„Mein Albtraum? Ein junger Chinese, der jedes Leg mit einem Neun-Darter beendet“ – Barry Hearn über die globale Zukunft des Darts

PDC
Mittwoch, 10 Dezember 2025 um 18:30
Barry-Hearn-Darts
Barry Hearn ist 77 Jahre alt, doch seine Energie und Vision für den Dartsport scheinen unerschöpflich. Während der Alexandra Palace in London sich auf eine weitere ausverkaufte Darts WM vorbereitet, denkt der Präsident der PDC längst weiter. Für ihn ist das erst der Anfang einer globalen Erfolgsgeschichte.
Die WM 2026 wird größer als je zuvor: 128 Teilnehmer, 20 Spieltage und insgesamt 25 Millionen Pfund Preisgeld – doppelt so viel wie im Vorjahr. Der Weltmeister kassiert künftig eine Million Pfund. Hearn lächelt, wenn er über diese Zahlen spricht. „Ich bringe das Preisgeld auf 100 Millionen, wenn ich lange genug lebe“, sagt er gegenüber The Times. „Und das wäre ein Vermächtnis, auf das ich mit Freude zurückblicke, wenn ich da oben liege.“
In der Matchroom-Zentrale erinnert ein besonderes Stück an einen der magischsten Momente der Darts-Geschichte: das Scoreboard von Michael Smiths 9-Darter im WM-Finale 2023. Doch selbst dieser legendäre Wurf verblasste, als Luke Littler kurze Zeit später den Sport revolutionierte.

Das Phänomen Luke Littler: „Er verändert das Spiel“

Luke Littler ist erst 18 Jahre alt und schon jetzt die treibende Kraft einer neuen Ära. Neun Major-Titel, fast zwei Millionen Pfund Preisgeld und der Status als jüngste Nummer eins aller Zeiten – der Teenager hat den Sport auf den Kopf gestellt. Für Barry Hearn ist Littler der ultimative Gamechanger. „Er ist ein anderes Biest als damals, als er mit sechzehn auf die Bühne kam. Heute strotzt er vor Selbstvertrauen.“
Barry Hearn erläutert der Presse seine Pläne
Unter der Leitung von Barry Hearn ist der Dartsport zu einem weltweiten Phänomen herangewachsen
Doch der Erfolg hat auch Schattenseiten. Der junge Superstar kann kaum noch unerkannt unterwegs sein. „Er kann nicht mehr mit Freunden ein Bier trinken, ohne dass alle auf ihn zustürmen. Aber seine Leistungen leiden nicht darunter. Er bleibt bodenständig“, sagt Hearn.
Was Littler besonders macht, ist sein spielerischer Mut. „Er probiert Finishes aus, nur um die Leute verrückt zu machen. Ich habe gesehen, wie er dreimal auf 50 wirft und sofort Bull trifft. Früher hättest du dafür Ärger bekommen, aber er findet es witzig.“ Der Teenager vereint lässige Unbekümmertheit mit eiskalter Präzision – ein Mix, der Millionen begeistert.
Die Zahlen belegen Littlers Strahlkraft: Das WM-Finale gegen Luke Humphries verfolgten 4,8 Millionen Zuschauer – die höchste Nicht-Fußball-Übertragung aller Zeiten auf Sky Sports. Auch beim Ticketverkauf erzielt die PDC Rekorde. „Ich hätte die Preise vervierfachen können und wäre trotzdem in 24 Minuten ausverkauft gewesen“, betont Hearn.
Der Alexandra Palace bleibt noch bis 2031 Schauplatz der WM. Ab 2026 zieht das Turnier allerdings innerhalb des Gebäudes in die Great Hall um, um mehr Fans Platz zu bieten. „Ally Pally ist ein Monster, das gefüttert werden will“, sagt Hearn lachend.

Globaler Boom – und Hearns klarer Kurs

Der Dartsboom macht längst nicht mehr vor Landesgrenzen Halt. Die PDC expandiert weiter, eroberte bereits Bahrain, Abu Dhabi und Riad. Hearn bleibt dennoch geerdet. „Sind wir in gewissem Sinne Prostituierte, die tun, was verlangt wird, solange der Preis stimmt? Ja, okay“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Auch das Interesse aus Saudi-Arabien lockt, doch Hearn zeigt Haltung. „Sie könnten morgen sagen: Wir wollen die WM kaufen. Ich denke, dafür könnte ich 20 Millionen bekommen. Aber es wäre kein gutes Turnier.“
Besonders stolz erzählt er von einer Begegnung in Bahrain. „Der Prinz sagte mir, er habe sich heimlich im weißen T-Shirt in die Halle geschmuggelt. Er fand es so großartig, dass er Darts in das Schulangebot aufgenommen hat.“ Diese Anekdote steht symbolisch für den Wandel – Darts erreicht neue Kulturen und Generationen.
Mit neuen Premier-League-Ablegern in Australien, China und den USA geht die Expansion weiter. Doch bei allem Wachstum bleibt Hearn realistisch. „Mein Albtraum? Ein chinesischer Spieler, der jedes Mal einen 9-Darter wirft. Dann wäre der Sport sofort tot“, sagt er halb im Scherz, halb im Ernst.

Darts – der Sport der einfachen Leute

Für Barry Hearn ist Darts mehr als Unterhaltung. Es ist ein Sport, der Barrieren überwindet und Geschichten schreibt. „Früher sagten die Leute: ‚Darts? Dicke Männer, Rauch, Alkohol.‘ Heute sind wir das Gegenteil – das ist unsere ultimative Rache.“
Er erzählt von Momenten, die ihn berühren: „Nathan Aspinall sagte nach seinem ersten großen Titel: ‚Ich habe gerade 60.000 für mein Haus gezahlt und hier 100.000 gewonnen.‘ Das verändert Leben.“
Und genau das treibt Hearn an. Darts soll Träume ermöglichen. „Ein Kind kann Luke Littler sehen und denken: Ich bin nicht athletisch, ich bin nicht superdünn, aber vielleicht kann ich das.“
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