Dann wurde er emotional:
„Als bei meinem Kind kürzlich viele Probleme diagnostiziert wurden – an wen wendet man sich da? Wenn man ein Kind hat, das Schwierigkeiten hat, und das ist ja auch etwas Magisches – an wen wendet man sich? Ich wusste es nicht, und ich weiß es bis heute nicht. Aber ich glaube, die PDC wird mir helfen, weil dort großartige Menschen sind. Auch außerhalb der PDC – MODUS hat mir bereits Unterstützung zugesagt. Und das motiviert mich jetzt mehr als alles, was auf der Bühne passiert.“
„Es ist das erste Mal seit 20 Jahren, dass mich etwas anderes antreibt. Ich will etwas Neues beginnen, Botschafter für etwas werden, das es so noch gar nicht gibt.“
„Mein Sohn ist mein größter Held“
Zum Abschluss des Interviews kehrte Wade immer wieder zu dem Thema zurück, das ihm am meisten bedeutet: Familie.
„War ich nervös? Ja – oder vielleicht auch nicht“, sagte er mit einem Schmunzeln. „Ich hätte es wohl schneller beenden können. Aber ich bin einfach froh, dass ich gewonnen habe und weitermachen kann.“
„Wie ich schon sagte: Ich komme aus einem ganz normalen Elternhaus – so wie die meisten Dartspieler. Ich werde niemals gleichgültig gegenüber jemandem wie meinem Sohn sein. In den letzten Monaten hat mich etwas Neues angetrieben. Ich genieße den Sport – und mein Sohn ist mein größter Held.“
Nach über zwei Jahrzehnten im Profi-Darts hat James Wade eine neue Bedeutung in seinem Sport gefunden – nicht durch Trophäen oder Preisgelder, sondern durch das, was ihm am Herzen liegt: ein Vorbild für seinen Sohn zu sein.
„Ich hab’s dir gesagt, Arthur – wir können es schaffen.“