Nach 14 spannenden Events auf der
European Tour steht das große Saisonfinale unmittelbar bevor:
Von Donnerstag, 23. Oktober, bis Sonntag, 26. Oktober 2025, steigt in Dortmund die European Darts Championship. Das Turnier markiert den Höhepunkt der diesjährigen Euro-Tour-Saison – und die Frage liegt auf der Hand: Wer folgt auf Ritchie Edhouse und darf sich am Sonntagabend Europameister nennen?
In dieser
Vorschau werfen wir einen Blick auf die Geschichte des Turniers, die größten Erfolge vergangener Jahre und die Hauptfavoriten auf den Titel.
Das Finale der European Tour
Die
European Championship bildet traditionell den Abschluss der European Tour und bringt die 32 erfolgreichsten Spieler der Saison zusammen. Eine klassische Auslosung gibt es hier nicht – stattdessen basiert das Teilnehmerfeld auf der European Tour Order of Merit.
Das bedeutet: Die Nummer 1 der Rangliste trifft in der ersten Runde auf die Nummer 32, die Nummer 2 auf die Nummer 31 und so weiter. Insgesamt geht es um ein Preisgeld von beeindruckenden 600.000 Pfund, von denen 120.000 Pfund an den späteren Champion gehen.
Die Geschichte der European Darts Championship
Die Premiere des Turniers fand 2008 in Frankfurt statt. Damals waren große Namen wie Phil Taylor, Adrian Lewis, James Wade, Raymond van Barneveld und Dennis Priestley am Start.
Wenig überraschend war Phil Taylor der erste Champion: Er besiegte Adrian Lewis im Finale mit 11:5 – der Beginn einer Ära.
Denn auch in den drei folgenden Jahren (2009–2011) dominierte „The Power“ das Geschehen. 2009 ließ er Steve Beaton beim 11:3 keine Chance und warf dabei einen Average von über 109 Punkten. Ein Jahr später überrollte er Wayne Jones im Finale mit 11:1 – erneut mit einem Schnitt von über 109. 2011 folgte Titel Nummer vier, als Taylor Adrian Lewis mit 11:8 besiegte.
2012 fand Taylors Siegesserie ein Ende: Simon Whitlock triumphierte im Finale über Wes Newton (11:5) und holte damit den ersten Titel für Australien. Ein Jahr später erreichte Whitlock erneut das Endspiel, musste sich dort aber Adrian Lewis geschlagen geben. „Jackpot“ hatte zuvor im Halbfinale Michael van Gerwen mit 11:8 ausgeschaltet und gewann anschließend das Finale mit 11:6 – sein erster Europameistertitel.
Zwischen 2014 und 2017 übernahm dann Michael van Gerwen die alleinige Kontrolle über das Turnier.
Wie einst Phil Taylor gewann der Niederländer vier Titel in Serie. 2014 besiegte er Terry Jenkins klar mit 11:4, ein Jahr später folgte ein packendes Finale gegen Gary Anderson, das Van Gerwen mit 11:10 für sich entschied – beide mit einem Schnitt jenseits der 100 Punkte.
2016 schrieb „Mighty Mike“ Geschichte: Im Finale gegen Mensur Suljovic erzielte er mit einem Average von 111,62 Punkten den höchsten Wert, der je in einem EM-Endspiel erreicht wurde, und gewann mit 11:1.
Seinen vierten Titel holte er 2017 mit einem 11:7 gegen Rob Cross – erneut mit einem fast 109er-Average.
Nach van Gerwens Dominanz begann eine Ära der Abwechslung:
James Wade gewann 2018 seinen ersten Europameistertitel durch ein 11:8 über Simon Whitlock.
Rob Cross folgte 2019, als er Gerwyn Price mit 11:9 besiegte, ehe Peter Wright 2020 mit einem klaren 11:4 gegen Wade triumphierte.
2021 kehrte Van Gerwen ins Finale zurück, doch Rob Cross holte sich mit einem 11:8 seinen zweiten Titel. Ein Jahr später sorgte Ross „Smudger“ Smith für eine der größten Überraschungen der Turniergeschichte: Er besiegte im rein englischen Finale Michael Smith mit 11:8 und feierte seinen ersten Major-Titel überhaupt.
2023 schlug Peter Wright erneut zu und sicherte sich mit einem 11:6 über James Wade seinen zweiten EM-Triumph.
Im vergangenen Jahr folgte dann ein Finale, das kaum jemand vorhergesehen hatte: Ritchie Edhouse gegen Jermaine Wattimena.
Während Stars wie Littler, Humphries, Price und van Gerwen früh scheiterten, kämpften sich die beiden Außenseiter ins Endspiel – beide ohne bisherigen PDC-Titel. Edhouse behielt schließlich die Nerven und siegte souverän mit 11:3 – sein erster großer Karriereerfolg.
Titelverteidiger Ritchie Edhouse hat sich nicht für die diesjährige European Championship qualifiziert
Jahr | Gewinner | Ergebnis | Zweiter Platz | Gesamtpreisgeld | Sieger-Preisgeld |
2008 | Phil Taylor | 11-5 | Adrian Lewis | £200.000 | £50.000 |
2009 | Phil Taylor | 11-3 | Steve Beaton | £200.000 | £50.000 |
2010 | Phil Taylor | 11-1 | Wayne Jones | £200.000 | £50.000 |
2011 | Phil Taylor | 11-8 | Adrian Lewis | £200.000 | £50.000 |
2012 | Simon Whitlock | 11-5 | Wes Newton | £200.000 | £50.000 |
2013 | Adrian Lewis | 11-6 | Simon Whitlock | £200.000 | £50.000 |
2014 | Michael van Gerwen | 11-4 | Terry Jenkins | £250.000 | £55.000 |
2015 | Michael van Gerwen | 11-10 | Gary Anderson | £300.000 | £65.000 |
2016 | Michael van Gerwen | 11-1 | Mensur Suljovic | £400.000 | £100.000 |
2017 | Michael van Gerwen | 11-7 | Rob Cross | £400.000 | £100.000 |
2018 | James Wade | 11-8 | Simon Whitlock | £400.000 | £100.000 |
2019 | Rob Cross | 11-6 | Gerwyn Price | £500.000 | £120.000 |
2020 | Peter Wright | 11-4 | James Wade | £500.000 | £120.000 |
2021 | Rob Cross | 11-8 | Michael van Gerwen | £500.000 | £120.000 |
2022 | Ross Smith | 11-8 | Michael Smith | £500.000 | £120.000 |
2023 | Peter Wright | 11-8 | James Wade | £500.000 | £120.000 |
2024 | Ritchie Edhouse | 11-3 | Jermaine Wattimena | £600.000 | £120.000 |
2025 | ... | ... | ... | £600.000 | £120.000 |
Format
Alle Spiele werden im Legs-Format ausgetragen. In der ersten Runde benötigt man sechs gewonnene Legs. In der zweiten Runde und im Viertelfinale geht es um zehn gewonnene Legs, woraufhin die Spieler im Halbfinale und Finale elf Legs gewinnen müssen.
Runde | Format |
Erste Runde | Best of 11 Legs |
Zweite Runde | Best of 19 Legs |
Viertelfinale | Best of 19 Legs |
Halbfinale | Best of 21 Legs |
Finale | Best of 21 Legs |
Favoriten
Der erst 18-jährige Luke Littler reiht in diesem Jahr Sieg an Sieg und wirkt derzeit nahezu unaufhaltsam. Kaum ein Turnier vergeht, ohne dass „The Nuke“ eine weitere Trophäe in die Höhe stemmt. Doch ein großer Titel fehlt ihm bislang noch in seiner beeindruckenden Sammlung: die European Championship. Dieses Turnier bietet ihm die perfekte Gelegenheit, diese Lücke zu schließen – und dürfte ihn zusätzlich motivieren.
Allerdings wartet auf Littler in Dortmund ein ausgesprochen schwieriger Weg zum möglichen Triumph.
Schon in der ersten Runde trifft er auf Raymond van Barneveld, einen erfahrenen Gegner, der immer für eine Überraschung gut ist. Sollte Littler diese Hürde meistern, ginge es in der zweiten Runde gegen den Sieger des Duells James Wade gegen Mike De Decker – zwei völlig unterschiedliche Spielertypen, die beide gefährlich sein können.
Im Anschluss dürfte es im Viertelfinale zum mit Spannung erwarteten Duell mit
Luke Humphries kommen – ein Aufeinandertreffen der beiden besten Spieler auf dem Circuit. Gewinnt Littler dieses Duell, stehen die Chancen hervorragend, dass er auch am Sonntagabend die Trophäe des Europameisters in den Händen halten wird.
Nach dem World Grand Prix hofft Luke Littler nun, auch die European Darts Championship für sich entscheiden zu können
Luke Humphries
Wie bereits erwähnt, ist Luke Humphries wohl der größte Herausforderer von Luke Littler im Rennen um den Europameistertitel. „Cool Hand Luke“ hat nach einer durchwachsenen Phase zuletzt wieder zu seinem Spiel gefunden, auch wenn er weiterhin vereinzelt in den frühen Runden strauchelt. Dennoch gilt: Wenn Humphries sein Auftaktmatch gegen Krzysztof Ratajski im kurzen Format übersteht, stehen die Chancen gut, dass es im Viertelfinale zum mit Spannung erwarteten Duell der beiden Lukes kommt.
Dieses Aufeinandertreffen könnte vorentscheidend für den weiteren Turnierverlauf sein – vielleicht sogar für den späteren Titelgewinn. Littler mag im Moment als leichter Favorit gelten, doch Humphries besitzt zweifellos das Talent und die Erfahrung, um den Shootingstar zu stoppen. Gelingt ihm das, könnte er sich erstmals in seiner Karriere zum Europameister krönen.
Luke Humphries ist auf dem Papier Littlers größter Konkurrent um den Titel
Gerwyn Price
Am anderen Ende des Turnierbaums wartet mit Gerwyn Price einer der gefährlichsten Spieler des Feldes. Der Waliser präsentiert sich derzeit in starker Form – vielleicht als der formstärkste Akteur nach Luke Littler – und brennt darauf, endlich wieder einen großen TV-Titel zu holen. Seit seinem Triumph bei den World Series of Darts Finals 2022 blieb der ganz große Erfolg aus, doch die jüngsten Leistungen deuten darauf hin, dass sich das nun ändern könnte.
Price hat in den vergangenen Wochen mit beeindruckender Konstanz gespielt und profitiert in diesem Turnier von einem vergleichsweise günstigen Weg: Beide Lukes – Littler und Humphries – kann er bis zum Finale vermeiden. Sollte der „Iceman“ das Viertelfinale erreichen, könnte dort ein Duell mit Stephen Bunting oder Michael van Gerwen warten. Auf dem Papier ist Price klarer Favorit in seinem Abschnitt der Auslosung – und sollte er seine aktuelle Form bestätigen, ist er zweifellos in der Lage, auch im Finale gegen Littler oder Humphries um den Titel mitzuspielen.
Kann Gerwyn Price zum ersten Mal seit 2022 wieder einen großen Titel gewinnen?
Außenseiter
Gian van Veen
Gian van Veen könnte bei der diesjährigen European Darts Championship zur ganz großen Überraschung werden. Der junge Niederländer spielt seit Monaten in überragender Form und wartet nur noch auf den Moment, in dem er seinen ersten Major-Titel auf der PDC-Tour einfahren kann – vielleicht ist es ja schon jetzt so weit.
Van Veen erwischte ein vergleichsweise günstiges Viertel in der Auslosung. In der ersten Runde trifft er auf Damon Heta, der zwar ein starker Gegner ist, bei TV-Turnieren jedoch immer wieder Schwächen zeigt. Danach könnte ein Duell mit dem Sieger zwischen Jonny Clayton und Ryan Searle folgen – ebenfalls eine machbare Aufgabe. Sollte van Veen das Viertelfinale erreichen, wartet dort voraussichtlich ein Spieler aus dem Quartett Martin Schindler, Dave Chisnall, Ryan Joyce oder Luke Woodhouse – alles Gegner, die der Niederländer in seiner aktuellen Form durchaus schlagen kann.
Im Halbfinale könnte es dann gegen klangvolle Namen wie Stephen Bunting, Michael van Gerwen oder Gerwyn Price gehen. Doch van Veen muss sich auch vor der Elite des Sports nicht verstecken. Beim letzten World Grand Prix warf er in der ersten Runde gegen Luke Littler einen Average von über 106 Punkten – auch wenn er das Match knapp verlor, zeigte diese Leistung, dass er auf höchstem Niveau jeden Gegner unter Druck setzen kann.
Wenn van Veen sein aktuelles Niveau nach Dortmund mitnimmt, wäre es keine Überraschung, wenn er bei der European Darts Championship seinen ersten großen PDC-Titel feiern würde.
Gian van Veen könnte für eine der größten Überraschungen bei der European Championship 2025 sorgen
Josh Rock
Ein weiterer Spieler, der seinem ersten Major-Titel entgegenfiebert, ist Josh Rock. Zwar gewann der Nordire kürzlich den World Cup of Darts an der Seite von Daryl Gurney, doch ein eigener PDC-Major-Titel fehlt ihm nach wie vor.
„Rocky“ erwischte allerdings ein schwierig besetztes Viertel der Auslosung. Bereits im Viertelfinale könnte er auf Nathan Aspinall oder Dirk van Duijvenbode treffen – beide standen erst kürzlich im Finale der Euro Tour und befinden sich daher in bestechender Form.
Darüber hinaus ist es sehr wahrscheinlich, dass Rock im Halbfinale auf einen der beiden Lukes trifft, und auch im Finale wartet ein harter Gegner. Für ihn muss an diesem Wochenende also alles perfekt laufen, wenn er den Pokal gewinnen will.
Doch wenn Rock sein bestes aktuelles Niveau abrufen kann, hat der Nordire durchaus das Potenzial, für eine der großen Überraschungen der European Darts Championship 2025 zu sorgen.
Josh Rock wartet nach seinem World-Cup-Sieg noch auf seinen ersten Major-Triumph im Einzel
Nathan Aspinall
An dieser Stelle verbietet es sich fast, von einer Außenseiter-Rolle zu sprechen. Nicht umsonst reist Nathan Aspinall als Nummer eins und bester Spieler der European Tour Saison 2025 nach Dortmund. Außerdem sicherte er sich am vergangenen Wochenende den Sieg beim letzten Euro Tour-Turnier in Hildesheim und geht somit mit viel Selbstvertrauen in die Europameisterschaft.
Für „The Asp“ gilt jedoch dasselbe wie für Josh Rock: Auch er erwischte ein anspruchsvolles Los. Bereits in seinem Erstrundenmatch könnte mit Rob Cross ein harter Brocken auf ihn warten. Sollte er diese Hürde meistern, steht in der zweiten Runde möglicherweise ein Duell gegen Dirk van Duijvenbode oder Danny Noppert an. Van Duijvenbode erreichte am vergangenen Wochenende ebenfalls das Finale und präsentierte sich in starker Form.
Zwar war Aspinall damals zu stark für den Niederländer, doch sollte es diesmal in Runde zwei erneut zum Aufeinandertreffen kommen, wird „Aubergenius“ mit Sicherheit auf Revanche aus sein – ein Duell, das bereits jetzt für Spannung sorgt.
Nathan Aspinall reist als Nummer eins der Rangliste zur Darts-Europameisterschaft
Stephen Bunting
Stephen Bunting gehört ebenfalls klar zu den Top-Anwärtern auf den Europameistertitel. „The Bullet“ gewann in diesem Jahr bereits zwei Turniere auf der European Tour und reist als Nummer 3 der Rangliste nach Dortmund. Neben seinen Euro-Tour-Erfolgen konnte der Engländer in dieser Saison auch zwei Players Championships und zwei World Series-Turniere für sich entscheiden, was ihn aktuell auf Platz vier der Weltrangliste katapultiert.
Sollte Bunting die Europameisterschaft gewinnen, würde er sogar auf Platz drei vorrücken, derzeit belegt von Michael van Gerwen. Ein schwieriger Weg wartet bereits früh auf ihn: In der zweiten Runde könnte er auf van Gerwen treffen, bevor im Viertelfinale mit Gerwyn Price ein weiterer Hochkaräter folgt. Eine anspruchsvolle Route also, doch für einen Spieler mit Buntings Erfahrung und Qualität ist sie keineswegs unüberwindbar.
Stephen Bunting gewann in diesem Jahr zwei European-Tour-Events