James Wade hat sich beim World Matchplay nicht nur sportlich in den Vordergrund gespielt. Nach seinem 11:7-Erfolg über Wessel Nijman in Blackpool sorgte der Routinier mit einer klaren Ansage für Schlagzeilen – und stellte dabei klar: Darts und Golf sind für ihn nicht vergleichbar.
Nach seinem nervenaufreibenden Sieg legte Wade eine ehrliche Einschätzung der Anforderungen im Darts ab. Anlass war eine Reporterfrage zu den jüngsten Aussagen von Golf-Weltranglistenerster Scottie Scheffler über Druck und Perspektive.
„Die haben jetzt eine neue Organisation – und ich weiß nicht mal, was da los ist, ehrlich gesagt“, begann Wade. „Warum spielt man Golf auf Wettkampfniveau? Um seine Familie zu ernähren. Ich ziehe meinen Hut vor denen. Die verdienen alle richtig Geld. Und es interessiert niemanden, was andere denken, solange man auf diesem Niveau sein Bestes gibt… Sie wissen schon.“
Ein direkter Vergleich von Darts und Golf? Für Wade ausgeschlossen. „Das ist nicht vergleichbar“, stellte der 42-Jährige klar. „Golfspieler stehen bei weitem nicht unter dem Druck, unter dem Dartspieler stehen.“
Seine Begründung folgte prompt. „Wie kommt [Scheffler] zu einem Turnier? Privatjet? Genau. Und ich steige in einen EasyJet-Flug… Sie lachen, aber im Ernst.“
„Er muss nicht in einen Bus steigen, er muss all das nicht machen. Das ist wirklich nicht vergleichbar. Vielleicht sollte man einfach mal das machen, was wir Dartspieler machen – und sehen, was man dann erlebt.“
Doch Wade war noch nicht fertig. „Es ist erstaunlich, was Dartspieler leisten – ohne dass ihnen alles in den Hintern geschoben wird. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich würde gerne im Privatjet reisen. Ich würde gerne mal durch den Hintereingang in den Flughafen. Aber ich bin ein Dartspieler. Ich nehme EasyJet. Ich fliege Ryanair. Weil ich eben bin, was ich bin.“
Dann wurde er grundsätzlich. „Würden Sie zwölf Stunden reisen, um ein Floorturnier zu spielen? Und das dreimal in einer Woche? Wohl kaum. Also denken Sie vielleicht mal darüber nach… Und das meine ich nicht böse.“
Trotz seines emotionalen Statements betonte Wade, dass es ihm nicht um pauschale Kritik ging. „Tut mir leid, das war nicht unhöflich gemeint. Aber es ist die Realität. Kein PDC-Spieler bekommt Sonderbehandlung. Ich wünschte, ich würde. Wenn mich jemand in seinen Privatjet einlädt – ich bin dabei. Ich würde vorher sogar sein Auto waschen.“
„Das war furchtbar“ – Wade über seinen Sieg gegen Nijman
So wichtig der Sieg gegen Nijman sportlich war – wirklich zufrieden war Wade mit seiner Leistung nicht. „Ich habe es nicht genossen. Ich war sehr nervös, unruhig, habe mich nicht wohlgefühlt. Ich bin einfach froh, dass ich gewonnen habe und es vorbei ist.“
Ob es andere Spieler verunsichern könnte, dass er selbst in dieser Form noch gewinnt? Wade lachte. „Es war ein schreckliches Gefühl. Ich war nervös, habe gezittert, war negativ gestimmt.“
Einen Titeltraum wollte er trotzdem nicht herbeireden. „Nein. Dafür braucht man Timing. Und ein bisschen Glück.“ Auch sein 13. Viertelfinale beim Matchplay konnte Wade nicht wirklich beeindrucken. „Das ist irrelevant. Die Frage ist doch: Spiele ich gut genug? Wahrscheinlich nicht.“
Dennoch startete er die Pressekonferenz mit einem Appell. „Lasst uns über Darts reden, nicht über den anderen Kram. Ich will nachher mit meiner Frau Fish and Chips essen. Das ist doch wichtiger.“
„Das alles ist nicht wichtig“ – Wade über seine Prioritäten
Je älter Wade wird, desto weniger denkt er an Trophäen – und umso mehr an seine Familie. „Ich weiß, dass ich zu den Besten gehöre – vielleicht zu den Top Ten der Welt. Aber wichtiger ist mir, meine Frau, Arthur und Alfred zu sehen. Das ist für mich der wahre Gewinn. Das andere ist nicht wichtig. Wirklich nicht.“
Diese Haltung nimmt er auch mit ans Oche. „Das Wichtigste für mich sind meine Jungs. Wenn ich ihnen etwas bieten kann, was ich selbst nie hatte, dann ist das alles, was ich will. Sie sind das Beste auf der Welt für mich.“
Wade nahm dabei auch Michael van Gerwen als Vorbild. „Michael ist einer der größten Aufdreher… ich will nicht zu viel sagen… aber seine Kinder bedeuten ihm alles. Er würde sie über alles stellen. Das habe ich mir von ihm abgeschaut.“
„Es hat sich nicht richtig angefühlt… aber ich habe genug getan“ Auch wenn er nicht sein bestes Spiel machte – Wade nutzte Nijmans Schwächen konsequent aus.
„Er hat viele Chancen vergeben… oder habe ich ihn dazu gebracht? Keine Ahnung. Ich bin einfach nur glücklich.“ Sein eigenes Gefühl war allerdings durchwachsen. „Im ersten Spiel habe ich wirklich gut gespielt. Heute war ich nervös, distanziert, es hat sich einfach nicht richtig angefühlt.“
Wie er dennoch die Nerven behielt? „Es ist wie bei einer Ente – oben ruhig, unten paddelnd. Ich glaube, so geht es vielen Spielern.“ Als man ihn fragte, ob seine coole Art über die Anspannung hinwegtäusche, grinste Wade. „Das ist nicht wie einen Wasserkocher aufsetzen… aber ich nehme das Kompliment.“
Im Viertelfinale wartet nun Gian van Veen. Wade? Bleibt gelassen.„Habe ich van Veen oder hat van Veen mich? Kommt drauf an, wie man es sieht.“
Und was denkt er über das Spiel? „Ehrlich? Nichts. Interessiert mich nicht wirklich. Ich hab gerade erst wieder angefangen, richtig zu spielen. Ich werde dir nicht sagen, dass ich gut sein werde. Es ist, wie es ist.“
Die beste Nachricht für Wade: ein freier Tag. „Hättest du mir gesagt, ich hab keinen freien Tag, hätte ich gesagt: ‚Dann mach ich das nicht.‘ Aber ich hab einen – und ich bin glücklich wie Larry.“