In einer neuen Folge des
Podcast Darts Draait Door von Sportnieuws.nl trifft
Jermaine Wattimena auf die Moderatoren Damian Vlottes und
Vincent van der Voort. Was folgt ist ein offenes, lustiges und gleichzeitig lehrreiches Gespräch über Verletzungen, Formtiefs, Comeback Geschichten und die manchmal unbarmherzige Realität des Lebens eines professionellen Dartspielers.
Wattimena ist in den letzten Jahren langsam aus dem Rampenlicht verschwunden und nicht mehr regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Aber seit einiger Zeit ist er mit Nachdruck auf höchstem Niveau zurück. Er erreichte sowohl das Viertelfinale beim
Grand Slam of Darts als auch das Finale bei der European Darts Championship 2024. Im Jahr 2025 erreichte er das Achtelfinale beim
World Matchplay und gewann kürzlich
seinen ersten PDC-Titel, indem er das 23. Players Championship Turnier gewann.
"Es hat mindestens zwei bis zweieinhalb Jahre gedauert, bis ich mich wieder gefangen hatte", blickt Jermaine auf seine Durststrecke zurück. "Ich hatte noch etwas Spielraum, bevor ich meine Tourkarte verlor, das war mein Glück. Aber das Niveau auf der
Pro Tour ist heutzutage so hoch, da kommt man nicht einfach zurück."
Eine kleine technische Anpassung gab den Ausschlag. "Ich begann mit einem anderen Flight zu spielen - einem L-Stil. Dadurch waren meine Darts leicht schräg nach oben gerichtet und ich hatte mehr Platz in den Tripel und Doppeln. Das hat wirklich einen Unterschied gemacht." Auch das Training in einem ruhigeren Tempo hat ihm geholfen, sagt er. "Ich bin weniger zu einem springenden Ball geworden. Ich habe ein bisschen mehr Kontrolle über meinen Wurf. Das macht einen Unterschied."
Die harte Realität von Verletzungen
Das Trio spricht auch über die Situation des ehemaligen Weltmeisters Michael Smith, der mit Arthritis - einer rheumatischen Erkrankung an Händen und Schultern - zu kämpfen hat. "Das ist wirklich traurig", sagt Wattimena. Van der Voort fügt hinzu: "Es ist unglaublich, wie schnell sich die Dinge entwickeln können. Er ist wirklich ein Spitzentalent, aber es bleibt abzuwarten, wie er das durchsteht."
Vincent weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell die Dinge schief gehen können. "Die Tour wartet auf niemanden", sagt er mit Nachdruck, "selbst Top-Spieler wie van Gerwen, Dimitri Van den Bergh, Joe Cullen - wenn man einmal auf der Talfahrt ist, ist es SO schwer, wieder zurück zu kommen."
Eine weitere tolle Geschichte, die ihnen in den Sinn kommt, ist die von Dennie Olde Kalter, der nach 20 (!) Pro-Tour-Spielen endlich seinen ersten Sieg errang. "Man sah wirklich, wie eine Last von seinen Schultern fiel", sagte van der Voort. "Und dann hat er noch zwei Spiele gegen Jim Williams und Ricky Evans gewonnen. Beeindruckend."
Wattimena kennt das Gefühl: "Das habe ich auch schon erlebt, diese Frustration. Man wirft einen Average von fast 100 und verliert trotzdem. Dann schaut man manchmal auf die Tafel und denkt: Was muss ich noch tun?"
Van der Voort über die WDF Antwerpen: "Mein Körper macht das nicht mehr mit"
Van der Voort war auch kürzlich bei den WDF Open Antwerpen, hat aber nicht wirklich viel gespielt. "Am Freitagabend habe ich ein Paar mit Quin gespielt, aber am Samstag... ja, ich kam rein, schaute in die Halle und wusste: das wird nichts." Lachend fügte er hinzu: "Ich war fünf Minuten drin, dann saßen wir schon im Uber zurück zum Hotel."
Seine Beschwerde: Es gab kaum Sitzplätze und schon gar keine vernünftigen Einwurfmöglichkeiten. "Meine Füße und mein Rücken halten das einfach nicht mehr aus. Und dann muss man vielleicht zwei Stunden warten, bis man den Pass einwerfen kann. Das schaffe ich körperlich nicht mehr."
Über den Veranstaltungsort selbst ist er ehrlich: "Was das Teilnehmerfeld angeht, war es stark, vielleicht besser als die Open Netherlands. Aber der Schuppen... nicht sehr spektakulär. Wenn sie jetzt draußen ein Zelt aufstellen würden, in dem man einfach sitzen oder sich hineinwerfen kann, wäre das viel besser."
Die Pro Tour gegen den Rest
Der Kontrast zur PDC ist groß. "Auf der Pro Tour hat man immer einen Tisch, gute Einwurfplätze, alles ist geregelt. Das ist der Unterschied zwischen dem Profi- und dem Amateurniveau", sagt van der Voort. "Ich meine das nicht abwertend, aber man merkt einfach, wie viel besser es bei der PDC organisiert ist."
Wattimena nimmt aber auch an vielen anderen Turnieren teil, zum Beispiel an der Super League. Der Grund dafür ist einfach: "Den Rhythmus finden. Selbstvertrauen aufbauen. Und es ist einfach schön, zu werfen."
Van der Voort hingegen hat nie in der Super League gespielt. "Als ich zur PDC wechselte, war mein Sohn fünf oder sechs Jahre alt. Da wollte ich nur noch samstags mit ihm zum Fußball oder Tennis gehen. Man ist schon so viel unterwegs. Er hat immer gesagt: 'Ich hoffe, du verlierst, dann bist du wenigstens bald wieder zu Hause.' Ja, dann bleibe ich an den Wochenenden einfach zu Hause."
Einer der besten Momente der Folge ist, als Wattimena und Vincent auf ein Spiel zwischen ihnen während der UK Open zurückblicken. Van der Voort erinnert sich noch gut an dieses Match: "Wir gingen in die Pause und dann musste man nach hinten gehen, an einen Tisch. Da ist es nicht üblich, mit dem Gegner zu sprechen. Aber er (Wattimena, Anm. d. Red.) sagt unverblümt, dass er nicht gewinnen kann, wenn ich weiterhin 180 Punkte werfe. Ich dachte: Was sagt er da?"
Wattimena lacht: "Vincent war in diesem Moment so gut, er hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Wenn er so weitermacht..." Van der Voort hakt dann auch ein. "Das werde ich nie vergessen, dass er das gesagt hat. Ich unterhalte mich während der Matches nie mit den Gegnern hinter der Bühne. Es ist auch nicht verboten, aber er stand da so.... Vor allem über diesen einen Satz musste ich lachen. Er hat mich in Erstaunen versetzt."
Ausschreitungen in Blackpool: "Es war wirklich ein Witz
Das Gespräch dreht sich auch kurz um Wattimenas berühmt-berüchtigte Aussage über die Bedingungen im Blackpools Winter Gardens: "Schön und entspannt. Ich genieße das sehr schöne Blackpool, wo die Fassaden fast auseinanderfallen. Sie sollten besser ein paar Polen schicken, die können hier schön verputzen", sagte der Niederländer damals während des World Matchplay. Die ursprünglich als Scherz gedachte Bemerkung kam nicht bei allen gut an. "Das war nicht als Dank gemeint", räumte der 37-Jährige ein.
Allerdings nuanciert Wattimena diese Aussagen jetzt: "Es weiß auch sonst niemand, wie es wirklich gelaufen ist. Wir haben beide nur gescherzt und ein bisschen gescherzt Es war ein Scherz! Und außerdem - es ist ein Kompliment an Polen. Sie arbeiten hart. Im Haus meiner Eltern haben die polnischen Handwerker einen fantastischen Job gemacht."