EXKLUSIV | „Ich will die Tour Card zurück“ – Michael Unterbuchner nimmt Profi-Comeback ins Visier

PDC
durch Nic Gayer
Donnerstag, 04 Dezember 2025 um 19:00
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Das Finale der Challenge-Tour-Saison 2025 glich einem nervenzerreißenden Thriller, einem Hollywood-Drehbuch – einem Skript, das man besser nicht hätte schreiben können. In den Hauptrollen: Mervyn King und der zweifache Lakeside-Halbfinalist sowie ehemalige Tour-Card-Holder Michael Unterbuchner. Der Deutsche war in eines der dramatischsten Duelle um ein Ticket für die Darts WM der jüngeren Vergangenheit verwickelt – und musste sich am Ende hauchdünn geschlagen geben.
In einem Exklusiv-Interview mit Dartsnews.de, das Sie sich auf unserem YouTube-Kanal ansehen können, blickt der 37-Jährige nun auf das dramatische Ende seiner Challenge-Tour-Saison zurück und schildert, wie er die finalen Augenblicke seines Kampfs um den Ally Pally erlebte. Doch „T-Rex“ richtet den Fokus längst wieder auf die Zukunft: Der ehemalige PDC-Profi steckt mitten in den Vorbereitungen auf die Q-School 2026 und beantwortet die Frage, ob er noch einmal einen Angriff auf die Profi-Tour starten möchte.

So lief das Jahr 2025 für Unterbuchner

Nimmt man Unterbuchners Saison 2025 unter die Lupe, wird eines schnell deutlich: „T-Rex“ ist zurück. Der Münchner qualifizierte sich in den vergangenen Monaten für drei Turniere der European Tour, kehrte nach mehr als drei Jahren auf den Floor-Circuit der PDC Pro Tour zurück und feierte auf der Challenge Tour den ersten PDC-Titel seiner Karriere. „Ich bin recht zufrieden mit meiner Saison. Es war ein spannendes Jahr, mit meinen Leistungen geht es wieder bergauf und das Dartspielen macht wieder richtig Spaß“, blickt Unterbuchner zurück.
Genoss sein Heimturnier in München in vollsten Zügen: Michael Unterbuchner
Genoss sein Heimturnier in München in vollsten Zügen: Michael Unterbuchner
Als besonderes Highlight bleibt dem 37-Jährigen der German Darts Grand Prix in Erinnerung. Dort feierte Unterbuchner einen seiner drei Auftritte auf der großen PDC-Bühne – und das ausgerechnet in seiner Heimatstadt München. „München ist immer toll, vor allem wenn man zu Hause spielt – es gibt nichts Schöneres“, erinnert sich Unterbuchner an das Osterwochenende.

Überragendes Comeback auf der Pro Tour

Ein weiteres Highlight seiner Saison erlebte der Deutsche im September: Nach mehr als drei Jahren kehrte Unterbuchner als Nachrücker bei den Players Championships 26 und 27 auf die Pro Tour zurück. „Ich bin mit der Einstellung hingefahren, dass es eine gute Standortbestimmung für mich selbst ist, um zu sehen, wie ich gerade dastehe. Ich habe nicht mit dem großen Preisgeld oder damit gerechnet, dass ich überhaupt etwas einspiele“, erklärt Unterbuchner.
Doch „T-Rex“ erlebte in Hildesheim ein märchenhaftes Comeback: Bereits bei Players Championship 26 setzte sich Unterbuchner zum Auftakt mit 6:1 und einem 99er-Average gegen Michael Smith durch. „Nachdem nach dem ersten Tag direkt der erste Sieg da und das erste Preisgeld eingespielt war, habe ich mir gedacht: ‚Jetzt spiel einfach weiter, genieße es und hab Spaß dabei.‘“
Und dieser Plan sollte aufgehen: Mit Siegen über Jeffrey Sparidaans, erneut Michael Smith, Leon Weber und Wessel Nijman zog der Münchner ins Viertelfinale ein. Dort lieferte sich Unterbuchner ein spannendes Duell mit Gerwyn Price, musste sich letztlich jedoch mit 4:6 geschlagen geben. Seinem Selbstbewusstsein haben die Pro-Tour-Tage in Hildesheim äußerst gutgetan: „Wenn man weiß, dass man unter anderem Michael Smith geschlagen hat, geht man mit breiterer Brust an die Sache heran.“

Dramatischer Kampf um das WM-Ticket

Mit dieser breiten Brust reiste Unterbuchner Ende Oktober nach Wigan zu den finalen Turnieren der Challenge-Tour-Saison. Was als weiterer Meilenstein begann, entwickelte sich schnell zu einem emotionalen Ausnahme-Wochenende: „T-Rex“ gewann Challenge-Tour-Event 21 mit dominanten Auftritten und sicherte sich damit den ersten PDC-Titel seiner Karriere. „Ich war mega happy. Nachdem ich zuvor schon ein paar Finals verloren hatte, war es ein super Gefühl, durchzukommen und das Endspiel zu gewinnen – daran könnte ich mich gewöhnen“, schmunzelte Unterbuchner.
Der Erfolg katapultierte den Münchner schlagartig in die Spitzengruppe der Challenge Tour Order of Merit – und mitten hinein in den Kampf um die WM-Tickets. Da Darius Labanauskas als Zweitplatzierter bereits über die Pro Tour für die Darts WM qualifiziert war, genügte ein Platz unter den Top 4, um den Traum vom Ally Pally zu verwirklichen. Während sich Stefan Bellmont und Ted Evetts an der Spitze absetzten, kristallisierte sich schnell ein packendes Duell um das letzte Ticket heraus: Michael Unterbuchner gegen Mervyn King.
Nach einem frühen Aus bei Event 22 gegen Tommy Lishman (3:5) kam es bei Event 23 zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten – ganz so, wie es ein gutes Drehbuch verlangt. Und Unterbuchner setzte ein Ausrufezeichen: Mit 5:2 und knapp 105 Punkten im Average ließ er seinem Rivalen keine Chance. „Ich musste ein bisschen schmunzeln, dass es gleich zu diesem direkten Duell kommt. Ich wollte einfach spielen, war fokussiert, voll in meinem Tunnel und habe mich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen.“
In Runde drei musste sich „T-Rex“ schließlich Keegan Brown geschlagen geben – die Entscheidung um das WM-Ticket fiel also im Grande Finale, dem letzten Turnier der Saison. Sowohl Unterbuchner als auch King erreichten das Viertelfinale, die Ausgangslage war klar: Unterbuchner musste mindestens das Ergebnis seines Konkurrenten spiegeln, um sich erstmals für die PDC-WM zu qualifizieren. Doch während King sein Viertelfinale anführte, schied der Deutsche nach einem vergebenen Matchdart auf der Doppel-13 im Decider gegen Jurjen van der Velde aus. Zeitgleich kämpfte King gegen Lee Cocks ebenfalls im Entscheidungsleg. „Ich habe mir das Ende des Spiels angeschaut und gehofft – so böse das jetzt klingt –, dass er das Spiel verliert“, erklärt Unterbuchner.
Doch das Schicksal meinte es gut mit „The King“: Cocks ließ drei Matchdarts auf Doppel-16 ungenutzt, King checkte schließlich nach 18 Darts zum Sieg und machte sein Comeback im Ally Pally nach zwei Jahren Abstinenz perfekt. „Zuerst kam natürlich die große Enttäuschung darüber, dass es dann doch nicht gereicht hat, obwohl man so gekämpft hat“, blickt der Münchner zurück. „Aber ein paar Tage später denkt man sich: Man hat eine gute Saison gespielt, man hat gekämpft, man hat alles gegeben. Am Ende hat es nicht ganz gereicht, also wird nächstes Jahr wieder neu angegriffen“, zeigt sich Unterbuchner kämpferisch.

Q-School 2026: Greift Unterbuchner die Tour Card an?

Im Optimalfall soll dieser Angriff auf der Pro Tour erfolgen: „Ich möchte die Tour Card wieder haben“, macht Unterbuchner, der bereits 2021 und 2022 zu den 128 PDC-Profis gehörte, deutlich. „Ich habe auch mit meinem Arbeitgeber schon möglichst viel abgeklärt, damit ich auch möglichst viele Turniere spielen könnte. Jetzt gibt es nur noch ein Problem: Man muss die Tour Card auch noch gewinnen“, scherzt der 37-Jährige.
Gemessen an seiner aktuellen Verfassung wird Unterbuchner bei der Q-School, die am 5. Januar startet, ohne Frage als einer der Favoriten auf einen Tour-Card-Gewinn an den Start gehen. Der Münchener kennt sein Spiel in- und auswendig und weiß, warum er derzeit am Oche so gefährlich ist: „Das hängt viel mit privaten Dingen zusammen“, sagt Unterbuchner. „Vor drei Jahren habe ich meinen Job verloren, was natürlich ein Dämpfer war. Danach beginnt man eine neue Arbeit, was für Unruhe sorgt. Aber inzwischen ist alles wieder geordnet. Es war ein hartes Stück Arbeit, aus dieser Abwärtsspirale herauszukommen, aber die habe ich investiert. Ich habe dafür gekämpft, dass ich wieder da stehe, wo ich jetzt bin und jetzt macht es wieder richtig Spaß“, sagt Unterbuchner und schließt mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft ab: „Ich hoffe, dass es noch höher geht.“
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