„Dieser Sieg ist für meine Oma“ – Emotionaler Wesley Plaisier zieht bei der Darts WM 2026 in die zweite Runde ein

PDC
Montag, 15 Dezember 2025 um 10:45
Wesley Plaisier (1)
Mit einem breiten Lächeln und erkennbar bewegt verließ Wesley Plaisier die Bühne des Alexandra Palace. Der Niederländer feierte erst seinen zweiten Sieg überhaupt bei der Darts-WM – und dieser hatte weit mehr Bedeutung als nur ein weiterer Eintrag in der Statistik. Nach einem nervenaufreibenden Jahr, persönlichen Rückschlägen und einem emotionalen Duell stand Plaisier als Sieger auf der größten Bühne des Sports.
„Enorm zufrieden“, sagte er direkt nach seinem 3:1-Erfolg gegen Lukas Wenig. „Ich bin so froh, dass ich dieses Match gewonnen habe.“ Mehr musste er gar nicht sagen – die Erleichterung und Dankbarkeit in seiner Stimme sprachen für sich.

Starke Phase zum richtigen Zeitpunkt

Das Match gegen Wenig verlief wie eine Achterbahnfahrt. Plaisier startete mit Selbstvertrauen, traf sauber und fand schnell den Rhythmus. Doch im zweiten Satz schlich sich Nervosität ein. „Ich begann wirklich gut“, analysierte er offen. „Aber im zweiten Satz wurde ich etwas nervöser.“
Wesley Plaisier in Aktion auf dem WM-Podium
Wesley Plaisier gewann in der Auftaktrunde der Darts WM 2026 mit 3:1 gegen Lukas Wenig
Trotz des kleinen Wacklers blieb Plaisier im Kopf stabil – und just zum richtigen Moment fand er die perfekte Antwort. Beim Stand von 1:2 im dritten Satz legte der 33-Jährige plötzlich los. „Wie aus dem Nichts spielte ich ein richtig starkes Leg, ich glaube irgendwas um 13 Darts. Und das letzte Leg dieses Satzes war wirklich sehr gut.“
Diese kurze, aber entscheidende Phase veränderte alles. „Danach brach ich ihn mit einem 11-Darter. Ab diesem Moment fühlte ich mich auf der Bühne viel ruhiger. Das war der Schlüssel zum Sieg.“
Erst sein zweiter Triumph beim größten Turnier der Welt – doch für Plaisier fühlte es sich wie ein Durchbruch an. „Es bedeutet enorm viel, hier zu gewinnen“, erklärte er. „Die erste Jahreshälfte war sehr hart für mich, aber die zweite Hälfte richtig gut. Ich bin mit viel Selbstvertrauen hierhergekommen.“
Dieses Selbstvertrauen war spürbar. Anders als im Vorjahr, als ihn beim WM-Debüt die Nerven übermannten, spielte Plaisier diesmal kontrolliert, ruhig und reif. „Letztes Jahr war ich in meinem ersten Match so nervös. Diesmal war ich eigentlich das ganze Spiel über gelassen – abgesehen vom zweiten Satz.“

Ein Sieg mit emotionaler Note

Nach dem Match zeigte sich Plaisier ungewöhnlich offen. Er sprach über die schwierigen Monate, die ihn 2025 geprägt hatten. „In den ersten sechs Monaten spielte ich eigentlich ziemlich gut, aber ich verlor unglaublich viele Partien mit 5:6. Alles fiel knapp auf die falsche Seite.“
Dann kam ein Schicksalsschlag. „Ich habe meine Oma verloren. Das war sehr schwer für mich.“ Kurz verstummte er, bevor er leise ergänzte: „Aber vielleicht hat es mich auch stärker gemacht.“
Dieser Moment verlieh seinem WM-Sieg eine tiefere Bedeutung. „Dieser Sieg war für sie“, sagte er schließlich. „Ich hoffe, sie ist stolz, dort oben.“
In der nächsten Runde wartet nun mit Gerwyn Price oder Adam Gawlas eine schwere Aufgabe. Angst verspürt Plaisier trotzdem nicht. „Wenn ich gegen Gerwyn spiele, habe ich eigentlich nichts zu verlieren“, meinte er nüchtern. „Ich bin einfach froh, dass ich in der zweiten Runde stehe.“
Doch unterschätzen sollte man ihn nicht. „Wenn ich mein eigenes Spiel spiele, kann ich es jedem schwer machen. Das habe ich heute gezeigt.“ Und mit einem Grinsen fügte er an: „Vielleicht kann ich ja wieder mit einem Sieg nach Hause fahren.“
Ein wenig Weihnachtsstimmung darf es trotzdem geben. „Ich feiere erst ein bisschen Weihnachten am ersten Tag, danach fliege ich zurück nach England und konzentriere mich voll auf das nächste Match.“

Niederländischer Stolz und neue Inspiration

Neben seiner eigenen Leistung blickte Plaisier auch auf die Erfolge seiner Landsleute. Besonders Jimmy van Schie beeindruckte ihn, der kürzlich die WDF-WM gewann. „Er hat dort wirklich fantastisch gespielt“, lobte Plaisier. „Er war einer der Favoriten, und jeder erwartete, dass er es schafft.“
Auch das 15-jährige Talent Mitchell Lawrie begeisterte ihn. „Unfassbar, wie gut er gespielt hat“, sagte Plaisier. Doch am Ende setzte sich Van Schie mit Nervenstärke und Erfahrung durch. „Jimmy blieb ruhig und holte sich das Turnier. Wenn er eine Tour Card gewinnt, wird er auf der PDC-Tour vielen das Leben schwer machen.“

Musik, Publikum und neue Gelassenheit

Eine besondere Rolle spielte an diesem Abend auch Plaisiers Walk-on. Kein typischer Darts-Hit, sondern „Angels“ von Robbie Williams – lautstark vom Publikum mitgesungen. „Das war meine eigene Wahl“, erklärte er mit einem Lächeln. „Bei den Players Championship Finals lief das Lied in einer Pause, und alle sangen mit. Da wusste ich: Das muss mein Walk-on bei der WM werden.“
War das Taktik, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen? Plaisier lacht. „Vielleicht ein klein wenig. Aber vor allem, weil ich das Lied einfach schön finde.“ Der Plan ging auf: Von den ersten Takten an war die Stimmung im Ally Pally elektrisierend – und Plaisier spürte die Unterstützung auf der Bühne.

Reife auf der großen Bühne

Was diesen Erfolg so bemerkenswert machte, war die Art, wie Plaisier ihn erzielte. Keine Panik, keine Hektik, keine überhasteten Würfe. Stattdessen spielte er kontrolliert, steigerte sich in den entscheidenden Momenten und nutzte seine Erfahrung. „Die Erfahrung vom letzten Jahr hat mir enorm geholfen“, erklärte er. „Ich wusste jetzt besser, was mich erwartet.“
Genau das macht Plaisier so gefährlich: Er lernt schnell. Mit diesem Sieg liefert er den Beweis, dass er nicht nur auf die WM-Bühne gehört, sondern langsam zu einem festen Bestandteil der Darts-Szene wird.
Für den Moment aber zählt vor allem das Gefühl. Ein Mann aus den Niederlanden, der seine Oma ehrt, das Publikum im Ally Pally verzaubert und auf der größten Bühne des Sports sein bestes Darts zeigt – das sind die Geschichten, die diese WM so besonders machen.
„Wenn ich mein eigenes Spiel spiele, kann ich es jedem schwer machen“, hatte Plaisier gesagt. Nach diesem Abend im Alexandra Palace weiß jeder: Das war keine leere Phrase.
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