„Manche lieben mich, manche hassen mich – mir ist das egal“: Scott Williams im großen Interview

PDC
Donnerstag, 28 August 2025 um 17:30
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Scott Williams hat talkSPORT ein außergewöhnlich offenes Interview gegeben. „Shaggy“ stellte sich 20 Fragen – und sprach dabei über seine WM-Niederlage gegen Luke Humphries, die Zukunft von Beau Greaves, seine persönlichen Ambitionen sowie sein Leben abseits der Bühne.

WM-Halbfinale 2024: Klare Niederlage, knappe Sätze

Williams blickte auf das wichtigste Match seiner Karriere zurück: das Halbfinale der Darts-Weltmeisterschaft 2024 gegen Luke Humphries. Auf dem Papier war das 0:6 eine klare Angelegenheit, doch Williams sieht die Partie deutlich enger. „In vier der sechs Sätze stand es 2:2, und er hat sie mit 3:2 gewonnen. Das sieht schlimmer aus, als es war.“
Humphries spielte seinen bis dato besten TV-Average und traf gleich mehrere High Finishes. „Er hatte den höchsten Turnieraverage, seinen besten TV-Durchschnitt und acht oder neun 100+-Finishes. Ich war mehrfach auf Doppel zum Satzausgleich – es war enger, als man denkt.“
Auch seinen Weg dorthin schildert Williams mit Ehrlichkeit: „Ich hatte Glück, dass Danny Noppert ein oder zwei Monate nicht gespielt hatte. Und im Viertelfinale gegen einen nicht sehr guten MVG – aber egal, wer da steht, man muss ihn erst einmal schlagen.“

Lob und Kritik an Beau Greaves

Mit Blick auf Beau Greaves, mit der er 2022 beim WDF Europe Cup Gold gewann, fand Williams klare Worte. „Beau ist in jeder Hinsicht anders in der Dartwelt. Unglaublich gut. Aber solange sie nicht selbst daran glaubt, hat sie keine Chance.“
Er erinnerte an ein Match gegen Josh Rock, das Greaves mit einem 11-Darter im Decider gewann: „Das zeigt, wie gut sie sein kann, wenn sie es will.“ Williams traut ihr den Sprung auf die Tour zu: „Ich denke, sie holt sich nächstes Jahr eine Tour Card über die Development Tour. Sie ist die beste Dartspielerin der Welt und an ihrem Tag eine der besten überhaupt.“ Entscheidend seien jedoch Selbstvertrauen und Wille.

Ambitionen ohne Premier-League-Zwang

Die Premier League sieht Williams gelassen. „Sie ist großartig, wenn man sie erleben darf. Aber sie ist keine Besessenheit. Ich denke, Josh Rock wird es schaffen.“
Sein eigener Fokus liegt woanders. „Ich muss bei den Players Championship Turnieren besser werden, mehr European Tours spielen. Wenn mein Floor-Game passt, qualifiziere ich mich für WM und Players Championship Finals. Für den nächsten Schritt muss ich da stärker werden.“
Der Termindruck ist hoch: „Von Montag bis Mittwoch Turniere, dann Euro Tour am Wochenende – drei Wochen am Stück. Man lebt aus dem Koffer.“

„Manche lieben mich, manche hassen mich“

Williams hat längst das Image des „Bad Boy“ des Darts inne. Einschüchtern lässt er sich nicht: „In Sindelfingen gegen Niko Springer – er kam kaum eingeworfen, wollte vor seinem Publikum glänzen. Ich habe ihn vom Brett gefegt.“
Sein polarisierender Charakter gehört dazu. „Manche mögen mich, manche hassen mich. Mir ist das egal. Ich bekomme viele Nachrichten, oft gegen MVG. Das ist Teil des Jobs.“
Social Media jedoch hat er weitgehend aufgegeben: „Nach einem Kommentar über die Weltkriege habe ich so viel Mist abbekommen, dass ich Twitter verlassen habe. Ich dachte mir: Das brauche ich nicht, das verdiene ich nicht.“

Vorbereitung, Aberglaube und Ernährung

Seine Routinen sind klar. „Bei Pro Tours, die um 11 Uhr starten, esse ich morgens nichts. Abends bei TV-Turnieren gibt’s Nando’s oder ein Steak.“
Übermäßiges Training lehnt er ab. „Acht Stunden am Tag braucht keiner. Man muss praxisnah trainieren, wie in einem echten Spiel.“ Am Spieltag ist er zwei bis drei Stunden vorher in der Halle, wirft sich ein, macht Routinen und spielt Legs mit Kollegen.

Musik, Tattoos und Batman

Sein Walk-On-Song ist „I’m Not Okay (I Promise)“ von My Chemical Romance – eine Band, die ihn seit Teenager-Tagen begleitet. „Ich war eher Gothic als Emo, Baggy Jeans, Band-Shirts. Heute höre ich immer noch MCR, aber auch Metalcore, Death Metal oder sogar K-Pop.“
Seine zweite Leidenschaft: Comics und Filme. „Mein Batman ist Michael Keaton, aber Christian Bale war ikonisch in The Dark Knight. Heath Ledger vielleicht in seiner besten Rolle.“
Auf seinem Arm entsteht ein Tattoo-Sleeve mit Batman-Figuren. „Cillian Murphys Scarecrow, Christian Bales Batman, Joseph Gordon-Levitt und Anne Hathaway auf dem Motorrad – das kommt alles drauf. Das ist schon durchgeplant.“
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