Die größten Schocks beim World Cup of Darts – Wiederholt sich Englands Debakel von 2010 in diesem Jahr?

PDC
Donnerstag, 12 Juni 2025 um 14:00
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Der World Cup of Darts ist eines der beliebtesten Turniere im PDC-Kalender – und das aus gutem Grund. Einerseits treten hier auch Spieler auf, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Andererseits entfacht das Format mit seinen Doppelpartien eine Teamdynamik, die in keinem anderen Darts-Turnier zu sehen ist. Emotionen auf der Bühne, nationale Stolz und echte Überraschungen: All das macht den World Cup so besonders.
Am heutigen Donnerstag startet das diesjährige Turnier in Frankfurt, und wir von Dartsnews nehmen dies zum Anlass, auf einige der größten Sensationen in der Geschichte dieses Wettbewerbs zurückzublicken. Immer wieder sorgten Underdogs für Aufsehen – gegen etablierte Stars, Weltmeister und Turnierfavoriten. Auch das Format des Turniers wurde immer wieder angepasst.

2010 – Englands Albtraum gegen Spanien

Gleich bei der ersten Auflage des Turniers im Jahr 2010 kam es zu einem Paukenschlag. England, vertreten durch den 15-fachen Weltmeister Phil Taylor und den damals formstarken James Wade (Uk Open, Grand Slam und Grand Prix Champion), ging als klarer Favorit ins Turnier. Spanien hingegen trat mit Carlos Rodriguez und Antonio Alcinas an – zwei Namen, die damals kaum jemand auf dem Zettel hatte.
Das Match begann mit einem Statement: Spanien checkte gleich im ersten Leg 104 Punkte über die Doppel 20. England dominierte zwar das Scoring, doch Spanien blieb gefährlich. Taylor checkte 100 Punkte über Doppel 20, Doppel 20 zur 4:2-Führung (First to 6 Legs). Doch England ließ immer wieder Chancen liegen. Rodriguez traf über Bullseye zum 3:4, später checkte er sogar 125 Punkte zum Ausgleich. Als Alcinas die Doppel 18 zum 5:4 traf, lag eine Sensation in der Luft.
England glich noch zum 5:5 aus, aber im Entscheidungsleg war es Spanien, das mit zwei 180ern und einem 11-Darter das Unmögliche möglich machte. Das World Cup-Debüt für England endete mit einem Debakel. Spanien scheiterte erst im Halbfinale an den Niederlanden.

2012 – Südafrika schockt Schottland im Sudden-Death

Zwei Jahre später sorgte ein weiteres Außenseiter-Team für Furore. Schottland, damals wie heute mit Peter Wright und Gary Anderson besetzt, galt als Favorit gegen Südafrika. Die Afrikaner traten mit Devon Petersen und Shawn Hogan an – Devon Petersen weit vor seiner Glanzzeit von 2020 und Shawn Hogan bis heute ein eher unbekannter Name.
Beide Schotten gewannen ihre Einzel souverän mit Averages über 92 Punkten. Petersen und Hogan kamen nicht über 86 im Schnitt hinaus. Alles deutete auf ein klaren Favoritensieg hin – doch im Doppel drehte Südafrika auf und gewann überraschend mit 5:3. In diesem Jahr zählten die Einzelspiele als ein Punkt, die Doppelspiele gaben zwei Punkte.
So ging es ins Sudden-Death-Leg. Ein einziges Leg entschied über das Weiterkommen – und Südafrika behielt die Nerven. Die Nummer 19 der Setzliste zog ins Viertelfinale ein, unterlag dort aber gegen Wales mit 1:3. Dennoch bleibt der Triumph über Schottland unvergessen.

2013 – Finnlands märchenhafter Lauf

2013 traf es die Niederlande – und das mit einem der wohl stärksten Duos der World Cup-Geschichte: Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld. Für viele war der Turniersieg nur Formsache. Doch die Finnen Jarkko Komula und Jani Haavisto hatten andere Pläne.
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Holten dreimal in Folge den World Cup, MVG und RVB
In der Gruppenphase kam Finnland gerade so weiter. Gegen die USA gewann man knapp, gegen Deutschland verlor man. Dennoch reichte es fürs Achtelfinale – dort warteten die Niederlande. Trotz des zweithöchsten Averages in dieser Runde scheiterte Oranje an den eigenen Doppeln.
Beim Stand von 3:4 vergab van Gerwen drei Darts auf Doppel 18 zum Ausgleich. Stattdessen checkte Finnland 50 Punkte über Doppel 10. Die Sensation war perfekt. Im Viertelfinale besiegte Finnland sogar Deutschland mit Andree Welge und Jyhan Artut. Erst im Halbfinale war gegen Belgien Schluss.

2017 – Paul Lim düpiert Weltranglistenerste

Ein weiterer Schockmoment folgte 2017 – und wieder war Schottland betroffen. Anderson und Wright, als Nummer 1 gesetzt, trafen in der ersten Runde auf Singapur. Paul Lim, der legendäre "9-Darter-Man", bildete zusammen mit Harith Lim ein eingespieltes Duo.
Schottland fand nie richtig ins Spiel. Singapur spielte wie entfesselt. Besonders Paul Lim glänzte auf den Doppeln und brachte sein Team mit 3:1 in Führung. Zwar verpassten die Asiaten einige Chancen zum 4:1, doch sie ließen sich nicht aus dem Konzept bringen.
Nach einigen verpassten Darts auf Doppel der Schotten checkte Paul Lim 100 Punkte zum 5:2 – ein historischer Sieg. Singapur setzte sich anschließend auch gegen Spanien durch, scheiterte aber im Viertelfinale an Belgien.

2019 – Irlands Finalmärchen

Eines der emotionalsten Kapitel schrieb Irland im Jahr 2019. William O’Connor und Steve Lennon bildeten das Team, das zunächst Griechenland souverän mit 5:1 besiegte. Im Achtelfinale wartete dann England – Rob Cross und Michael Smith.
Lennon bezwang Smith knapp mit 4:3, dann musste Cross gegen O’Connor gewinnen, um das Doppel zu erzwingen. Doch O’Connor spielte die Partie seines Lebens: Ein Average von 115 Punkten brachte ihm einen 4:1-Sieg – Cross spielte selbst starke 106.
Im Viertelfinale bezwang Irland Österreich, dann ging es gegen die Niederlande. MVG gewann sein Einzel gegen Lennon, aber O’Connor glich gegen Wattimena aus. Im Doppel spielte Irland über 100 Punkte im Schnitt und gewann 4:0 – ein Traumlauf ins Finale!
Dort war gegen Schottland (Wright & Anderson) allerdings Endstation. Dennoch bleibt dieser Run unvergessen und zählt zu den größten Sensationen der Turniergeschichte.

2024 – Italien begeistert mit Herz und Nerven

Beim letzten World Cup war es Italien, das für Furore sorgte. Michelle Turetta und Massimo Dalla Rosa galten als absolute Außenseiter. Zwar besitzt Turetta eine Tour Card, doch internationale Erfolge blieben bislang aus. Umso überraschender kam der Gruppensieg gegen Portugal und die USA.
Im Achtelfinale wartete Australien – mit Damon Heta und Simon Whitlock, die World Cup Sieger von 2022. Die Australier verpassten satte sieben Matchdarts. Italien nutzte seine Chance und verwandelte selbst den entscheidenden Dart – eine Sensation war perfekt.
Auch im Viertelfinale forderten die Italiener Belgien alles ab. Zwar unterlagen sie im Entscheidungsleg, doch sie hatten ihren Platz in den Geschichtsbüchern bereits sicher. Die erste Teilnahme eines italienischen Teams in einem World Cup-Viertelfinale – ein Meilenstein.

Österreichs unglaubliche Finalmärchen 2021 und 2024

Wenn es um unerwartete Erfolgsgeschichten beim World Cup of Darts geht, darf Österreich keinesfalls fehlen. 2021 sorgten Mensur Suljović und Rowby-John Rodriguez für eine der größten Sensationen des Turniers. Kaum jemand hatte das Duo auf dem Zettel – doch sie spielten sich in einen Rausch. Besonders der Halbfinalsieg gegen das favorisierte England ließ die Dartswelt staunen. Im Finale war Schottland mit Wright und Henderson dann zu stark, doch der zweite Platz war ein Meilenstein für den österreichischen Dartsport.
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Erreichten zweimal unerwartet das Finale, Rowby-John Rodriguez und Mensur Suljovic
Und wer dachte, so etwas sei einmalig, wurde 2024 erneut überrascht: Suljović und Rodriguez gelang tatsächlich wieder der Einzug ins Endspiel. Mit leidenschaftlichem Teamspiel und Nervenstärke kämpften sie sich durch das Feld – und warfen im Halbfinale sogar die belgischen Mitfavoriten aus dem Turnier. Diesmal war England der Finalgegener, und wieder blieb nur Silber. Doch eines ist klar: Österreich hat beim World Cup längst bewiesen, dass man sie niemals unterschätzen darf.

2025 – Gibt es den nächsten Kracher?

Auch 2025 verspricht das Turnier wieder Spannung pur. Mit 40 teilnehmenden Nationen, neuen Formaten und einigen Überraschungsteams ist alles möglich. Besonders interessant wird zu beobachten sein, wie sich England schlägt. Die Erwartungen sind hoch – mit Weltmeister Luke Littler und Weltranglistenerstem Luke Humphries im Team.
Doch wie die Geschichte zeigt: Beim World Cup of Darts ist niemand vor einem frühen Aus sicher. Ob Favoriten oder Neulinge – jeder kann an einem Tag Geschichte schreiben. Und vielleicht ist es genau dieses Jahr, in dem der nächste Schock folgt…
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