„Das ist einfach nur ein blöder Kommentar" – Van der Voort kritisiert Clayton nach Kommentar zu Pro Tours in Deutschland

PDC
Mittwoch, 15 Oktober 2025 um 18:15
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Als Jonny Clayton beim World Grand Prix erklärte, er würde es bevorzugen, wenn die PDC Pro Tours nicht in Deutschland stattfänden, sorgte das für mächtig Wirbel. Besonders einer reagierte fassungslos: Vincent van der Voort. Der Niederländer, selbst viele Jahre auf dem Circuit aktiv und bestens vernetzt in der Szene, fand klare Worte – und stellte den Waliser offen infrage.
Clayton, derzeit die Nummer sechs der Welt, hatte im Interview gesagt, dass er die Turniere in Hildesheim bewusst auslasse. Seine Begründung: Solche Wettbewerbe sollten seiner Meinung nach nicht außerhalb Großbritanniens stattfinden. „Ich bin nicht zu den Pro Tours nach Deutschland gefahren, weil ich finde, dass wir dort keine Turniere haben sollten“, erklärte der 49-Jährige. Gleichzeitig betonte er, dass er an möglichst vielen Events teilnimmt, um in den Top Ten zu bleiben – einzig ein Euro-Tour-Turnier habe er wegen des 18. Geburtstags seiner Tochter verpasst.

Van der Voort: „Das kann doch nicht wahr sein“

Für Van der Voort, der seit über zwei Jahrzehnten Teil der PDC-Welt ist, waren diese Aussagen ein Schlag ins Gesicht. „Clayton ist einer der nettesten Typen auf der Tour“, begann sein Kommentar im Podcast Darts Draait Door. „Aber das ist einfach nur ein blöder Kommentar. Es kann doch nicht wahr sein, was er da sagt, oder?“
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Van der Voort hat zu Claytons Aussagen eine klare Meinung
Der 48-Jährige sieht in Claytons Haltung ein sinnbildliches Beispiel dafür, dass einige britische Profis den globalen Charakter des Dartsports noch immer nicht verinnerlicht haben. „Er denkt tatsächlich, dass alle Pro Tours in Wales oder England, also quasi in seinem eigenen Hinterhof, stattfinden sollten. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Darts wächst weltweit – und Länder wie Deutschland, die Niederlande und Belgien spielen dabei eine zentrale Rolle.“
Van der Voort betonte zudem den sportlichen Wert internationaler Turnierstandorte. „Gerade durch die Veranstaltungen in Hildesheim oder auf der European Tour bekommen junge europäische Spieler die Chance, sich zu beweisen. Das ist ein Gewinn für den gesamten Sport. Und dann kommt jemand wie Clayton und will, dass alles in England bleibt – das verstehe ich einfach nicht.“
Der Niederländer fordert deshalb eine deutlich ausgewogenere Struktur des PDC-Kalenders. „Es sollte höchstens zehn Pro Tours in England geben, der Rest gehört verteilt. Warum nicht in Belgien, den Niederlanden oder Deutschland? Vielleicht auch in Osteuropa, Wales, Schottland oder Irland. Es ist längst überfällig, dass der Dartsport wirklich international aufgestellt wird.“
Van der Voort nahm dabei kein Blatt vor den Mund. „Dass manche Spieler lieber in der Nähe ihres Wohnorts bleiben, hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun – es ist Faulheit. Für die Engländer ist es einfach: Sie steigen ins Auto, fahren zur Halle und sind fertig. Für uns andere heißt es: Fliegen, Gepäck, Transfers. Und dann will jemand wie Clayton erzählen, Hildesheim sei nicht gut genug? Dann hat man den Sport einfach nicht verstanden.“

Lob für Noppert

In demselben Podcast zeigte Van der Voort allerdings auch seine lobende Seite – und richtete warme Worte an seinen Landsmann Danny Noppert. „The Freeze“ hatte beim World Grand Prix ein starkes Turnier gespielt: Er besiegte Jermaine Wattimena, Stephen Bunting und Gary Anderson, bevor er erst im Halbfinale gegen Luke Humphries mit 3:5 unterlag.
„Er hat wirklich ein gutes Turnier gespielt“, analysierte Van der Voort. Besonders beeindruckte ihn Nopperts neue Körpersprache auf der Bühne. „Ich hatte Danny vor einiger Zeit im Podcast kritisiert – und das kam bei ihm nicht so gut an. Aber vielleicht war genau das der Anstoß, den er gebraucht hat.“
Van der Voort erläuterte, dass Noppert seither mit einer spürbar anderen Energie ans Werk gehe. „Seit er etwas angefressen war, weil wir ihm zu wenig Anerkennung gegeben haben, spielt er mit mehr Nachdruck. Etwas aggressiver, emotionaler, entschlossener – und das steht ihm richtig gut.“ Für Van der Voort ist das ein entscheidender Schritt: „Das liegt zwar außerhalb seiner Komfortzone, aber es verändert seine Wirkung total. Man sieht ihm an, dass er jetzt wirklich zeigen will, was in ihm steckt.“
Mit dem Halbfinale in Leicester hat sich Noppert eindrucksvoll zurückgemeldet. Der 33-Jährige kletterte damit wieder in die Top Ten der Weltrangliste und ist aktuell der erfolgreichste niederländische Spieler bei den Major-Turnieren. „Wir reden viel über Wessel Nijman, Gian van Veen oder Michael van Gerwen“, sagte Van der Voort, „aber Danny ist wieder da. Und er bestätigt, dass er zur absoluten Elite gehört.“
Gleichzeitig sieht der Niederländer in Noppert ein wichtiges Beispiel für die positiven Effekte der internationalen Dartszene. „Ohne Turniere wie in Hildesheim oder Breda hätten viele junge Spieler – auch Danny damals – nie so schnell den Durchbruch geschafft. Das ist der Beweis, dass es sinnvoll ist, die Bühne zu öffnen. Wer das nicht erkennt, hat die Zukunft des Sports verpasst.“
Van der Voorts Fazit ist deutlich: Darts ist längst kein britisches Randphänomen mehr. Die Szene wächst, neue Nationen bringen Talente hervor, und Spitzenprofis wie Noppert zeigen, dass echte Entwicklung nur durch Vielfalt entsteht. „Wenn wir wollen, dass Darts weiter wächst, dürfen wir uns nicht in alten Grenzen aufhalten“, sagt der Nordholländer. „Sonst bleiben wir irgendwann stehen – und das ist das Letzte, was dieser Sport verdient.“
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