Lukas Wenig sorgte am Sonntagnachmittag für den größten Sieg seiner Saison – und vielleicht für den emotionalsten Moment seiner bisherigen Karriere. Beim
Grand Slam of Darts besiegte der 31-Jährige den früheren Premier-League-Champion
Jonny Clayton mit 5:3 und hält damit seine Hoffnungen auf die K.o.-Runde am Leben. Nach dem Spiel nutzte er die Pressekonferenz, um auf Michael van Gerwens Aussage über
Niko Springer zu reagieren – und setzte eine klare Grenze.
„Ich denke, es ist zu früh, um das zu sagen“, entgegnete Wenig auf van Gerwens Behauptung, Springer sei bereits der beste deutsche Spieler aller Zeiten. „Niko macht großartige Fortschritte, aber das braucht noch Zeit. Er spielt stark, aber es ist einfach zu früh, so etwas zu sagen.“
Starke Leistung gegen Clayton
Wenig präsentierte sich gegen den Waliser in bestechender Form. Mit einem Average von 93,98 Punkten, einer Doppelquote von 50 Prozent und zwei Breaks zur richtigen Zeit zeigte er seine bislang beste Vorstellung auf der Grand-Slam-Bühne. Nach einem ausgeglichenen Beginn holte sich Wenig mit einem Treffer auf die Doppel 18 das entscheidende Break zum 3:2, ließ sich auch vom direkten Re-Break nicht beirren und sicherte sich mit zwei weiteren Treffern auf Doppel 8 und Doppel 18 den 5:3-Erfolg.
Während Clayton im Scoring mit acht 140ern und zwei 180ern die Nase vorn hatte, war Wenigs Checkout-Qualität der entscheidende Unterschied: fünf Treffer aus zehn Versuchen gegenüber Claytons drei aus fünfzehn. „Ich habe in den letzten Wochen und Monaten auf der Bühne gekämpft und viele Spiele im Decider verloren“, sagte Wenig. „Es fühlt sich wirklich gut an, endlich wieder zu gewinnen. Das ist ein tolles Gefühl.“
Ein Jahr des Lernens und der Schritte
Für Wenig ist der Sieg ein weiterer Meilenstein in einem Jahr, das von stetiger Entwicklung geprägt war. Seit dem Gewinn seiner Tour Card arbeitet er konsequent an seinem Spiel – und wurde dafür mit der Qualifikation zu seiner ersten Weltmeisterschaft belohnt. „Das ist einer der größten Schritte überhaupt“, sagte er. „Ich bin wirklich froh, dass ich das geschafft habe.“
Sein erstes Pro-Tour-Finale Mitten in der Saison bezeichnete Wenig als Wendepunkt. „Vor dem Finale war die WM weit weg, aber danach war ich drin. Dann lief es einfach. Ich habe gute Spieler geschlagen und wusste: Es geht Schritt für Schritt.“
Doch die Schritte waren nicht immer einfach. Die bittere Niederlage am Vortag – ein weiteres verlorenes Spiel im Decider, diesmal nach sieben vergebenen Matchdarts – machte den Triumph über Clayton umso bedeutsamer. „Ich habe zuletzt viele Decider verloren“, gab Wenig offen zu. „Darum fühlt es sich heute besonders gut an, wieder zu gewinnen.“
Respekt für Springer, aber kein Vergleich
Wenig und Niko Springer gehören zur gleichen aufstrebenden Generation deutscher Dartsprofis. Beide teilen sich während des Turniers sogar eine Unterkunft in England. „Ich kenne Niko seit Jahren, und ich bin wirklich ein großer Fan von ihm“, sagte Wenig. „Er arbeitet hart, macht alles richtig – und es ist schön, ihn auf diesem Weg zu sehen.“
Doch trotz der Sympathie will Wenig keine vorschnellen Urteile fällen. „Es ist zu früh, das zu sagen“, betonte er erneut. „Aber seine Entwicklung ist beeindruckend.“
Der nächste Schritt ist greifbar
Mit seinem ersten Sieg beim Grand Slam hat Wenig nun alle Chancen, in die K.o.-Phase einzuziehen. „Das wäre wirklich groß, denn das ist der nächste Schritt“, erklärte er. „Es ist ein Vergnügen, hier zu sein und auf dieser Bühne zu spielen. Wenn ich es in die K.o.-Runde schaffe, wäre das eine große Sache.“
Mit wiedergefundenem Selbstvertrauen, einem sicheren Wurf auf die Doppel und einem wichtigen Erfolg im Rücken hat sich Lukas Wenig in eine perfekte Ausgangsposition gebracht. Seine Entwicklung mag in kleinen Schritten verlaufen – doch dieser Sieg war ein großer, verdienter und vielleicht entscheidender.