Callan Rydz hat sich bei der
Darts WM 2026 ohne großen Glanz, aber mit viel Willenskraft in die zweite Runde gespielt. Der Engländer setzte sich im
Alexandra Palace mit
3:0 Sätzen gegen Debütant Patrik Kovacs durch. Das klare Ergebnis täuschte jedoch über den tatsächlichen Verlauf hinweg. Für den zweimaligen WM-Viertelfinalisten ging es weniger um hohe Averages oder ästhetisches Spiel, sondern vor allem ums Überleben auf der größten Bühne des Dartsports.
Im legendären Ally Pally stand für Rydz einzig der Sieg im Fokus. Kontrolle über die eigenen Nerven und das nackte Weiterkommen zählten mehr als jeder statistische Wert. Entsprechend selbstkritisch fiel sein Fazit nach dem Match aus.
„Ich bin vor allem sehr froh, dass ich weiter bin“
„Es war ehrlich gesagt ein zerfahrenes Match“,
erklärte Rydz nach der Partie unter anderem gegenüber Dartsnews (YouTube). „So habe ich auch in letzter Zeit trainiert. Es war nicht schön, aber ich bin vor allem sehr froh, dass ich weiter bin.“
Callan Rydz stand bereits zweimal im Viertelfinale der Darts WM
Schon lange vor dem ersten Dart war dem Engländer klar, dass ihn keine leichte Aufgabe erwarten würde. Die Anspannung begleitete ihn durch den gesamten Tag. „Ich hatte Schmetterlinge im Bauch, seit ich aufgewacht bin“, sagte Rydz offen. „Das gehört zu diesem Ort. Das ist kein normales Match.“
Auch sein Gegner versuchte, die Nervosität im Vorfeld etwas zu lösen. Hinter den Kulissen suchte Kovacs das Gespräch, doch Rydz blieb bewusst auf Distanz. „Er fragte, wie ich ruhig bleibe. Dazu sage ich natürlich nichts. Ich will gewinnen“, grinste Rydz. Gleichzeitig zeigte er Respekt für den Auftritt des Debütanten: „Aber ich finde, das Ergebnis wird ihm nicht gerecht. Er hat sicher nicht schlecht gespielt.“
Auf der Bühne wirkte Rydz phasenweise suchend und nicht immer souverän. In den entscheidenden Momenten blieb er jedoch stabil – ein Faktor, der bei einer Weltmeisterschaft aus seiner Sicht den Unterschied macht. „Hier ging es nur darum, durchzukommen. Wie man gewinnt, spielt hier keine Rolle.“
Vertrauen durch Erfahrung auf der großen Bühne
Mit zwei Viertelfinalteilnahmen bei Weltmeisterschaften bringt Rydz reichlich Erfahrung aus dem Alexandra Palace mit. Er weiß, wie unberechenbar die Bühne sein kann, weigert sich aber dennoch, zu weit nach vorne zu schauen. „Man will immer besser abschneiden als beim letzten Mal“, räumte er ein. „Aber dieses Jahr ist es wirklich Match für Match. Wenn ich jede Partie so gewinne, unterschreibe ich das sofort.“
Der Ally Pally bleibt für ihn ein besonderer Ort. Obwohl er privat kaum Darts schaut, spürt er die besondere Wirkung dieses Turniers. „Ich schaue eigentlich nie Darts, aber letzte Woche war ich krank und lag drei Tage im Bett. Da habe ich alles gesehen. Das hat dieses Gefühl zurückgebracht.“
Die Weltmeisterschaft löst bei ihm etwas aus, das er im restlichen Saisonverlauf nicht immer empfindet. „Hier will man gut spielen. Das ist der Ort.“
Kampf mit der Motivation außerhalb der WM
Rydz spricht offen über den Unterschied zwischen der WM und dem Alltag auf der Tour. Vor allem die Floor-Events und die
European Tour bereiten ihm mental Schwierigkeiten. „Es ist schwer, sich für die Pro Tours zu motivieren. Und ich bin ehrlich: Ich bin kein großer Fan der Euro Tours.“
Diese Meinung vertritt er nicht zum ersten Mal. „Das habe ich schon öfter gesagt. Manchmal spielst du am Freitagnachmittag vor fünfzig Leuten. Da hatte ich früher beim County Darts mehr Publikum.“
Gleichzeitig weiß der Engländer, dass ihn diese Einstellung langfristig ausbremsen kann. „Das muss ich wirklich aus dem Kopf bekommen. Gerade die Euro Tours bringen dich zu solchen Turnieren. Dann wird das Qualifizieren viel einfacher, als ich es jetzt mache.“
Reflexion und Selbstkritik
Rydz ist sich bewusst, dass seine Karriere an einem entscheidenden Punkt steht. Das Talent ist unbestritten, doch die nötige Konstanz fehlt immer wieder. „Vielleicht muss ich mir alles noch einmal anschauen, wie ich es angehe“, sagte er selbstkritisch. „Ich liebe es zu lachen und Spaß zu haben. Auf der Pro Tour sitze ich mit Jungs wie Luke Woodhouse, James Hurrell und Jim Williams. Wir machen alles zusammen, essen zusammen, unterstützen uns.“
Nicht jedes Umfeld fühlt sich jedoch gleich an. „Bei manchen Euro Tours sitzt du allein da. Das ist schwierig. Vielleicht muss ich professioneller werden im Umgang mit solchen Momenten.“
Dass er ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft häufig seine besten Darts zeigt, kommt für ihn nicht überraschend. Der Lärm, der Druck und die große Bühne liegen ihm. „Wenn du dich hier nicht pushen kannst, was machst du dann eigentlich im Darts?“, fragte er rhetorisch. „Das ist der schönste Ort zum Spielen.“
Während ihn kleinere Hallen mit vereinzelten Geräuschen manchmal aus dem Rhythmus bringen, empfindet er die massive Geräuschkulisse im Alexandra Palace als befreiend. „Bei einer vollen Halle hörst du keine einzelnen Stimmen, nur Geräusch. Das hilft.“
Gesundheit spielte ebenfalls eine Rolle
Auch gesundheitlich verlief die Vorbereitung auf die WM alles andere als optimal. Rydz ging angeschlagen in das Turnier. „Ich bin immer noch nicht bei hundert Prozent, aber deutlich besser als letzte Woche“, erklärte er. „Von Dienstag bis Freitag habe ich kaum gegessen. Nur Wasser getrunken. Da ging etwas rum.“
Umso größer ist nun die Erleichterung, diese Phase überstanden zu haben. „Lieber letzte Woche krank als jetzt.“
Kein Ranking-Stress, aber Ambitionen
Über seine Position in der Weltrangliste macht sich Rydz derzeit überraschend wenig Gedanken. „Nein, da schaue ich nicht drauf. Wenn ich steige, schön. Wenn nicht, auch gut. Ich bin nicht in Gefahr.“
Gleichzeitig ist ihm bewusst, welches Potenzial die Weltmeisterschaft bietet. „Hier kannst du wirklich Schritte machen. Aber ich denke nicht zu viel darüber nach. Das hilft mir nicht.“