Das letzte Euro-Tour-Wochenende stand klar im Zeichen von
Gian van Veen. Der Niederländer spielte sich beeindruckend ins Halbfinale und bestätigte einmal mehr seinen Aufstieg. Doch der große Traum vom ersten Euro-Tour-Titel platzte – Stephen Bunting erwies sich als zu stark.
Im Podcast Darts Draait Door analysierten Damian Vlottes und
Vincent van der Voort die Geschehnisse und ordneten vor allem die Leistungen von Van Veen, Bunting und den niederländischen Spielern ein.
Gerade im Halbfinale von Van Veen schien mehr möglich zu sein. Vlottes brachte es auf den Punkt: „Für mich war das wichtigste Gefühl danach: Das war die Chance. Sein erster Euro-Tour-Titel lag in Reichweite.“ Auch Van der Voort teilte diese Einschätzung: „Wenn er dieses Spiel gewinnt, holt er sich den Titel. Eine Schande, dass es nicht geklappt hat.“ Anerkennung galt aber dem Gegner: Bunting startete furios und spielte in den ersten Legs Darts auf Weltklasse-Niveau.
Besonders bemerkenswert: Trotz einer enttäuschenden Premier League zeigt sich Bunting in bestechender Form. Vlottes lobte seine Konstanz: „Er hat kaum schlechte Darts. Selbst wenn er das Triple verfehlt, landet er selten auf der Eins oder Fünf.“ Dass der „Bullet“ diese mentale Stärke gefunden hat, beeindruckt die Experten. Van der Voort sieht ihn längst in der absoluten Weltspitze: „Ich glaube, er wird bald auf Platz drei oder vier der Weltrangliste stehen.“
Während Bunting nach oben blickt, geht es für Michael van Gerwen derzeit bergab. Im Ranking auf Basis des Jahrespreisgelds findet er sich nur auf Platz 27 wieder. „Das ist nicht das Beste“, so Vlottes nüchtern. Van der Voort rechnet aber mit großen Verschiebungen: „Jetzt kommen die Turniere mit richtig viel Geld. Da wird sich die Rangliste komplett verändern. Aber aktuell ist das schon ein Fingerzeig.“ Van Gerwen droht sogar, die Players Championship Finals zu verpassen. In dieser Woche reichte es nur für die letzten 32 und 16, Platz 90 in der Order of Merit. Wenig später zog er sich vom laufenden ProTour-Event zurück.
Das Augenmerk lag aber klar auf Van Veen. Sein Sieg gegen Dirk van Duijvenbode wurde als echtes Highlight hervorgehoben. „Dirk hat alles verpasst, aber Gian blieb eiskalt und spielte starke Finishes“, analysierte Vlottes. Auch die Entwicklung des jungen Niederländers wurde betont: „Man sieht, er macht jedes Jahr einen Schritt nach vorne“, so Van der Voort. Dass er im Halbfinale sogar einen Matchdart verpasste, machte die Niederlage doppelt bitter.
Neben Van Veen sorgte auch Cor Dekker für Furore. Der in Norwegen geborene Niederländer schaffte es ebenfalls ins Halbfinale und schlug dabei Spieler wie Gilding, Wright, Dobey und Clayton. „Er wirkte ruhig, kontrolliert und traf unter Druck wichtige Finishes“, lobte Van der Voort. Für jemanden, der erst seit Januar eine Tour Card besitzt, sei das außergewöhnlich. Dekker ist damit so gut wie sicher für den World Cup und auch bei den World Series Finals dabei.
Auch Raymond van Barneveld rückte in den Fokus. Der Routinier qualifizierte sich hauchdünn für den World Grand Prix. „Es war ein harter Kampf, aber das macht es umso schöner“, meinte Van der Voort. Barney selbst sehe das Turnier als Bonus und könne nun befreit aufspielen.
Für Diskussion sorgte hingegen das Verhalten einiger Fans im Halbfinale zwischen Van Veen und Bunting. „Die Spielervereinigung muss mehr tun, um die Profis vor solchen Störungen zu schützen“, forderte Vlottes. Van der Voort blieb zurückhaltender: „Solange kein Spieler von der Bühne geht, wissen wir nicht, wie reagiert wird. Aber es braucht Anstand – die Spieler dürfen nicht so aus dem Rhythmus gebracht werden.“
Van Veen selbst blieb sportlich fair und stellte sich auf die Seite seines Gegners. „Sehr anständig“, so Van der Voort. „Er ist einfach ein Spieler mit Charakter.“