In dieser Kolumne gehen wir regelmäßig mit einem bestimmten Spieler zurück in die Vergangenheit. Heute tun wir das mit dem Waliser Wayne Warren, der 2020 der allerletzte BDO Weltmeister überhaupt wurde. Ein Mann, der seine besten Leistungen erst später im Leben erreichte, der aber wegen finanzieller Probleme des ausrichtenden Verbandes nie das volle Preisgeld für seinen Weltmeistertitel erhielt.
Wayne Warren wurde am 12. Juni 1962 in der walisischen Stadt Cardiff geboren. In jungen Jahren war er hauptsächlich bei lokalen Turnieren und Wettkämpfen aktiv, erst in den frühen 2000er Jahren begann er, an BDO Turnieren teilzunehmen. Warren war bereits 42 Jahre alt, als er sich 2005 zum ersten Mal für die BDO Weltmeisterschaft qualifizieren konnte. Im legendären Lakeside Country Club in Frimley Green wurde er in der ersten Runde gegen den an Nummer drei gesetzten Mervyn King ausgelost, der nur ein Jahr zuvor das Finale der Weltmeisterschaft verloren hatte. Warren spielte zwar nicht auf einem unfreundlichen Niveau, unterlag aber dennoch am Ende mit 0-3.
In den folgenden Jahren verzichtete Warren auf internationale Turniere und konzentrierte sich hauptsächlich auf lokale Turniere. Allerdings nahm er stets an den Qualifikationsturnieren für die Weltmeisterschaft teil. Dort war er mehrmals kurz davor, sich zu qualifizieren, und scheiterte sogar zweimal im entscheidenden Spiel. Es sollte schließlich bis 2013 dauern, bis er ein zweites Mal bei der BDO Weltmeisterschaft dabei war. Wieder ging es in der ersten Runde schief, dieses Mal gegen Alan Norris.
Im Jahr 2014 gewann Warren mit dem walisischen Team den WDF Europe Cup, im selben Jahr gewann er auch den Gold Cup. 2015 erreichte er das Viertelfinale der BDO World Trophy, damals eines der größten Majors des Verbandes. Dort war Jeff Smith letztlich mit 8-7 zu stark.
Wayne Warren gewann die BDO Weltmeisterschaft 2020
Erste gewonnene Spiele bei der Weltmeisterschaft
Während seine beiden vorherigen WM-Teilnahmen erfolglos waren, hat sich das 2018 geändert. Nach einem 3-1-Sieg gegen Wesley Harms in der ersten Runde schlug er in der zweiten Runde mit Willem Mandigers einen weiteren Niederländer. Zur Belohnung durfte er im Viertelfinale gegen Mark McGeeney antreten. Es war ein großartiges Match, das schließlich in einen Entscheidungssatz mündete. In diesem entscheidenden Satz musste ein alles entscheidendes elftes Leg die Entscheidung bringen, das McGeeney mit 5-4 für sich entschied.
„Yank", wie Warrens Spitzname lautet, kam nun auf den Geschmack und begann, auch internationale Turniere zu gewinnen. Im Jahr 2019 gewann er beispielsweise die Antwerp Open. Bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr konnte er nicht an seine Leistung aus dem Vorjahr anknüpfen, im Gegenteil, er verlor in der zweiten Runde mit 0-4 gegen den Deutschen Michael Unterbuchner.
Turbulente Vorbereitungen auf den Weltmeistertitel
Im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2020 wimmelte es bei der BDO nur so von Gerüchten. Der Vorsitzende Des Jacklin hatte alle Mühe der Welt, die Weltmeisterschaft von Lakeside in einen Nebenschauplatz in der O2 Arena in London zu verlegen. Vor allem aber hatte er alle Mühe der Welt, die angekündigten Preisgelder aufzutreiben. Kurz vor Beginn des Turniers kam die Hiobsbotschaft, dass das Preisgeld stark gesunken war und statt der angekündigten 100 000 Pfund nur noch 23 000 Pfund auf den Sieger warteten.
Warren war verdammt verbittert, aber sein Ehrgeiz, Weltmeister zu werden, war so groß, dass er sich entschloss, das Turnier trotzdem zu beginnen. In der ersten Runde wäre es beinahe schief gegangen, aber Warren gewann dennoch mit 3-2 gegen den Australier Justin Thompson. Eine Runde später wurde auch der ehemalige WM-Finalist (bei der PDC) Andy Hamilton besiegt. Im Viertelfinale schlug Warren den Niederländer Chris Landman mit 5-3 und stand damit zum ersten Mal in seiner Karriere im Halbfinale.
Im Halbfinale traf Warren auf den ehemaligen Weltmeister Scott Mitchell. Es war ein hochklassiges Spiel, das Warren schließlich mit 6-3 gewann und sich damit für das Finale qualifizierte. Im Finale kam es zu einem rein walisischen Duell gegen Jim Williams, der nur wenige Monate zuvor die World Trophy gewonnen hatte. Warren kontrollierte das Spiel während des gesamten Verlaufs und gewann schließlich recht deutlich mit 7-4. Mit 57 Jahren wurde Warren damit der älteste Dartweltmeister aller Zeiten, aber auch derjenige mit dem niedrigsten Preisgeld bei einer BDO Weltmeisterschaft seit 1989.
Warren wurde unmittelbar nach seinem Weltmeistertitel die neue Nummer eins der BDO. Er hatte durch den Weltmeistertitel offensichtlich besonders viel Selbstvertrauen gewonnen und gewann in den folgenden Monaten sowohl die Romanian Classic als auch die Slovak Masters. Sein Weltmeistertitel ermöglichte es ihm auch, zum zweiten Mal am Grand Slam of Darts teilzunehmen, aber wie schon 2019 scheiterte er in der Gruppenphase.
Wayne Warren
Die Probleme mit den Preisgeldern erwiesen sich jedoch als Vorbote des endgültigen Endes der BDO. 2020 war die allerletzte Weltmeisterschaft dieses Verbandes und Warren wird damit für immer der allerletzte Name auf der Ehrenliste bleiben. Später musste Warren seine Weltmeisterschafts-Trophäe an den Vorsitzenden Jacklin zurückgeben, der die Trophäe verkaufte, um mehr Geld einzutreiben.
Letzter Auftritt bei der Weltmeisterschaft
Nach dem Konkurs der BDO übernahm die WDF deren Rolle und begann ihrerseits, eine Weltmeisterschaft in Lakeside auszurichten. Warren war bei der ersten Ausgabe dieses Turniers im April 2022 dabei. In der ersten Runde war er mit 3-2 zu stark für den Engländer Lee Shewan. Eine Runde später unterlag der drittplatzierte Warren jedoch mit 0-3 gegen den Schotten Cameron Menzies.
Es war auch der letzte Auftritt des Dachdeckers bei einer Weltmeisterschaft. Warren blieb danach noch auf dem Exhibition Circuit aktiv, aber wir sahen ihn nicht mehr bei größeren Turnieren in Aktion. Auch auf der World Seniors Darts Tour war Warren nicht mehr aktiv. Mit 63 Jahren scheint es unwahrscheinlich, dass Warren zu großen Turnieren zurückkehren wird und der Waliser seinen Ruhestand genießen kann.