Der erste Players-Championship-Titel seiner Karriere, ein weiterer Triumph auf der
European Tour und der erstmalige Einzug in die Top-16 der Weltrangliste –
Martin Schindler erlebte 2025 ein Jahr voller Meilensteine. Diese bereits jetzt außergewöhnliche Saison will „The Wall“ bei der bevorstehenden
Darts WM 2026 im
Ally Pally krönen.
Auf einer von der PDC Europe organisierten Pressekonferenz stellte sich der 29-Jährige den Fragen von Dartsnews.de und weiteren Medienvertretern. Dabei sprach Schindler über seine Leistungen und Erfolge im vergangenen Jahr,
reagierte auf seine WM-Auslosung und legte einen entscheidenden Fehler offen, der ihm bei der Vorbereitung auf die zurückliegende Weltmeisterschaft unterlaufen war.
„Hier muss ich noch viel lernen“
„Mit dem gesamten Jahr 2025 bin ich sehr zufrieden“, beginnt Schindler seinen Rückblick. Der Deutsche erklärt, dass er seine starke Saison 2024 in den vergangenen Monaten bestätigen wollte – und das gelang ihm eindrucksvoll. Im März feierte Schindler bei
Players Championship 8 den ersten Floor-Titel seiner Karriere, nur wenige Wochen später stemmte „The Wall“ bei den Austrian Darts Open seine dritte European-Tour-Trophäe in den Grazer Nachthimmel. „Nach der European Championship, dem Grand Slam und den Players Championship Finals bin ich insgesamt auch zufrieden mit den Major-Ergebnissen. Hier muss ich noch viel lernen, blicke aber auf ein sehr positives Jahr zurück.“
„Eine schöne Ansage an den Rest der Welt“, sagt Martin Schindler über seine Weltranglistenposition 13
Konkret spricht Schindler von neuen Erfahrungen beim Grand Slam of Darts, als er wegen eines Majors sechs Tage in Folge in England verbrachte. „Das passiert einfach nicht so regelmäßig“, erklärt „The Wall“. „Daran muss man sich gewöhnen. Man muss lernen, damit umzugehen und seine Leistung aufrechtzuerhalten“, führt Schindler weiter aus. Der gebürtige Strausberger erklärt zudem, dass sich die Herangehensweise innerhalb eines längeren Turniers verändern kann: „Bitte nicht falsch verstehen: Es ist nicht viel, aber manchmal schleicht sich ein kleines Sättigungsgefühl ein, wenn man beispielsweise beim Grand Slam die Gruppe übersteht oder bei den Players Championship Finals ins Achtelfinale einzieht. Natürlich wollte ich unbedingt weiterkommen – aber das Gefühl, wenn man in ein Turnier reinstartet, ist ein anderes, als wenn das Turnier schon ein paar Tage läuft. Und damit muss ich lernen umzugehen.“
Schindler legt offen: Der entscheidende Fehler im Vorjahr
„Lernen“ ist ein gutes Stichwort für den 29-jährigen Schindler. Wenn „The Wall“ auf seine WM-Vorbereitung im vergangenen Jahr zurückblickt, fällt ihm ein entscheidender Fehler auf, den er in diesem Jahr auf keinen Fall wiederholen möchte: „Ich habe mir in diesem Jahr vorgenommen, im Hier und Jetzt, im Moment zu sein“, beginnt Schindler seine Analyse. „Im letzten Jahr habe ich – weil die Saison so gut lief – zu sehr vorausgeblickt und mir Gedanken gemacht, was danach passieren könnte. Das hat meinem Spiel überhaupt nicht gutgetan und dafür gesorgt, dass ich mich ein bisschen verloren habe“, zeigt sich der Deutsche ehrlich.
Doch Fehler sind bekanntlich dazu da, um gemacht zu werden – und um aus ihnen zu lernen. Wenn Schindler im letzten Match der Abendsession am 17. Dezember in die Darts WM 2026 startet, möchte er auf den Punkt da sein und den Moment bewusst erleben. Am Oche gegenüberstehen wird ihm dann der Engländer
Stephen Burton, der sich beim Tour Card Holder Qualifier eines der letzten WM-Tickets sichern konnte. „Stephen ist ein Spieler, der schon viele Jahre mit dabei ist und die Tour kennt. Er ist nicht zu unterschätzen – das wird eine knifflige erste Aufgabe.“
Umso wichtiger ist es, dass Schindler zum Start seiner WM-Kampagne auf die volle Unterstützung seiner Familie zählen kann, die ihn nach London begleitet. „Wenn die WM gut laufen sollte, bleiben wir die ganze Zeit über in England und fliegen nicht mehr zurück“, erklärt Schindler. Gleichzeitig äußerte er sich zum neuen Modus und Zeitplan der Weltmeisterschaft, nach dem in diesem Jahr alle 128 Spieler bereits in Runde eins einsteigen: „Mit Blick auf Preisgeld und Rangliste ist das im Verhältnis zu den Vorjahren ein Nachteil“, lacht Schindler, fügt aber hinzu: „Ich finde es gut, dass alle zum gleichen Zeitpunkt starten. So sind die Karten für alle gleich gemischt.“
Besondere Vorbereitung: Schindler trainiert ohne Lichtring
Um seine Karten im Ally Pally optimal auszuspielen, steckt Schindler bereits mitten in der WM-Vorbereitung. „Ich habe mich bislang sehr auf das Checkout-Training konzentriert. So versuche ich, das Momentum aufzubauen, das man braucht, um Sätze zu entscheiden“, sagt Schindler und erklärt, dass er in den kommenden Tagen eine Kombination aus Finishing und Scoring trainieren wird. Auch sein bevorzugtes Doppelfeld für die Weltmeisterschaft steht bereits fest: „Ich habe mich in den vergangenen Monaten auf die Doppel-20 festgelegt und denke, dass es dabei bleiben wird.“
Im Vergleich zum vergangenen Jahr, als Schindler berichtete, dass er sich vor der Weltmeisterschaft ein hohes Pensum aus Dart-, Mental- und Fitnesstraining aufgebürdet hatte, liegt der Fokus in diesem Jahr klar auf dem Practiceboard: „Ich bin ehrlich: Für den Rest habe ich momentan einfach nicht die Zeit.“ Beim Training achtet Schindler außerdem darauf, unter möglichst realistischen Wettkampfbedingungen zu üben.
Bereits beim Grand Slam of Darts hatte er gegenüber den Medien erklärt, dass die Boardbeleuchtung auf den Major-Bühnen von Sky Sports deutlich dunkler sei als etwa auf der European Tour. Für London hat Schindler vorgesorgt: „Ich habe den Lichtring an meinem Board ausgemacht, da er die Scheibe ziemlich perfekt ausleuchtet. Ich bin tatsächlich auf eine LED-Lampe und eine Softbox umgestiegen, um ungefähr die Lichtverhältnisse zu simulieren, die auch auf der Sky-Bühne herrschen.“
Akribische Vorbereitung, eine neue Herangehensweise und der große Traum, im Ally Pally Historisches zu erreichen – Martin Schindler ist bereit für die Darts WM 2026. Die Vorfreude auf seinen ersten Auftritt am 17. Dezember ist dem Deutschen bereits jetzt deutlich anzumerken. Bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Mit welchem Walk-on-Song wird Schindler die Bühne betreten? „Wenn ich ‚Without Me‘ von Eminem bewerten müsste, wäre ich bei sieben von zehn Punkten. Da ist noch Luft nach oben, und ich habe auch ein bisschen das Gefühl, dass das noch nicht ganz mein Lied ist“, sagt Schindler. Gibt es vor der WM noch eine Last-Minute-Änderung? „Da bin ich ehrlich: Ich habe mich selbst noch nicht festgelegt“, so „The Wall“ abschließend.