Als einer der wenigen Spieler unter den Top-32 der Weltrangliste hat
Dirk van Duijvenbode neben dem Dartsport noch einen Job. Eine bewusste Entscheidung, denn Van Duijvenbode sieht seine Preisgelder bei Dartturnieren als passives Einkommen.
Unter der Woche arbeitet er als Verwalter auf einer Auberginenfarm. Kurz vor dem Ende der Dartsaison besuchte DartsNews.de ihn bei
Van Onselen Aubergines in 's-Gravenzande, wo Van Duijvenbode arbeitet.
"Ich arbeite hier, seit ich 15 Jahre alt bin", erklärte die derzeitige Nummer 25 der PDC Order of Merit. ''Ich kümmere mich im Grunde um alles, was mit Finanzen, Personal und Zertifizierung zu tun hat. Es ist nicht nur die Verwaltung, aber größtenteils schon.''
Van Duijvenbode hat von seinem Arbeitgeber die Freiheit erhalten, seinen Arbeitstag selbst zu planen. "Ich habe mit meinen Arbeitgebern lediglich vereinbart, dass ich meine Arbeit zu Ende bringen muss. Wie ich das mache, muss ich selbst herausfinden. Manchmal führt das zu 16-Stunden-Tagen, wenn man im Rückstand ist und Fristen hat. Aber im Allgemeinen nicht. Einmal im Jahr ist oft sehr viel los, wenn die Zertifizierung (eine Art Audit, Anm. d. Red.) ansteht. Dann habe ich meine normale Arbeit, und dann kommen noch Darts und die Zertifizierung dazu. Dafür hat man eigentlich keine Zeit. Ich versuche, immer mehr davon auszulagern.''
Wer erwartet hat, dass das Gespräch in Gewächshäusern voller Auberginen stattfand, hat sich getäuscht. Die niederländische Auberginensaison dauert von Februar bis Oktober. Zurzeit findet die Fruchtfolge statt. Die alte Ernte wird ausgeräumt und alles ist für die neue Saison gut gereinigt.
Das bedeutet nicht, dass es für van Duijvenbode auf dem Hof nichts zu tun gibt. In dieser Zeit beginnt der Arbeitstag des Niederländers gegen neun Uhr und damit etwas später als in der Hauptsaison. ''Normalerweise komme ich um halb acht zur Arbeit. Und dann trainiere ich um halb zehn, halb zwölf und halb drei. Das mache ich eigentlich immer alleine. Nur zur Weltmeisterschaft hin trainiere ich manchmal mit anderen Leuten, aber das ist mehr ein Gefallen für sie, als dass ich es selbst mag.''
Van Duijvenbode trainiert in einem speziell eingerichteten Raum in der Gärtnerei. "Mein Arbeitgeber hatte schon seit einiger Zeit darüber gesprochen, eine richtige Dartanlage zu bauen. Wir hatten immer eine Spielstätte an dem Ort, der jetzt die Kantine ist. Die war aber nicht perfekt. Dann wollten sie eine Art Kneipenideal schaffen. Und dann waren sie in der Lage, eine schöne, professionelle Anlage für mich zu bauen.''
Dirk van Duijvenbode 2024
Im Trainingsraum befindet sich auch ein riesiger TV-Bildschirm. Sitzt dort die ganze Firma vor dem Fernseher, wenn van Duijvenbode ein wichtiges Spiel zu bestreiten hat? ''Das kommt schon manchmal vor. Vor allem bei der Weltmeisterschaft natürlich, das sind die wirklich wichtigen Spiele. Vor allem, wenn ich an einem Wochentag in der Nachmittagssession spielen musste. Ich weiß nicht, ob dann alle aufhören, aber ich weiß von den Leuten, mit denen ich oft zusammen bin, dass sie aufhören, um zuzuschauen. Aber heutzutage ist das natürlich alles einfacher. Man kann auch mit dem Handy zuschauen.''
Die Arbeit auf einer Auberginenfarm hat van Duijvenbode auch einen neuen Spitznamen als Dartspieler eingebracht. Früher war er als The Titan bekannt, aber jetzt steht Aubergenius auf dem Kragen seines Darts-Shirts. Das liegt an Darts-Kommentator Dan Dawson, der ihn sich ausgedacht hat. "Beim European Tour-Turnier in Hasselt (2020, Anm. d. Red.) erreichte ich das Halbfinale und eine Menge Kollegen kamen vorbei, um zuzusehen. Am nächsten Tag mussten wir um sieben Uhr morgens mit der Arbeit beginnen. Er (Dan Dawson, Anm. d. Red.) hat damals die ganze Zeit darüber gesprochen, und daraus ist dann der Spitzname 'Aubergenius' entstanden
Verletzungssorgen bremsen van Duijvenbode aus
Der erwähnte Durchbruch beim European Tour-Turnier in Hasselt liegt nun schon über vier Jahre zurück. Seitdem gewann van Duijvenbode sechs Players Championship-Turniere, erreichte drei im Fernsehen übertragene Finals und zwei European Tour-Finals. Ende 2023 musste van Duijvenbode jedoch einen herben Rückschlag hinnehmen, als ihn eine Schulterverletzung ausbremste.
''Es war ein Nervenschaden'', fasst van Duijvenbode seine Verletzung zusammen. ''Wahrscheinlich durch einen Virus verursacht, aber sie konnten die genaue Ursache nicht herausfinden. Der Neurologe sagte, wir können sehen, dass Sie es hatten, in welchem Ausmaß Sie es hatten, ob es sich erholt, aber nicht, wie es dazu kam. Mein Schulterblatt ragte ganz heraus. Wenn meine Hand nach vorne ging, ging mein Schulterblatt sozusagen nach hinten.''
Ein Großteil dieses Jahres stand im Zeichen von van Duijvenbodes Genesung. "Ich arbeite mit einem Schock- und einem Schrittmacher. Das tue ich schon seit März. Ich habe sie jetzt im Haus. Vorher musste ich dafür jedes Mal zwei Stunden fahren. Irgendwann habe ich beschlossen, dass ich mich mehr auf meine Verletzung als auf den Dartsport konzentrieren werde. Irgendwann wurden die Tage dann richtig lang. Ich stand um sieben Uhr vor der Tür und war bis zehn Uhr abends beschäftigt. Das habe ich zwei bis drei Monate lang durchgehalten, aber ich habe mich dabei selbst kaputt gemacht. Das Spiel am Oche lief nicht gut. Dann hatte ich das Gefühl, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Ich wollte zuerst die Verletzung auskurieren und mich dann wieder auf den Dartsport konzentrieren. Dart war eine kurzfristige Sache und meine Verletzung eine langfristige Sache, und so habe ich mich dann entschieden."
Dirk van Duijvenbode bejubelt einen Sieg
Diese Entscheidung hat sich nach einiger Zeit ausgezahlt. ''Wir haben die letzte Untersuchung im August gemacht. Damals sah es im Vergleich zu früheren Messungen einfach sehr gut aus. Wir werden im Dezember eine weitere Messung machen, um zu sehen, wie es dann aussieht. Außerdem muss ich in diesem Jahr noch zu den Neurologen, um zu sehen, wie weit die Nervenschäden abgeklungen sind.''
Die positiven Ergebnisse haben es van Duijvenbode ermöglicht, seine Trainingsstunden zu intensivieren. ''Eigentlich trainiere ich erst seit Oktober wieder. Damals habe ich mit einer Stunde Training pro Tag begonnen, jetzt bin ich bei zwei Stunden pro Tag angelangt.'' Von seinem früheren Trainings-Pensum ist Auberginius aber immer noch ein ganzes Stück entfernt: "Mein alter Rhythmus waren drei Stunden. Jetzt bin ich nicht mehr jeden Tag dabei. Das liegt auch daran, dass ich jetzt viel Zeit in andere Dinge stecke, aber irgendwann werde ich wieder zu meinem alten Rhythmus zurückkehren.''
Rückkehr zu alter Stärke?
Van Duijvenbodes Rückkehr zu den Trainingsstunden spiegelt sich auch in seinen Ergebnissen wider. Im Oktober erreichte er das Halbfinale eines Players Championship-Turniers und auch bei der European Championship stand der 32-Jährige im Viertelfinale. Seine Fortschritte machen sich auch in den Averagewerten bemerkbar. Van Duijvenbode hatte im Zeitraum von Januar bis September einen Jahres-Average von 94,28. Für die Spiele im Oktober und November liegt sein Wert bei 96,53.
"Das Viertelfinale bei der Europameisterschaft hat mir Auftrieb gegeben", räumte van Duijvenbode ein. ''Es war zwar enttäuschend, dass ich gegen Woodhouse mit einer schlechten Leistung verloren habe, aber ich konnte aus den Spielen davor Selbstvertrauen schöpfen. Vor allem, wenn man langfristig denkt und wieder bei einem Major-Turnier antritt.''
Van Duijvenbode begann die European Championship mit einem 6-3-Sieg über Martin Schindler und schaltete anschließend Daryl Gurney mit 10-5 aus. In der Runde der letzten Acht unterlag van Duijvenbode mit 10-4 gegen Luke Woodhouse. Mit Woodhouse und auch Ritchie Edhouse, Jermaine Wattimena und Danny Noppert in der Runde der letzten Vier, hätte es eine große Chance gegeben, endlich ein Major zu gewinnen.
Dirk van Duijvenbode zelebriert seinen Walk-On
''Es war ein bisschen ärgerlich'', fuhr der ehemalige Finalist des World Grand Prix fort. "Der Grund, warum ich das Gefühl hatte zu verlieren, war teilweise der Wind. Nicht nur wegen des Windes, ich hatte schon viele Doppelfehler. Aber das ist auch der Grund, warum andere rausflogen. Also ja, es gab zwei Seiten der Medaille. Es war eine goldene Gelegenheit, wenn ich gut damit umgegangen wäre, aber das bin ich nicht.''
An diesem Wochenende stehen für van Duijvenbode die
Players Championship Finals auf dem Programm, und im Dezember folgt die
Darts WM in London. Die Erwartungen sind jetzt viel höher als im letzten Jahr, als van Duijvenbode am Tiefpunkt seiner Schulterverletzung angelangt war. ''Letztes Jahr hoffte ich, eine Runde zu gewinnen. Das hoffe ich auch jetzt, aber ich gehe jetzt mit mehr Selbstvertrauen und höheren Erwartungen dorthin. Die Weltmeisterschaft war immer das Ziel, um dort zumindest gut zu spielen und hoffentlich eine gute Leistung zu bringen.''
Wann wäre die
Darts Weltmeisterschaft für van Duijvenbode ein Erfolg? ''Das hängt ein bisschen von der Auslosung ab. Man kann in der dritten Runde auf wirklich gute Spieler treffen. Ich denke, ich muss Weihnachten auf jeden Fall überleben. Ich muss einfach das erste Spiel gewinnen, sonst ist es natürlich nicht erfolgreich. Vorzugsweise werde ich danach noch eine Runde gewinnen. Wenn ich meinen Platz im Achtelfinale von vor zwei Jahren verteidigen könnte, wäre ich damit zufrieden'', so Van Duijvenbode abschließend.