Für die MODUS Super Series nahm Moderator Henry Deacon kürzlich gemeinsam mit
Glen Durrant die Karriere von
Dimitri Van den Bergh unter die Lupe. Das Gespräch offenbarte spannende Einblicke in die Entwicklung, Persönlichkeit und Zukunft des belgischen Topspielers, der bereits zwei PDC-Majors gewinnen konnte.
Van den Bergh gilt als Wegbereiter seines Landes. Während Kim Huybrechts über Jahre das belgische Darts prägte, war es „The Dreammaker“, der 2020 beim World Matchplay endgültig den Durchbruch schaffte. Mit diesem Triumph wurde er zum ersten Belgier, der ein PDC-Major für sich entscheiden konnte. Seitdem hat er sich im Circuit etabliert – wenn auch nicht ohne Kontroversen.
Von den Belgian Open zum World Matchplay-Sieger
Durrant erinnert sich noch gut an die ersten Begegnungen mit Van den Bergh: „Ich weiß noch, wie ich mit Martin Atkins im Finale des Doppelturniers bei den Belgian Open stand – und uns plötzlich zwei 13-, 14-Jährige gegenüberstanden: Dimitri Van den Bergh und Mike De Decker. Man hat sofort gesehen, dass sie Potenzial hatten.“
Die beiden Belgier profitierten von den BDO-Jugendturnieren und später der PDC Development Tour. Einen großen Anteil hatte auch Van den Berghs Vater, selbst ein begabter Spieler. „Dimitri war nicht der Talentierteste, aber er hat unermüdlich an seinem Rhythmus gearbeitet“, so Durrant.
Mit dem Management von Mac Elkin im Rücken baute Van den Bergh seine Karriere konsequent auf. Früh arbeitete er mit Sportpsychologen zusammen – etwas, das damals im Dartsport kaum üblich war. „Er hat alles investiert, um das Maximum aus sich herauszuholen“, erklärt Durrant.
Seine bunten Walk-ons bei der WM verschafften ihm den Spitznamen „The Dreammaker“. Doch nicht jeder nahm ihn ernst. „Ich habe mal eine Exhibition gegen ihn gespielt und ihn klar geschlagen. Ich hätte nie gedacht, dass er so zurückkommt“, gibt Durrant zu.
Mentale Stärke als Schlüssel
Hinter dem fröhlichen Auftreten steckt ein akribischer Perfektionist. Van den Bergh trainiert nicht nur stundenlang, sondern feilt gezielt an mentalen Routinen. „Er übt alles – Atmung, Timing, Ruhephasen. Manchmal nervt das Gegner und Publikum, aber es ist Teil seines Prozesses“, beschreibt Durrant.
Im Halbfinale des World Matchplay 2020 bekam Durrant das selbst zu spüren. „Es hat mich wütend gemacht. Er hat bewusst das Tempo rausgenommen, um mich zu stören – und es hat funktioniert.“
Im anschließenden Finale gegen Gary Anderson krönte Van den Bergh sein Debüt mit einem historischen Sieg. Trotz Geisterkulisse ohne Publikum bewies er eiserne Nerven und brachte das Turnier nach Belgien. „Wenn man an sich glaubt, kann alles passieren“, fasste Durrant den Triumph zusammen.
2020 konnte der Belgier seinen größten Erfolg feiern
Zwischen Bewunderung und Buh-Rufen
Der Erfolg machte Van den Bergh in Belgien zum Star. Doch in Großbritannien wurde er wegen seines langsamen Spiels und seiner akribischen Abläufe teilweise ausgebuht. „Für ihn war das schwer. Er ist ein netter Kerl und dachte, alle würden ihn lieben. Doch er musste lernen, damit umzugehen“, erklärt Durrant.
Nach einem Rückschlag beim World Matchplay 2021 gegen Peter Wright schien seine Karriere zu stocken. Doch 2024 meldete er sich mit dem Sieg bei den UK Open zurück. Im Finale besiegte er Luke Humphries – trotz lautstarker Kritik an seinem Tempo.
„Das hat mich überrascht“, gesteht Durrant. „Sein Floor-Spiel war schwach, in der Rangliste drohte er zu fallen. Aber auf der Bühne hat er diese besondere Fähigkeit, plötzlich da zu sein.“
Höhen und Tiefen mit Huybrechts
Ein weiteres Kapitel in seiner Laufbahn schrieb er im Doppel mit Kim Huybrechts beim World Cup of Darts. „Die beiden waren Yin und Yang. Manchmal sprachen sie kaum miteinander, aber man konnte sie trotzdem nicht ignorieren“, sagt Durrant.
Privat zeigt sich Van den Bergh als Familienmensch. „Er ist einer der freundlichsten Typen überhaupt. Wenn du sein Freund bist, macht er alles für dich. Als er Vater wurde, veränderte sich sein Blick – nicht mehr nur Spieler, sondern auch Vater“, so Durrant.
Blick in die Zukunft
Nach Jahren im Rampenlicht fiel Van den Bergh zuletzt aus den Top 16. Doch Durrant glaubt weiter fest an ihn: „Er ist ein geborener Sieger. Er wird nicht ruhen, bis er wieder einen großen Titel holt. Hinter den Kulissen arbeitet er härter als jeder andere. Dimitri überrascht immer wieder – und ich bin sicher, 2025 wird er erneut zuschlagen.“