Wenn
Lukas Wenig am
14. Dezember erstmals die Bühne des Alexandra Palace betritt, endet für den 31-Jährigen eine Saison, die kaum bewegter hätte verlaufen können. Der Unterfranke aus Rottendorf hat sich in seinem zweiten Jahr als PDC-Tour-Card-Holder nicht nur den Traum von der
Darts WM erfüllt, sondern zugleich eindrucksvoll bewiesen, warum er auf der großen Bühne angekommen ist – und nicht vorhat, gleich wieder zu gehen.
Eine Saison unter höchstem Druck
Mit Beginn der Spielzeit 2025 war die Ausgangslage für Wenig eindeutig: Der Erhalt der Tour Card stand über allem. Doch was als Kampf ums Überleben begann, entwickelte sich im Verlauf des Jahres zu einer echten Erfolgsgeschichte.
Eines der frühen Highlights erlebte Wenig im Hochsommer,
als er bei Players Championship 23 erstmals das Finale eines Pro-Tour-Turniers erreichte. Auf dem Weg ins Endspiel setzte sich der Deutsche unter anderem gegen Daryl Gurney und Wessel Nijman durch, ehe er sich erst im Finale Jermaine Wattimena mit 5:8 geschlagen geben musste. Dieses Resultat brachte jedoch weit mehr als „nur“ Prestige und Aufmerksamkeit – es verschaffte Wenig eine hervorragende Ausgangsposition im Rennen um die WM-Tickets.
Die große Sternstunde des Lukas Wenig: Beim Grand Slam of Darts 2025 zog der Bayer sensationell ins Viertelfinale ein
Grand-Slam-Sensation als Karriere-Meilenstein
Noch größer wurde der sportliche Durchbruch einige Monate später beim Tour Card Qualifier für den
Grand Slam of Darts. Dort gelang Wenig die Revanche für das verlorene Players-Championship-Finale: Mit einem dramatischen 5:4 gegen Wattimena sicherte er sich eines der begehrten Grand-Slam-Tickets.
Beim Grand-Slam-Debüt im November spielte sich der Rottendorfer dann endgültig ins Rampenlicht. Wenig gewann sensationell seine Gruppe, setzte sich im Achtelfinale überzeugend mit 10:8 gegen Landsmann Niko Springer durch
und erreichte erstmals in seiner Karriere ein Major-Viertelfinale. Erst dort war gegen Danny Noppert Endstation – das beste Resultat seiner bisherigen PDC-Laufbahn war dennoch perfekt.
WM-Debüt dank starker Pro-Tour-Leistungen
Der verdiente Lohn folgte mit der Qualifikation für die Darts WM 2026. Über das Pro-Tour-Qualifikationsrennen marschierte Wenig souverän auf Rang 18 und sicherte sich damit deutlich einen Platz unter den Top 40 – und somit sein erstes Ticket für den Ally Pally. Für den 31-Jährigen ist es der nächste logische Schritt einer Karriere, die in diesem Jahr einzig den Weg nach oben kannte.
Der Kampf um die Tour Card
Noch bemerkenswerter werden Wenigs Leistungen mit Blick auf den langfristigen Kontext. Vor der Saison galt der Verbleib auf der Tour für ihn als alles andere als sicher. Doch mit dem Players-Championship-Finale, dem Grand-Slam-Lauf und der WM-Qualifikation hat Wenig seine Position grundlegend verändert.
Im sogenannten virtuellen Tour-Card-Rennen, in dem die aktuellen WM-Preisgelder bereits eingerechnet sind, liegt Wenig derzeit auf Rang 61. Mehrere direkte Konkurrenten wie Dom Taylor, Mario Vandenbogaerde oder Stephen Burton benötigen bereits mindestens einen WM-Sieg, um an ihm vorbeizuziehen – andere Spieler dahinter sogar mehrere Erfolge. Die Ausgangslage ist für Wenig äußerst vielversprechend.
Die WM-Auslosung: Gefährlicher Auftakt, großer Name in Sicht
Sportlich könnte Wenig nun selbst für Klarheit sorgen. Am 14. Dezember feiert er sein WM-Debüt gegen den gefährlichen Niederländer
Wesley Plaisier – ein Match, das alles andere als einfach wird. Sollte der Deutsche diese Hürde jedoch nehmen, könnte in Runde zwei ein echtes Kracherduell warten: Gerwyn Price. Ein mögliches Aufeinandertreffen der beiden Kraftpakete hätte das Zeug zum echten Highlight im Ally Pally.
Zwischen Werkbank, Hantelstange und Dartscheibe
Abseits der großen Bühnen ist Lukas Wenig bodenständig geblieben. Der Unterfranke arbeitet weiterhin Vollzeit als CNC-Dreher und -Fräser. Selbst während der Arbeit lebt er seinen Traum: In der Mittagspause trainiert Wenig im Pausenraum seines Arbeitgebers, wo er eine Dartscheibe aufhängen durfte – ein Sinnbild für seine Leidenschaft.
In seiner Freizeit setzt Wenig konsequent auf Krafttraining. Er selbst beschreibt seine Entwicklung offen: „Ich war früher der kleine, schüchterne, übergewichtige Junge. Dann hat mein Kumpel Toni mich zum Powerlifting gebracht.“ Die körperlichen Veränderungen hätten nicht nur sein Selbstbewusstsein gestärkt, sondern auch sein Dartspiel entscheidend verbessert – inklusive besserer Körperhaltung und stärkerer „Muscle-Mind-Connection“.
Reflexion, Achtsamkeit – und die beste Saison seines Lebens
Auch mental hat Wenig in diesem Jahr wichtige Schritte gemacht. Im Laufe der Saison begann er die Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen. „Er hilft mir am meisten bei den Themen Reflexion und Achtsamkeit. Wie man mit Situationen umgeht und sie einordnet“,
erklärt Wenig im Rahmen der „Road to Ally Pally“ von Elmar Paulke.
Auf die Frage von Paulke, ob dies das beste Jahr seiner Karriere gewesen sei, fällt die Antwort eindeutig – und zugleich differenziert: „Ja. Ich beschreibe es trotzdem weiterhin als Achterbahnfahrt. Es ging nicht gut los, dann habe ich angefangen besser zu spielen, gute Ergebnisse eingeheimst, Qualifier gewonnen.“
Das Ergebnis harter Arbeit
Mit Lukas Wenig feiert in diesem Dezember ein Spieler sein WM-Debüt, der sich über Jahre hinweg mit harter Arbeit an die Spitze des Sports gespielt hat. Mit sportlicher Leidenschaft, mentaler Reife und einer klaren Perspektive im Kampf um die Tour Card steht sein Debüt im Ally Pally sinnbildlich für eine Saison, in der aus einem Überlebenskampf eine echte Erfolgsgeschichte geworden ist.