Im Vorfeld des World Matchplay in Blackpool fällt ein Name unweigerlich: Phil Taylor. Die Darts-Legende ist mit dem prestigeträchtigen Turnier eng verbunden.
In einem ausführlichen Gespräch mit der MODUS Super Series ließ der 16-fache Champion der Winter Gardens seine Erinnerungen Revue passieren – von Titeln und Rivalitäten bis zum ständigen Drang, sich zu verbessern.
Trotz seiner Rekordflut denkt Taylor bei der Frage nach seinem schönsten Moment nicht zuerst an sportliche Erfolge. „Ein kleiner Junge namens Stan, im Rollstuhl und gelähmt – nach meinem ersten Neun-Darter gegen Chris Mason schenkte ich ihm das Board und meine Darts. Er saß da und weinte. Das vergisst man nie.“
Auch an den Lohn für diesen besonderen Moment erinnert sich „The Power“ genau: „100.000 Pfund – für ein Leg Darts. Wahnsinn, oder?“ Im Jahr darauf stand sogar ein Mercedes am Bühnenrand. „War man auf Neun-Darter-Kurs, dachte man sofort: Der gehört mir.“
Seine legendäre Serie von 16 Titeln ist bis heute unerreicht. Doch für Taylor bleiben vor allem die Rückschläge unvergessen. „Gerade die Niederlagen brennen sich ein. Mein härtester Weg? Mein letztes Matchplay. Price, Barney, van Gerwen, Lewis, Wright… ich hatte eine 50:1-Chance.“
Unvergessen auch der letzte Walk-on 2017. „Peter Wright überließ mir als Zeichen der Anerkennung den letzten Auftritt. Er war gerührt. Er sagte: Du inspirierst mich.“
Ein weiterer Schlüsselmoment: die Niederlage gegen Peter Manley 1999. „Er bat mich, das Board für ein Kind abzuhängen – ein psychologisches Spielchen. Danach habe ich alles gewonnen. Da dachte ich: Jetzt ist Krieg.“
Trotz aller Erfolge bleibt das World Matchplay für Taylor das liebste Turnier. „Sommer, entspannte Atmosphäre, meine eigene Hütte mit Gartenmöbeln. Anders als bei der WM, wo man tagelang im Hotel festsitzt. Blackpool war wie Zuhause.“
Statt Hotelzimmer schlief Taylor daheim – mit eigenem Bett, Kissen und Board. „Alles genau so, wie ich es wollte. Diese Kontrolle machte den Unterschied.“
Für ihn war das Matchplay ebenso herausfordernd wie die Weltmeisterschaft. „Da gewinnt man nichts mit Glück. Bei der WM kann man mal Losglück haben, hier musst du in jedem Spiel liefern.“
Auch seine Taktik war ausgeklügelt. „Das Bullen absichtlich verlieren, dann im ersten Leg breaken – das war mein Druckmittel. Wie im Boxen: direkt zuschlagen.“
Selbst psychologische Duelle hatten System. „Mit Kevin Painter fünfmal auf den Bullseye geworfen – und dann trotzdem das Leg geklaut. Er ist ausgerastet. Für mich ging’s nur um den Rhythmus.“
Auch die Hitze in den Winter Gardens spielte eine Rolle. „Sauna, Dampfbad – das hat wirklich geholfen. Solche Details entscheiden am Ende.“
Seine Bilanz? Über 90 Prozent Siegquote, 107 Matches, acht Titel in Serie zwischen 2008 und 2015. Trotzdem bleibt Taylor kritisch: „Ich hätte es besser machen können. Man denkt immer, was noch möglich gewesen wäre.“
Seine Niederlage gegen James Wade 2015? „Wade? War er das? Ich bin 65, ich erinnere mich an nichts mehr“, scherzt Taylor. Die mediale Reaktion damals? „Sie sagten sofort, ich sei fertig. Das hat mich erst recht motiviert.“
2018 beendete Taylor schließlich seine Karriere. Sein letztes Jahr? „Das längste überhaupt. Barry Hearn wollte, dass ich noch die Majors spiele, bis meine Tour Card abläuft – aber ich hatte genug.“ Heute bereut er es ein wenig: „Ich hätte es machen sollen. Barry hatte recht – er versteht etwas von Geld.“