„Mein Finger fing an zu zucken, zu krampfen“ – Ricky Evans trotz Verletzung erstmals im Viertelfinale des Grand Slam

PDC
Donnerstag, 13 November 2025 um 9:30
Ricky Evans (2)
Ricky Evans hat sich nach einem turbulenten, von Schmerzen und Emotionen geprägten Match ins Viertelfinale des Grand Slam of Darts gespielt. Der Engländer, bekannt für sein hohes Tempo und seine unbeschwerte Art, besiegte Luke Woodhouse in einem packenden Decider mit 10:9 – trotz massiver Probleme an seinem Wurffinger.

Schmerzen, Zweifel und Durchhaltewillen

„Ich weiß wirklich nicht, wie ich das geschafft habe“, sagte ein sichtlich erschöpfter Evans nach dem Spiel. „Mein Finger fing an zu zucken, zu krampfen – ich dachte nur: Bitte nicht jetzt.“ Trotzdem kämpfte sich „Rapid Ricky“ durch, obwohl ihn dieselbe Verletzung schon im vergangenen Jahr geplagt hatte. „Das begann letzten Dezember und kam jetzt plötzlich wieder zurück. Wenn der Finger blockiert, ist das, als würde man ohne Gaspedal fahren.“
Obwohl Evans versuchte, die Beschwerden zu verbergen, war deutlich zu sehen, dass ihn die Schmerzen einschränkten. „Vielleicht war es die Anspannung, vielleicht die Nerven – ich weiß es nicht. Aber es kam zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.“

Der Turbo zündet im richtigen Moment

Bei 5:8-Rückstand schien das Aus besiegelt, doch Evans fand zurück zu seinem natürlichen Rhythmus – und drehte das Match. Drei Legs in Folge und ein emotionaler Decider brachten ihm den größten Erfolg seiner Grand-Slam-Karriere. „Ich dachte einfach: Wirf weiter, bleib in Bewegung“, lachte er. „Ich bin kein langsamer Spieler. Wenn ich Gas gebe, läuft’s. Schnell werfen, gewinnen – so einfach ist das.“
Mit seinem ersten Viertelfinale auf dieser Bühne erfüllte sich Evans einen Traum. „Ich glaube, ich habe das noch gar nicht realisiert“, gestand er. „Ich fühle mich, als stünde ich noch auf der Bühne. Vielleicht begreife ich es erst morgen.“

Ehrlich, selbstironisch und menschlich

Typisch Evans zeigte sich der Engländer nach dem Spiel selbstkritisch und humorvoll. „Wenn ich verloren hätte, hätte jeder gesagt, ich hätte wieder versagt“, scherzte er. „Und ehrlich – es sah zwischendurch wirklich so aus. Aber ich habe einfach weitergeworfen, und plötzlich fiel alles rein.“
ricky evans 1
Ricky Evans trifft im Viertelfinale auf Gerwyn Price
Er weiß, dass er seine Emotionen zu offen zeigt: „Ich muss lernen, Verletzungen besser zu verstecken. Ich bin da ein offenes Buch. Aber wenn mir jemand beibringen kann, wie man das macht – ich zahle gutes Geld!“
Trotz aller Witze klang auch Frust durch. „Es nervt, dass ich nicht weiß, woher es kommt. Vielleicht ist es Stress oder Nervensache. Ich sage immer, ich bin nicht nervös – aber vielleicht lügt mein Körper da ein bisschen.“

Emotionale Momente und familiärer Rückhalt

Im Interview sprach Evans mit bewegten Worten über seine verstorbene Schwester. „Vielleicht hat sie heute zugesehen. Ich habe sie gespürt – irgendwie. Natürlich hilft auch mein Talent“, fügte er lächelnd hinzu. Außerdem erwähnte er seine neue Partnerin, die ihm Ruhe und Stabilität gibt. „Sie ist Krankenschwester, hilft mir bei meinen Sehnenproblemen. Ich habe Entzündungen, ein bisschen Arthrose – manchmal kann ich kaum laufen. Aber sie hält mich positiv. Das ist Gold wert.“

Skurrile Rituale und große Leidenschaft

Wie viele Dartspieler hat auch Evans seine Eigenheiten. „Ich ziehe meine Socken vor den Boxershorts an – immer. Und ich benutze bei jedem Turnier dieselbe Toilette wie Chris Dobey“, grinste er. „Außerdem brauche ich neue Socken – ich habe nicht gedacht, dass ich so weit komme.“
Neben Darts ist Musik seine große Liebe. „Ich kenne alles – von Elvis bis Taylor Swift“, prahlte er lachend. „Nur mein Walk-on-Song nervt mich. Es gibt 4.000 bessere!“

Blick nach vorn

Im Viertelfinale wartet nun Gerwyn Price – eine gewaltige Herausforderung. „Ich hoffe, der Finger hält. Wenn nicht, und ich gewinne trotzdem, darf er gern wieder krampfen“, sagte Evans augenzwinkernd.
Auch wenn der Abend kein perfektes Spiel brachte, war er ein Sinnbild für Evans’ Charakter: schnell, ehrlich, unberechenbar – und zutiefst menschlich. „Ich bin vielleicht wütend auf meinen Körper, aber stolz auf mich. Ich bin immer noch da. Und das zählt.“
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