Die Dartwelt könnte vor einer unerwarteten Zäsur stehen. Turki Al-Sheikh, einflussreicher saudischer Sportmanager und enger Vertrauter des Kronprinzen, hat seine Aufmerksamkeit auf den Dartsport gelenkt. Bekannt für spektakuläre Ideen und unterstützt von nahezu unbegrenzten finanziellen Mitteln, spricht er von einem „verrückten Konzept“, das den Sport revolutionieren könnte.
In den vergangenen Jahren hat Al-Sheikh bereits den Boxsport nach seinen Vorstellungen geprägt. Mit Millionen aus Riad holte er die größten Fights in den Nahen Osten und verschob damit die Machtbalance einer ganzen Sportart. Puristen kritisieren diese Entwicklung, doch international ist Saudi-Arabien längst ein zentraler Schauplatz für Sport und Entertainment.
Vom Snooker zum Darts
Al-Sheikh ist berüchtigt für unkonventionelle Neuerungen. Im März 2024 führte er beim Snooker in Riad die „goldene Kugel“ ein – eine zusätzliche 20-Punkte-Kugel, die ein Break von bis zu 167 ermöglicht. Ein Millionenbonus winkt demjenigen, der nach einer klassischen 147 auch die Goldkugel versenkt. Bislang ist dieses Kunststück niemandem gelungen, doch die Idee sorgte weltweit für Schlagzeilen.
Nun also der Blick auf den Dartsport, der seit über 15 Jahren zu den größten Erfolgen der britischen Sportvermarktung zählt. In der neuen Netflix-Serie Matchroom: The Greatest Showmen wurde enthüllt, dass Al-Sheikh mit Barry und Eddie Hearn über eine Zusammenarbeit spricht. „Wir wollen Snooker und Darts. Ich möchte etwas mit Darts machen, aber auf eine verrückte Art und Weise“, so Al-Sheikh im Gespräch mit den Hearns.
Eddie Hearn bezeichnete das Treffen als „wichtigen Moment für die Zukunft von Matchroom“. Entscheidend sei, dass sein Vater Barry und Al-Sheikh eine Verbindung aufbauen. Barry selbst zeigte sich aufgeschlossen: „Es geht nicht nur um Geld, sondern um Partner, mit denen wir langfristig wachsen können.“
Verträge über Millionen
Noch befinden sich die Verhandlungen in einer frühen Phase. Al-Sheikh soll einen Mehrjahresvertrag vorgeschlagen haben, während Hearn offenbar einen Zehnjahresdeal anstrebt. Details zum angekündigten „verrückten Konzept“ sind bisher nicht bekannt. Sollte es in Richtung einer Regeländerung à la „Gold Ball“ im Snooker gehen, dürften nicht alle traditionellen Dartfans begeistert reagieren.
Wird Barry Hearn die saudischen Millionen annehmen?
Der Zeitpunkt für einen Einstieg könnte jedoch kaum günstiger sein. Die PDC setzt jährlich rund 60 Millionen Pfund um. Die Preisgelder steigen kontinuierlich – der Weltmeister 2026 wird erstmals eine Million Pfund erhalten. Zudem tritt in diesem Jahr ein neuer Fünfjahresvertrag mit Sky Sports über 125 Millionen Pfund in Kraft.
Eddie Hearn sieht den Dartsport bereits wirtschaftlich vor dem Boxen: „Es ist wahrscheinlich doppelt so profitabel.“ Vater Barry bleibt hingegen vorsichtig: „So enthusiastisch Turki auch ist, ich vertraue Verträgen mehr als Menschen. Ich will es schwarz auf weiß sehen.“