„Ich hätte fast mit Darts aufgehört“ – Gian van Veen spricht nach Gala-Auftritt in Dortmund über Dartitis-Erkrankung

PDC
durch Nic Gayer
Samstag, 25 Oktober 2025 um 14:27
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Mit einer überragenden Vorstellung hat Gian van Veen bei der European Darts Championship 2025 ein Ausrufezeichen gesetzt. Der 23-jährige Niederländer fegte Ryan Searle mit 10:2 vom Board und glänzte dabei mit einem sensationellen Average von 109,92 – der bislang höchste Wert des Turniers. Mit diesem Sieg zieht van Veen souverän ins Viertelfinale ein, wo er auf den Sieger der Partie zwischen Martin Schindler und Ryan Joyce treffen könnte.
„Als ich 6:2 oder 7:2 vorne lag, habe ich kurz auf den Bildschirm geschaut und gesehen, dass ich bei 107 im Schnitt bin. Da dachte ich mir: Nicht schlecht – jetzt einfach weitermachen.“, sagte van Veen unter anderem gegenüber Dartsnews.de im Rahmen der Pressekonferenz nach dem Spiel (YouTube). „Am Ende war der Average sogar noch besser. Solche Zahlen sind natürlich schön, aber am Ende will man einfach den Sieg - und den habe ich mir heute geholt.“

Eine der besten Leistungen seiner Karriere

Der Auftritt gegen Searle war für van Veen nicht nur statistisch außergewöhnlich. „Ich denke, das war eine meiner besten TV-Leistungen überhaupt. Beim Grand Slam im letzten Jahr hatte ich schon einmal Averages von 106 oder 107, aber in einem so langen Format ist das hier sicher eines meiner besten Spiele.“
Der Niederländer, der sich seit Monaten in der erweiterten Weltspitze etabliert, sieht seine Entwicklung als konsequente Folge konstanter Arbeit: „Ich habe das ganze Jahr über auf der European Tour gezeigt, was ich kann. Selbst wenn ich verloren habe, waren es immer starke Spiele. Ich bin nie unter 90 im Average gefallen – ich wusste, dass das kein Zufall ist. Jetzt das auf einer TV-Bühne zu zeigen, fühlt sich großartig an.“ Mit einem selbstbewussten Lächeln fügte er an: „Wer weiß – vielleicht steht ein großer Titel vor der Tür.“

Vom Beinahe-Karriereende zur Top-16 der Welt

Van Veen blickte auch auf schwierige Phasen zurück, in denen er beinahe mit dem Dartsport aufgehört hätte. „Als ich mit Dartitis zu kämpfen hatte, wollte ich fast aufhören. Ich dachte, ich spiele nie wieder. Aber ich habe weitergemacht – und heute bin ich so froh darüber. Ich hätte auch einen normalen 9-to-5-Job haben können, aber stattdessen stehe ich hier.“ Das Vertrauen in seine eigene Stärke habe ihn zurückgebracht: „Gewinnen, Selbstvertrauen aufbauen – das war der Schlüssel. Ich weiß, wie hart diese Krankheit ist, ich kann mich glücklich schätzen, immer noch Darts zu spielen.“

Lob von Chris Mason: „Generational Talent“

Im englischen Kommentar erhielt van Veen viel Anerkennung – unter anderem von Ex-Profi und TV-Kommentator Chris Mason, der ihn als „generational talent“ bezeichnete. Van Veen reagierte bescheiden: „Das ist natürlich unglaublich schön zu hören. Aber ich bin in der gleichen Generation wie Luke Littler – also ist es schwer, mich so zu nennen. Trotzdem: Zu hören, dass jemand wie Chris Mason so etwas sagt, bedeutet mir viel.“

Routine als Schlüssel zur Konstanz

Gefragt nach dem Unterschied zu seinem Spiel im Vorjahr erklärte van Veen: „Erfahrung. Ich kenne inzwischen jeden Austragungsort, weiß, wie es im Practice Room läuft, wie es sich auf der Bühne anfühlt, was nach dem Match passiert, wie die Presse- und Social Media-Arbeit ablaufen. All das gibt mir Ruhe und macht mich konstanter. Ich fühle mich wohler als letztes Jahr – und das sieht man an den Ergebnissen.“

Möglicher Viertelfinalkracher gegen Schindler

In der Runde der letzten Acht könnte es nun zum mit Spannung erwarteten Duell mit Deutschlands Martin Schindler kommen. Van Veen weiß, was ihn in Dortmund erwartet: „Ich habe Martin schon oft in Deutschland gespielt. Wenn du gegen ihn hier spielst, musst du die Fans früh zum Schweigen bringen – so wie heute. Wenn du 4:1 oder 5:2 führst, gibst du dem Publikum keine Chance, ins Spiel zu kommen. Das ist der Schlüssel.“ Van Veen zollte der deutschen Nummer eins Respekt: „Martin ist ein fantastischer Spieler, Top 16 der Welt. Es wird schwierig – aber das wird es auch gegen Ryan Joyce, falls er weiterkommt. Wir werden sehen, was passiert.“

Dortmund – ein besonderer Ort

Für van Veen ist Dortmund ohnehin ein besonderer Austragungsort. „Vor zwei Jahren habe ich hier mein erstes Major-Halbfinale gespielt. Es ist nur zweieinhalb Stunden von meinem Zuhause entfernt, also fast ein Heimturnier. Schon zu Jahresbeginn ist das Ziel immer, sich für Dortmund zu qualifizieren – und ich bin jedes Mal glücklich, hier zu sein.“
Mit einem Augenzwinkern verriet der Niederländer zum Abschluss noch einen kleinen privaten Wunsch: „Ich würde heute Abend gern noch Tickets für Borussia Dortmund bekommen. Letztes Jahr war ich bei Mönchengladbach gegen Wolfsburg – das war ein 0:0 oder 1:0, also nicht gerade spannend. Vielleicht wird’s diesmal besser - die Atmosphäre wäre sicherlich überragend.“
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