„Der Gesundheitszustand meiner Mutter und Großmutter verschlechterte sich rapide“ – William Borland erklärt sein reduziertes Pro-Tour-Jahr 2025

PDC
Montag, 08 Dezember 2025 um 19:00
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In Edinburgh ist William Borland kürzlich wieder vor die Kamera getreten. Ruhig war es zuletzt um den Mann jenes legendären Neun-Darters bei der Darts-WM – jedoch nur nach außen. Hinter den Kulissen war sein Jahr geprägt von Familie, Gesundheit, Arbeit und der mühsamen Suche nach Struktur.
„Die Dinge laufen gut“, sagt Borland mit einem leichten Lächeln. „Ich bin zwar nicht mehr voll auf der Tour und arbeite wieder im Dartladen, aber ansonsten läuft vieles richtig gut.“
Seine reduzierte Präsenz auf der Pro Tour war keine sportliche Entscheidung, sondern eine persönliche. Der Schotte erklärt offen, warum er in diesem Jahr so wenig reisen konnte. „Ich will gar nichts verpassen, ich will einfach spielen“, betont er. „Aber der Gesundheitszustand meiner Mutter und meiner Großmutter hat sich stark verschlechtert. Dann steht man vor der Wahl: egoistisch zur Pro Tour fahren oder zu Hause bleiben und helfen. Ich habe mich entschieden, zwei Monate lang ganz für sie da zu sein.“
Diese Phase war hart – aber notwendig. „Ich habe im Haus geholfen, überall, wo es ging. Zum Glück geht es ihnen inzwischen viel besser. Meine Mutter wird noch auf Alzheimer getestet, und ich hoffe, dass es nicht so weit kommt. Aber im Moment sind beide fit und gesund. Das nimmt mir enorm viel Druck.“
Gleichzeitig beschreibt Borland die Zeit als mentale Entlastung. „Als ich ständig unterwegs war, habe ich sie kaum gesehen. Und wenn ich zu Hause war, habe ich gearbeitet. Jetzt hatte ich endlich die Zeit für meine Familie. Das tat extrem gut.“

Zurück auf der Tour – aber zu spät für die WM

Nachdem sich privat alles stabilisierte, meldete sich Borland auf der Pro Tour zurück. „Ich habe die letzten acht Pro Tours gespielt und eigentlich ordentliche Ergebnisse geliefert“, sagt er. „Ich fühle mich gut und habe viele Stunden am Board investiert. Aber es war einfach zu wenig, um realistisch noch eine Chance auf die WM zu haben.“
Beim WM-Qualifikationsturnier wollte er es dennoch wissen – vergeblich. „Es hat nicht sollen sein“, sagt er nüchtern. Deshalb wird er 2025 nicht auf der Bühne des Ally Pally stehen. Ganz fernbleiben wird er aber nicht. „Natürlich tut es weh, wenn ich die WM nur von außen sehe. Aber ich werde im Publikum sitzen. Auch darauf kann man sich freuen.“

Der Clip, der nie vergeht: der Neun-Darter

Jedes Jahr vor der WM taucht ein Video wieder auf: Borlands entscheidender Neun-Darter gegen Bradley Brooks 2022. Für viele Fans ist er „der Mann dieses Moments“.
„Es ist schön, daran erinnert zu werden“, sagt er. „Was ich damals gemacht habe, war unglaublich.“
Aber er will mehr sein als ein historischer Clip. „Wenn man meine Ergebnisse sieht, erkennt man, dass ich das Niveau habe, um mit den Topspielern mitzuhalten. Es ist die Beständigkeit, die fehlt. Der Unterschied zu Jungs wie Humphries, Littler, Aspinall oder Cammy (Cameron Menzies) ist momentan einfach zu groß. Die spielen jeden Tag auf höchstem Level. Ich arbeite hart daran, dahin zurückzukommen.“
Sein Einsatz steht außer Frage. „Mein Kumpel George sagt immer, ich sei zu engagiert“, lacht er. „Ich spiele weiterhin die Montagabend-Liga, gehe zu offenen Turnieren und unterstütze Pubs. Ich spiele Hunderte Legs – wahrscheinlich manchmal zu viele.“

Ein neuer Job, neue Routine – und neue Darts

Parallel hat sich sein Alltag verändert. Borland arbeitet inzwischen im Arrowheads Darts Shop in Livingston. „Finanziell hat mir das enorm geholfen. Früher drehte sich alles nur um die Tour. Jetzt habe ich einen Teilzeitjob und großartige Kollegen.“
Diese neue Struktur hat sein Leben und sein Dartspiel verändert. „Ich wurde ehrlich gesagt etwas faul“, gibt er zu. „Als es meinen Eltern schlecht ging, saß ich viel zu Hause. Und davor hatte ich keinen Job – ich habe nur täglich Darts gespielt. Das ist aber nicht dasselbe wie ein richtiger Rhythmus.“
Heute steht er früh auf, hat Routinen und lebt gesünder. „Das kann nur helfen. Vielleicht macht es mein Spiel besser – ich denke schon. Wir werden es sehen.“ Auch beim Material tut sich was: „Ich habe neue Winmau-Darts, und sie fühlen sich top an. Die Beständigkeit kommt langsam zurück. Jetzt muss ich sie nur noch konstant zeigen.“

Q-School: Der harte Weg zurück

Der Pfad zurück auf die große Bühne führt über die Q-School – ein Turnier, das Borland gut kennt. „Ich gehe hundertprozentig hin, um meine Tour Card zurückzuholen“, sagt er entschlossen. Die Trennung von seinem früheren Manager Matt verlief im Guten. „Jetzt mache ich es allein – und ich freue mich sogar darauf.“
Er weiß genau, worauf er sich einlässt. „Die Q-School ist wahrscheinlich das härteste Turnier im Dartsport. Hunderte Spieler, zehn Tour Cards. Viele gehen enttäuscht heim. Hoffentlich erwischt es dieses Mal nicht mich.“
Zum Schluss spricht Borland über das Bild, das er in vielen Köpfen hinterlassen hat – und welches er verändern möchte. „Ich will nicht für immer ‚der Typ mit dem Neun-Darter‘ bleiben“, sagt er klar. „Dieser Moment war großartig, aber ich WEISS, dass ich mit den Jungs mithalten kann. Es geht nur um Beständigkeit. Daran arbeite ich jeden Tag. Wenn das klappt, sehen wir, wohin mich der Weg führt.“
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