Cor Dekker, den Darts-Fans als „The Sheriff“ bekannt, findet in den vergangenen Wochen immer mehr zu seiner Normalform. Bei den
World Series of Darts Finals in Amsterdam bekommt er nun die Chance, gegen niemand Geringeren als
Raymond van Barneveld anzutreten – und genießt schon jetzt den Moment.
„Wenn ich auf Raymond van Barneveld treffe, weiß ich natürlich, dass die Barney Army hinter ihm steht, aber ich freue mich darauf“, sagte Dekker im The Darts Show Podcast. „Ich werde einfach mein Bestes geben und wir werden sehen, was passiert.“
Großes Bühnenerlebnis für „The Sheriff“
Obwohl Dekker seit vielen Jahren Darts spielt, sammelte er bislang nur wenig Erfahrung auf den großen TV-Bühnen. Er gibt zu, dass der Druck dort ein anderer ist, versucht aber, gelassen zu bleiben. „Ich sehe es genauso wie auf der Euro Tour. Aber wie du sagst, ist es wahrscheinlich eine größere Bühne. Für mich ist jede Etappe die Gleiche.“
Für ein sportliches Highlight sorgte er im vergangenen Jahr bei der Euro Tour in Budapest. Dort gewann er nicht nur sein erstes Match auf dem Circuit, sondern krönte den Auftritt mit einem 9-Darter gegen Stephen Bunting. „Es war fantastisch. Mein erster 9-Darter, also gingen die letzten drei Darts automatisch rein. Ein unglaubliches Gefühl. Mein Sohn feiert das jedes Mal zu Hause, eine tolle Erinnerung.“
Das perfekte Leg fiel auf ungewöhnliche Weise – nach gleich mehreren Verrechnern. „Vielleicht war genau das nötig, weil mein Gehirn nicht mehr alles richtig sortierte. Ich habe mich in einem Leg verzählt, dann im nächsten wieder, und alles war verschwommen. Plötzlich passte es: 180, 141 und der 9er! Das nehme ich immer gerne.“
Ein Niederländer in Norwegen
Geboren und aufgewachsen in den Niederlanden, zog Dekker 2012 wegen seiner Frau nach Norwegen. „Ich bin 2012 ausgewandert und lebe seitdem dort – also seit über 13 Jahren. Ich bin seit zehn Jahren verheiratet, es läuft gut.“
Sein Alltag bleibt dabei eine Herausforderung: Dekker arbeitet Vollzeit in einem Lagerhaus und muss Job und Darts unter einen Hut bringen. „Es sind drei Schichten. Manchmal beende ich eine Nachtschicht, fahre direkt nach Hildesheim, spiele und gehe danach wieder in die Nachtschicht. Das ist hart, aber so ist es am Anfang.“
Wie viele neue Profis kennt er den Spagat. „Man muss Darts und Arbeit kombinieren, bis man sich einen Puffer aufbaut. Jeder ist auf Einkommen angewiesen, um die Familie zu ernähren. Also jongliert man beides, bis man sich voll auf den Dartsport konzentrieren kann.“
Cor Dekker fordert heute Raymond van Barneveld heraus
Leben im Ausland und neue Heimat
Dekker ist nicht der einzige Niederländer, der in Skandinavien lebt. Auch Jeffrey de Graaf und Kevin Doets haben dort ihr Zuhause gefunden. „Es muss wohl etwas mit den skandinavischen Mädchen zu tun haben“, lacht er. „Ich hätte eine Freundin eine halbe Stunde von meinem Wohnort in Holland haben können, aber stattdessen bin ich nach Norwegen ausgewandert. Man weiß nie, wie das Leben spielt.“
An Norwegen liebt er vor allem Raum und Natur. „In Holland hast du 17 Millionen Menschen in einem kleinen Land, in Norwegen dagegen viel Platz. Was ich am meisten vermisse, sind nicht das Land, sondern meine Familie und Freunde.“
Dekker vertrat sogar Norwegen international und sieht sich mittlerweile beiden Nationen verbunden. „Es muss beides sein. Wenn du in ein anderes Land ziehst und dort dein Leben lebst, dann ist das das Land, das du repräsentieren solltest.“
Sein Sohn, in Norwegen geboren, ist „ein echter Norweger“. „Ich habe versucht, ihm Niederländisch beizubringen, aber das war schwer. Im Kindergarten hatte er Probleme, und ich wollte nicht, dass er zurückbleibt oder gemobbt wird. Also habe ich aufgehört.“
Ein besonderes Duell gegen das Idol
Das Aufeinandertreffen mit van Barneveld in Amsterdam ist für Dekker ein besonderes Highlight – schließlich war der fünffache Weltmeister sein Kindheitsidol. „Er ist der Grund, warum ich mit Darts angefangen habe. Ich war etwa zehn Jahre alt, als er seine erste BDO-Weltmeisterschaft gewann. Das hat mich inspiriert. Für mich ist er eine Legende – und jetzt sehe ich ihn als Freund auf dem Circuit. Ich freue mich auf das Duell, es ist mein erstes gegen ihn, also bin ich wirklich aufgeregt.“
Vor Kurzem trainierten die beiden sogar zusammen in Prag – ein surrealer Moment für Dekker. Doch wenn es ernst wird, muss er die Bewunderung ablegen. „So muss man denken. Man sieht ihn einfach als einen anderen Spieler. Natürlich ist es Raymond van Barneveld, seit über 30 Jahren auf dem Circuit, und auch wenn er nicht mehr in Bestform ist, kann er immer noch großartig spielen. Aber die Chancen sind da, und meine Darts sind im letzten Monat besser geworden. Ich muss ihn einfach als normalen Gegner sehen – auch wenn er in meinen Augen immer eine Legende bleiben wird.“