Vom 12. bis 14. September steht mit den
World Series of Darts Finals das nächste Majorturnier der PDC auf dem Programm. Eigentlich sollte es ein Höhepunkt im Kalender sein, doch die Vorfreude hält sich in Grenzen. Viele Spieler und Fans stellen den Sinn des Turniers inzwischen offen infrage. Topstars sagen ihre Teilnahme ab, andere verzichten auf den Qualifier. Selbst gestandene Profis sehen das Event nur noch als Nebenprodukt. Für die meisten zählt vor allem, dass die Finalisten sich ein Ticket für den Grand Slam of Darts sichern können. Da das Preisgeld nicht in die Order of Merit einfließt, hat das Turnier für viele Profis kaum sportlichen Wert.
Die
World Series of Darts steht schon länger in der Kritik. Viele Fans beklagen mangelnde Spannung und Abwechslung. Immer wieder treten dieselben Stars gegeneinander an, und meist setzen sich am Ende ohnehin die großen Namen durch. Besonders deutlich zeigte sich das in den letzten Jahren bei den Stationen der Serie. In den Niederlanden standen gleich alle Premier-League-Spieler am Oche, bei den übrigen Turnieren bestand das Profifeld aus überwiegend Premier League Spieler. Überraschungen blieben damit rar. Auch an den Qualifikationsregeln wurde geschraubt. In den Vorjahren gingen jeweils acht Startplätze an Spieler aus dem Tourcard-Qualifier. In diesem Jahr sind es nur noch sechs. Die Folge: Weniger Chancen für die breite Spielerschaft und mehr Freiräume für Einladungen der PDC.
Die ersten acht Spieler der World Series Order of Merit sind automatisch gesetzt. Es überrascht nicht, dass es sich dabei ausschließlich um große Namen handelt. Die PDC lädt diese Stars ohnehin zu allen sieben Events ein, sodass sie in der Rangliste weit vorne liegen. Dazu kommen weitere Akteure, die es über die Rangliste knapp nicht in die Top Acht geschafft haben. So erhielten etwa Michael van Gerwen, Josh Rock und Jonny Clayton einen Platz. Van Gerwen kletterte mit nur drei Siegen, gegen Dirk van Duijvenbode, Pero Ljubic und Leonard Gates, auf Rang zehn der Rangliste.
Dazu gesellen sich lokale Qualifikanten wie Raymond van Barneveld, Kevin Doets, Jermaine Wattimena, Danny Lauby Jr., Jason Brandon und Krzysztof Ratajski. Oft reicht schon ein einziger Erfolg über einen Topstar, um das Ticket zu lösen. Jason Brandon profitierte etwa von einem schwachen Auftritt von Stephen Bunting im Madison Square Garden. Mit einem Average von nur 86 Punkten genügte ihm ein Sieg, um ins Major einzuziehen. Für kein anderes großes PDC-Turnier reicht ein einzelner Erfolg – bei der World Series ist genau das möglich.
Besonders umstritten ist die Teilnahme von Jonny Tata, Simon Whitlock und Haupai Puha. Keiner von ihnen gewann ein Spiel auf der World Series, dennoch sind sie beim Finalturnier dabei. Der Grund: Alle drei nahmen an den Events in Australien und Neuseeland teil. Dadurch sammelten sie jeweils zwei Punkte und sicherten sich die Qualifikation. Noch fragwürdiger: Whitlock und Puha mussten sich dafür nicht einmal sportlich beweisen. Whitlock erhielt aufgrund seines Legendenstatus eine Wildcard, Puha war dank seiner Tourcard automatisch gesetzt. Whitlock qualifizierte sich so mit einem Legverhältnis von 5:12. Puha konnte immerhin einmal Luke Littler in den Decider zwingen. Es war also schon vor den Turnieren klar, dass beide beim Finalevent fahren würden, unabhängig von ihrer Leistung. Ein Zustand, der den sportlichen Wert massiv schmälert.
Als wäre das nicht genug, vergibt die PDC zusätzliche Startplätze an Spieler, die gar kein World Series Event gespielt haben. Hier greift die Regel, dass die besten vier Spieler der Weltrangliste, die noch nicht qualifiziert sind, ebenfalls teilnehmen dürfen. So sind James Wade, Dave Chisnall, Ross Smith und Danny Noppert mit dabei. Wade hätte eigentlich bei den Events Down Under starten sollen, verzichtete jedoch zugunsten eines Familienurlaubs in Disneyland. Noppert war in den Niederlanden aktiv, scheiterte dort aber früh an Gerwyn Price. Dennoch sind beide beim Finalturnier vertreten – einzig wegen ihrer Weltranglistenposition. Für viele Fans wirkt das willkürlich und untergräbt die Glaubwürdigkeit der Serie weiter.
Das nächste Problem sind die zahlreichen Absagen. Schon vor dem Turnier in Amsterdam sagte Gary Anderson seine Teilnahme ab, obwohl er über die Weltrangliste qualifiziert gewesen wäre. Auch Paolo Nebrida, der sich durch seinen überraschenden Sieg bei den Bahrain Darts Masters gegen Rob Cross in die Rangliste gespielt hatte, verzichtet. Sein Average lag dabei nur bei 82 Punkten, trotzdem reichte der Erfolg. Doch die Reise von den Philippinen nach Amsterdam ist dem Spieler offenbar zu aufwendig, selbst wenn mindestens 5000 Pfund Preisgeld garantiert sind.
Noch drastischer zeigt sich die Situation beim Qualifier. Zahlreiche Profis verzichteten auf die Chance, sich über diesen Weg zu qualifizieren. Dazu gehören Tim Wolters, Maximilian Czerwinski, Nathan Rafferty und Jules van Dongen. Sie lassen ohnehin auch die Players Championships aus und bleiben daher konsequent fern. Besonders ins Auge sticht aber die Absage von gleich zehn gestandenen Profis, die sehr wohl auf der Pro Tour aktiv sind: Ryan Searle, Ryan Joyce, Benjamin Reus, Pero Ljubic, Stefaan Hendryck, George Killington, Keane Barry, Alan Soutar, Scott Williams und Martin Schindler. Gerade Schindler sorgt mit seiner Entscheidung für Stirnrunzeln. Er wäre nach Danny Noppert der nächste Spieler gewesen, welcher sich über die Weltrangliste für das Turnier qualifiziert hätte, doch jetzt versucht er es nicht einmal, sich für das Turnier zu qualifizieren.
Diese Absagen werfen ein bezeichnendes Licht auf das Standing der World Series Finals. Wenn selbst erfahrene Profis auf ein garantiertes Preisgeld verzichten, zeigt das deutlich: Das Turnier besitzt nicht die sportliche Strahlkraft eines echten Majors. Viele Spieler sehen schlicht keinen Mehrwert. Die Siegchancen sind gering, da die Topstars ohnehin gesetzt sind. Gleichzeitig bietet das Event keinen Einfluss auf die Rangliste. Am Ende bleibt also nur der mögliche Platz beim Grand Slam of Darts als sportlicher Anreiz.
Die Kritik ist nicht neu. Fans und Spieler fordern schon länger eine grundlegende Reform der Serie. Die PDC steht nun unter Druck, das Konzept zu überdenken. Ein möglicher Ansatz wäre es, wieder mehr offene Qualifikationsplätze anzubieten, damit nicht nur eingeladene Stars antreten. Klare sportliche Kriterien anstelle von Wildcards würden die Glaubwürdigkeit steigern. Eine klare Sportliche Qualifikation soll das Turnier haben, nicht nur durch pure Anwesenheit oder einem Spiel bei welchem der Gegner keinen guten Tag hatte. Gleichzeitig wünschen sich viele Zuschauer mehr Rotation bei den eingeladenen Spielern, um Abwechslung ins Feld zu bringen. Ohne solche Änderungen droht die Serie weiter an Bedeutung zu verlieren.
Die World Series of Darts Finals wirken aktuell wie ein Turnier ohne Seele. Spieler wie Simon Whitlock oder Haupai Puha qualifizieren sich quasi durch bloße Anwesenheit. Andere wie Paolo Nebrida oder Gary Anderson verzichten freiwillig auf die Teilnahme. Die PDC muss diese Entwicklungen als Warnsignal verstehen. Wenn ein Majorturnier weder die Profis noch die Fans elektrisiert, ist eine Neuausrichtung dringend nötig.
Denn eines ist klar: Die World Series erfüllt zwar ihren Zweck, den Sport in neue Länder zu tragen. Doch als sportlich ernstzunehmendes Highlight im Kalender taugt das aktuelle Format nicht mehr. Ob die Finals in Amsterdam ein Wendepunkt oder ein weiterer Tiefpunkt werden, bleibt abzuwarten. Die PDC hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie durchaus in der Lage ist, ein Majorturnier neu auszurichten. Das zuvor als langweilig geltende Masters wurde durch die innovative Winmau World Masters Anfang des Jahres ersetzt – mit großem Erfolg. Sicher ist nur: So wie bisher kann es kaum weitergehen.