Vincent van der Voort hat im
Podcast Darts Draait Door wieder einmal Klartext gesprochen. In Dortmund beobachtete der frühere niederländische Profi mit scharfem Blick die Auftritte von
Wessel Nijman bei der
European Championship – und die auffällige körperliche Veränderung von
Gerwyn Price.
Van der Voort analysierte, dass Nijman zwar enormes Talent besitzt, aber nach wie vor mit seinen Nerven kämpft. Besonders auf den Doppeln verlässt ihn oft die Ruhe. Beim EM-Duell gegen Michael van Gerwen spielte Nijman stark auf, vergab aber gleich sieben Matchdarts – am Ende drehte „Mighty Mike“ die Partie noch mit 6:5. Für Van der Voort kein Zufall, sondern ein Muster.
„Er wird etwas ändern müssen, denn so funktioniert es nicht“, sagte der 48-Jährige im Podcast. „Man merkt, dass diese Pfeile einfach weit vorbei gehen. Anfangs denkt man, es ist Zufall, aber irgendwann wird es ein Thema.“
„Er steht zu lange da“ – Van der Voort über Nijmans Problemzone
Die Ursache sieht Van der Voort nicht in fehlendem Können, sondern im Verhalten unter Druck. „Er stellt sich oft seitlich hin, konzentriert sich ewig und will seinen Puls runterbringen. Ich weiß nicht, ob das wirklich hilft“, meinte er. Der Niederländer rät zu einer kleinen, aber entscheidenden Umstellung: mehr Vertrauen in den Rhythmus.
Wessel Nijman vergab bei der Darts-Europameisterschaft sieben Matchdarts, um Michael van Gerwen zu schlagen
„Manchmal ist es besser, einfach zu werfen. Dann ist das Adrenalin da, und die Nervosität gehört dazu. Diese Versuche, jeden Pfeil zu platzieren, funktionieren bei ihm nicht“, erklärte Van der Voort.
Trotz Kritik hält der frühere Tourspieler große Stücke auf Nijman. Das Talent sei unbestritten – nur mental müsse der junge Niederländer weiter wachsen. „Wenn er ein paar enge Spiele gewinnt, ist der Knoten geplatzt. Er wird nie der kompromisslose Typ wie manch anderer, aber er kann sich deutlich steigern. Entscheidend ist, ob er offen bleibt, Neues auszuprobieren“, so Van der Voort.
Er warnte jedoch davor, sich im eigenen Muster zu verlieren. „Manche glauben, die Dinge regeln sich von selbst. Das tut es nicht. Er muss bewusst entscheiden, ob er sich verändert oder stur weitermacht.“
Price verblüfft mit massivem Gewichtsverlust
Im zweiten Teil der Podcast-Folge rückte ein anderes Thema in den Fokus: Gerwyn Price. Der Waliser hat in den vergangenen Monaten drastisch an Gewicht verloren – so sehr, dass es selbst gestandenen Beobachtern auffiel. Moderator Damian Vlottes beschrieb seine Begegnung mit dem Ex-Weltmeister in Dortmund nach dessen Niederlage gegen Daryl Gurney mit einem Schmunzeln:
„Ich dachte, da läuft ein Kind in seinem Hemd herum. Von dem alten Gerwyn ist nichts mehr übrig. Natürlich sollte man respektvoll sein, wenn jemand abnimmt, aber das war schon extrem.“
Auch Van der Voort reagierte mit seinem typischen Humor – und etwas Besorgnis. „Er hatte früher viele Muskeln, ein richtig breiter Typ. Jetzt ist er fast verschwunden. Noch ein bisschen, und Bradley Brooks haut ihn um“, witzelte er. „Früher stand da ein Kraftpaket auf der Bühne, jetzt sieht man einen ganz anderen Price. Er sollte wirklich aufhören, weiter abzunehmen. Das ist nicht gesund.“
Sein Rat sei nicht spöttisch gemeint, betonte der Niederländer. „Ich meine das ernst. Es ist gut, fit zu bleiben, aber irgendwo ist Schluss. Er soll ruhig wieder mehr essen – das meine ich freundlich.“
Dabei spielte Van der Voort auf Prices Fisch- und Pommesladen in Wales an – und sorgte mit dieser Bemerkung für Gelächter im Studio. „Er hat seine eigene Bude, also wird er schnell wieder zunehmen“, grinste er.
Moderator Vlottes fasste lachend zusammen: „Wie verrückt ist das eigentlich – dass wir Dartern jetzt raten, mehr zu essen?“
So endete eine Podcast-Folge, die wieder einmal zeigte, warum Van der Voort als einer der ehrlichsten Stimmen im Darts gilt. Zwischen scharfer Analyse und entwaffnendem Humor traf er den Punkt: Ehrgeiz, Druck und Körperbewusstsein prägen die Darts-Bühne heute stärker denn je. Und manchmal braucht es den ungeschminkten Blick eines Ex-Profis, um das so klar zu benennen.